Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1686.01.03
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht sage ich dankh vohr dero gnädichsten wuntsch zue 0003dießem newen iahr vnd heiligen veierdagen. Ich kan so ville 0004gnaden, so mihr ewer Durchlaucht erzeigen, niemahlen abdienen, aber was 0005mihr gott verleyen wirt, werde dahin anwenden, der wolle 0006ewer Durchlaucht verners noch ville iahr zue vnsern trost erhalten. 0007Bitte anebens vnterdehnigst vmb vergebung, das ich bey vohriger 0008post mein schuldichkeit nit hab abgelegt. Die ville neü- 0009iahr wuntsch vnd nachgehens die preidich ist daran schuldich 0010geweßen. Das mein herr bruder Carl gelükhlich ankommen, 0011erfrewet mich von herzen zue vernemmen. Ich hoffe 0012woll, wan die portugeßer ihn werden sehen, werde er ihnen 0013gahr wohl gefallen. Mein auch vohr ein guttes zeigen, das sie 0014mit liebere kommen seint, gott gebe ein glükhligen 0015ausgang, so gewis ein große gnad von gott wehre vnd 0016vill guetts veruhrsachen wurde. Vnd duen ewer Durchlaucht gahr 0017höchst erleücht, das sie mit der codicilarischen dispostion 0018biß zue ausgang dißer sach warten wollen. Was ewer Durchlaucht 0019gnädig melden wegen der Erzherzogin reis, so haben die doctor
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0020vnd Marta geurteilt, das ihr die reis iezt nach 0021der 13ten woch nit schaden werde, weil die gefährlige 0022zeit vohrbey vnd auch das anhsen hatt, das kein 0023calter winter werden wirt, iah, es möcht ihr mehr 0024schaden, wan mein brueder allein solt gehen vnd 0025sie zurukh bleiben, welches ich woll auch glaub, 0026dan ich weis, wie es mihr in dem vall wehre, so 0027gedenkh ich mihr, das ihr auch wirt sein. Wan mans 0028gleich vohrhin nit meint, wans darzue kombt, so 0029empfint mans erst. Ist mihr zue Lins auch so 0030gangen, zue dem doch, in höchstem vnterdehnigstem vertrawen, wurd 0031die Kaiserin auff ihren walischen furm haben wollen, welches 0032ihr nit so woll bekommen möchte. Ich hab ihr alles 0033geben, was ich brauch, hoff es wirt ihr niks geschen. 0034Das ewer Durchlaucht die brüeder wider wollen ins felt 0035gehn laßen, wan das portugesische werkh es nit verhindert, 0036wirt zue ihrer großer glori gereichen. Ob aber der 0037iüngere auch mit gehn soll, werden ewer Durchlaucht schon verners 0038überlegen, dan er ist halt noch gahr iung vnd wirt sich 0039von seinen brüedren schwerlich vill hoffmeistern laßen. Was 0040den Starenberg anbelangt, werden ihr Mayestät ihm balt
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0041ein antwort geben. Er wirt morgen zue mihr kommen, 0042so werd ich auch mit ihm von allem reden vnd 0043vernemmen, wie die sachen stehn. Wegen des Castell werd 0044auch nit vnterlaßen anzuemahnen, gott geb, das der Irsch 0045etwas gutts von Meinz bringe. Ich förcht aber woll, 0046es sey dort nit vill zue hoffen. Wegen Branden- 0047burch wirt man duen was man kan, gott geb, das es 0048angeh. Sonst seint gottlob hier alle wohl. Das wetter 0049aber ist wie im herbst ganz warm. Seint dise dagen 0050auf der Schütt gewesen, haben ihr Mayestät ein bachen vnd 1 fesching 0051geschoßen. Morgen werden wir wider hin vnd die könftige woch 0052das leztere iagen haben. Diesen brief vom Iosephl 0053ist aus meiner schuld ligen blieben, weil die vohrige 0054post mein schuldichkeit verabsaumbt hab. Due mich 0055hermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben 0056werde ewer Durchlaucht 0057vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0058EMT 0059Wien den 3ten jener des jahrs 1686 0060Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das ewer Durchlaucht 0061erinner, sie seint gewis nit auf die neüiahrschreiben an die 0062Königin in Schpanien vergeßen, hab ewer Durchlaucht vnterdehnigst manen wollen, wan sie villeicht 0063darauf vergeßen wehren.