Ausfertigungeigenhändig

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000115 septembris 17080002Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Es hatt heündt der Reichsvizekanzler bey mihr audienz 0004begert, weil ich ihn aber wegen des postag nit hab 0005kommen laßen, mihr bey ligendes schreiben an dero Liebden überschikt, 0006welches herbey kombt, vndt kan ich nit anderst 0007sagen, als das er gegen mich sich allezeit gahr eifrich 0008zu dero Liebden dienst erzeigt. Was izt auf die lezt passirt, 0009hab ich ewas vernommen, das er woll ist recompen- 0010sirt worden von dero Liebden, vndt zweifl ich nit, das 0011ers mit sein trewen diensten meritirn wirt vnd 0012sein ganz haus. Wegen der romanischen sach glaub 0013ich, war nit übel, wan dero Liebden sich mit dem Curfürst 0014von Meins herüber vernemmen vnd bede 0015zum vergleich cooperiren wurden. Dise sach


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0016geht mihr sehr zu herzen, weil dardurch die religion 0017sehr wurd leiden vnd woll gahr ein religions 0018krieg noch sich zien möchte. Due mich dero Liebden befehlen 0019wie auch dero liebster gemahlin, lebe vnd sterbe 0020dero Liebden 0021getrewste schwester 0022Eleonora 0023Wien den 15ten septembris 1708 0024Ich due dero Liebden offt mitt reccomendation molestiren, 0025was aber aus der canzley, versteht sich nuhr 0026gehe nach dero wollgefallen vnd conuenienz, dan mus 0027es dun, die leüt vom hals zu brengen vnd alle 0028kenn ich nit genuechsamb. Also duen dero Liebden, was sie 0029vohr dero dienst nuzlich finden.


unpaginiert

0030Ihr Liebden herrn Curfürsten zu 0031Pfalz, meinem herzaller- 0032liebsten herrn brudern