Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1686.12.22
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab nit vnterlaßen wollen, mit der lieben gelegenheit, das 0003mein herr brueder morgen seine reis zue ewer Durchlaucht vortsezet, 0004ewer Durchlaucht mit meinen vnterdehnigsten zeilen zue bediennen, 0005auch vohr der gnädige schreiben vom 3ten vnd 6ten dis vnterdehnigst 0006zue danken. Hab aber aus dem lezteren mit großem 0007leidt ersehen, das ewer Durchlaucht sich widerumb vom stein 0008incommodirt befunden. Hoffe zue gott, das ewer Durchlaucht 0009iezt sich widerumb in völliger gesuntheit 0010befinden werden, warbey der allmechtige sie verners er- 0011halten wolle. Der wolle auch zue der portugesischen 0012heirat allen segen verleyen. Mein brueder hofft woll, 0013noch im früeling durch einen postrit seine walfart 0014abzuestatten. Wan der gesante auch iezt schon wekh were, 0015so kunte er doch noch vohr 2 monat oder 3 nit 0016kommen, wie alle sagen, die den weg kennen, insonder- 0017heit bey diser zeit, dah die weg gahr schlim vnd 0018auf dem mehr wegen der wint vnsicher ist.
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0019In Schpanien haben ihr Mayestät gewiß eifrigst geschriben vnd 0020duen es noch alle post, werdens auch ins könftige duen, 0021haben mihr auch befohlen, vnserer Königin disfals zue 0022schreiben, welches ich fleisich gedan. Man beklagt hier 0023genuechsamb, das die regirende fraw nit allein vnötig 0024schpesen macht, sondren das gelt woh sie kan zuesammen 0025schart, das dem König wehnig überbleibt. Man sacht, sie 0026schikts in Frankhreich. Sie duet alles, was sie will, dises 0027aber ewer Durchlaucht in höchstem perse. Dannoch hoffen ihr 0028Mayestät, wie auch der Burgamante hoffnung gibt, sie werden 0029etwas duen. Der Mansfelt duet das seinige, aber 0030die regirende fraw contrecarirt ihn in allem, das er 0031vast mit niks vortkommen kan. Wegen der mein- 0032zischen sach, so vermein ich, werden ihr Mayestät schon an 0033Cuhrfürsten geschriben haben wegen der auschreiben vnd so, 0034wan es noch nit expedirt, wirt es doch mit 0035nechstem geschen. Das die franzosen besorchlich größere 0036desein möchten haben, ist zue glauben aus den 0037schriften, welche sie dem Papst haben eingeben, ewer Durchlaucht werden 0038ihr Mayestät sentimenten darüber vernemmen. Wan man 0039in wohl in torto sezt, wirt die ganze welt
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0040wider ihn helfen, wan er was solte anfangen. Wegen 0041des Cauniz werden ihr Mayestät ihm dise befehlh geben, 0042sagen zwar, sie hetten es auch schon gedan. Gott geb, das 0043ers richt, dan ich förcht, Engelant sei mit Frankreich 0044verstanden. Wegen der comedi, so ewer Durchlaucht verlangen, 0045hab ichs schon das dem Minati geben, er versteht aber 0046nit recht wegen der schemen oder verendrungen. Mein 0047brueder wirt es ewer Durchlaucht schon sagen, wie mans ihm 0048zumb besten bedeüten kan, er wirt sich darnach gleich 0049dran sezen. Heündt haben mihr den walischen prediger 0050gehört, so vohr die Kaiserin sehlig kommen. Er machts 0051gahr schön, ist aber artig anzuesehn, ist ein kleins mänel 0052vnd hatt alleweil große brillen auf, das sicht wunder- 0053lich auß. Mit disem due ich mich ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0054befehlen vnd werde sterben 0055ewer Durchlaucht 0056vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0057EMT 0058Wien den 22ten decembris 1686 0059Schik hirbey ewer Durchlaucht ein gronogratium, 0060das ihr Mayestät auf die Windischgräz gemacht.