Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1686.01.31
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädige schreiben vom 11ten vnd 18ten dis hab mit schuldigstem respect 0003empfangen. Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das bey vohriger post mein 0004schuldichkeit nit abgelegt. Der Fürst wirt mich hoffentlich ent- 0005schuldiget haben, ist ein accademia bey der Kaiserin gewesen. 0006Die Erzherzogin befindt sich gottlob woll auf, also hoffe, 0007weil sie so gesunt, das nach der cuhr ein bestendige 0008hoffnung erfolgen werde. Sage ewer Durchlaucht auch vnterdehnigst dankh vohr 0009die gutte sachen, so sie gnädigst überschreiben wollen. Es ist hir alls 0010in guettem standt vnd guett resoluirt vnd wirt gahr 0011balt die expedition an den Freitag ergehn vnd hoffentlich 0012alles zue guttem ent kommen. Der Starenberg wirt 0013auch balt expedirt werden vnd mit meinem bruedern 0014seine rukhreis nemmen. Weil die portugeser so heimlich 0015werden, so hoffe ich, das etwaß gutts erfolgen werde. 0016Gott geb sein gnad zue allem vnd eine glükhlige 0017campagne, von der alles dependirt. Es wirt gahr gutt 0018sein, wan meine brüeder widerumb werden derselben beywohnen. 0019Was den iüngren anbelangt, so hab ich halt glaubt,
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0020weil er noch so iung wehre im beßer, das er vohrhero 0021sich in andren einwehnig apliciret. Keine vngleiche relation 0022hab weiters nit von ihm, aber ich weis halt woll wie die 0023iugent ist, bis sie einwehnig assodirt werden. Ich glaub, das 0024er dem Deütschmeister folgen werde, aber der kan wegen seiner 0025charge nit allezeit acht auf ihn haben, vnd ein vnglükh 0026ist balt geschen. Die iungen leütt seint vohrwizich, wollen 0027gern überall darbey sein, vnd die kuglen haben kein respect. 0028Ich weis woll, wie es bruder Carl gemacht, der wirt hoffent- 0029lich iezt sich beßer conseruiren, dan er schon gescheider 0030ist. Doch steht alles bey ewer Durchlaucht gnädigem befehl. Wegen der gesuntheit 0031möcht er auch gefahr leiden, weil er noch nie in Vngren 0032geweßen. Die zwehn andren habens schon überstanden 0033vnd seint des luft schon gewont. Dis seint meine motiua 0034geweßen, ewer Durchlaucht aber haben zue befehlen. Heünt haben wihr 0035aus sollen, aber das wetter hatts verbotten, schneibt alleweil 0036vnd ist lauter gewasch. Ihr Mayestät haben auch ein starken catar, 0037darumb ich darum gebetten, das sie heünt nit geschriben, weis woll, 0038ewer Durchlaucht werden mihrs nit in vngnade nemmen. Die schpa- 0039nischen brief werde fleisig über schiken vnd gern alles
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0040auf mich nemmen nach ewer Durchlaucht gnädigem befehl. Ewer Durchlaucht bemühen 0041sich gahr zue vill, das dem kint geantwort, bitt, ewer Durchlaucht 0042wollen sich doch wegen seiner kein vngelegenheit machen. 0043Due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd 0044werde sterben 0045ewer Durchlaucht 0046vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0047EMT 0048Wien den lezen jener 1686 0049Hierbey vberschik ein schpanischen brif, so mir der Pater General 0050von den franciscanern geschikt. Sie haben glaubt, er sey 0051noch hir, so haben ihms eingeschloßen. Schik auch wider 0052den brif von Pater Marco. Ewer Durchlaucht werden aus dem, was ich geschikt 0053mit dem lezten brif, gnädigst gesehen haben, was die türken von ihm 0054sagen. Der Grau von Turn, ihr Mayestät botschaffter von Venedig, hatt 0055das geschriben. Ihr Mayestät werden ihn vnfehlbahr kommen laßen, 0056so balt als möglich. Hirbei kombt auch ein brif von Pater Hippolito .