Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1707.02.09
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Was dero Liebden an mich wegen vnser geliebste schwester Herzogin zu Parma 0003wollen erinnern, hab nit vnterlasen, als möglige meins 0004ordts einzuwenden vnd auch der Keiser besehn, als, 0005so vill die coniuncturn zulaßen. Zu den habs 0006auch dem Schlikh vndt Daun müntlich comittirt 0007an Prinz Eugen, welcher, wie ich hör, selbst erkendt, 0008das sie zu schwehr belegt vnd zu remederirn sucht. 0009Wegen Sulsbach hab ich noch kein antwort, hoff 0010es aber däglich. Iezt erworten ein gutte antwort 0011von Wolfebittln, mein gott, wan nuhr einmahl 0012etwas aus Schpanien käm, gott wirts geben. 0013Auch hatt sich der arme Reichsvicekanzler sehr 0014bedrübt vndt villeicht etwas zu seiner 0015krankheit geholfen die forcht, bey dero Liebden in vngnaden
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0016zu sein, wie er dan einen sehr harten brif von 0017seinen vattern bekommen, wie dero Liebden schon werden vernommen 0018haben, das er ihm gleichsam nit als sein sohn wolt halten vnd 0019er nit zeig von sein sohn zu sein. Der arme hatt sein recours 0020zu mihr genommen vndt mich gebetten, ihm zu 0021attestirn, wie er sich verhalten, welches ich dan im 0022gewißen mich schuldich befunden zu duen, das er 0023alzeit mit grosen eifer so woll wegen der ersten cuhr 0024als Obren Pfalz erzeigt, das er nit auch bisweilen 0025erkent, wie ich auch dero Liebden öffters gewarnt, das sie sich 0026nit zue fruehzeiten gegen auswertige potentien blosgeben sollen, 0027hatt er, wie auch alle wollmeinende zum besten 0028gemeindt. Ich hab ihn getröst, das dero Liebden ihm widrum 0029werden vohrige genad gedeyen laßen. Einmahl, herzliebster 0030herr bruder, ist es dero deinst, wan auch der Schönburg 0031nit so deuot währ gegen dero Liebden, als er warhafftig ist, 0032alle hiesige ministros zu cultiuiren, vnd wan ichs 0033mit alten schwesterligen vertrawen sagen derf, nit in 0034der gäheit offt ohne genugsame vhrsach zu 0035disgustiren, auch zu dem die christlige lieb
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0036mit sich bringt, eins vndt anders von seinen nebenmenschen 0037zu überdragen. Nuhr bitt ich, das dero Liebden, wan sie was wider 0038ein oder andren haben, vohrhero mihr es in vertrawen 0039zue eröfnen, eh sie einige ander demonstration oder 0040eröffnung gegen wem andren duen. Werde ihn gewißlich 0041allezeit trew vndt redlich das beste, was zu dero 0042dienst vndt die wahrheit mit sich bringt, einrahten 0043vndt erinnern, die ich bestendig leben vndt sterben 0044werde 0045dero Liebden 0046getrewste schwester 0047Eleonora 0048Wien den 9 februarij 1707 0049Dero libsten gemahlin vill schöns bitte0050von mihr zue sagen.