Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.02.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 30ten passato hab mit vnterdehnigstem 0003respect empfangen. Erfrewet mich von herzen, ewer Durchlaucht 0004guetten wohlstandt zue vernemmen, ist mihr aber 0005von herzen leidt, das der Deütschmeister sich annoch 0006so übel auf befindt, will zue gott hoffen, das 0007es sich in der zeit wirt gebeßert haben. Den 0008Bekers aber betreffendt, ist zwar nit ohn, das er 0009ihm das saurampfen waßer geraten, wie er hier 0010die colica so starkh gehabt, vnd auch auf ein 0011zeit den wein mißraten, welches alles der Her- 0012tot, welcher der Doctor aus mehren aprobirt, welcher 0013den Deütschmeister auch in selbiger krankheit 0014curirt als ordinarius, der Beker aber nuhr 0015darzu kommen, weils so schlim wahr, etlige
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0016dag darnoch zu vns auf Presburg, vnd der 0017Hertot die cur ausgefürt hatt. Die meinung 0018Doctor Bekers war aber ganz nit, das er bestendig 0019den wein völlig meiden soll, sondern, das er woll 0020einen bestendigen wein, neker oder moßler, 0021vnd ein waßer darneben trinken soll, wie er ihm dan 0022schon lezte mahl zue Presburch erlaubt 0023anfangen ein wehnig wein zue drinken, bis der 0024magen ihn wider nach vnd nach anembt. Vnd 0025dis aber absonderlich recommendirt, das er soll 0026bey einem bestendigen drankh bleiben vnd nit 0027mererley wein drinken oder vnterschidlige wäßer, 0028sondren oder das saurampfen, oder ein ander 0029oder woll auch ein wollgesoden abgelegens bir, 0030aber neben dem wein, aber darbey bestendig 0031bleiben, im felt selbiges mit führen, damit er 0032ein bestendigen drankh habe. Bey meinem bruder sehlig 0033ist er leider nit geweßen, sondern ein andrer, 0034weil ihr Mayestät, weil ich hoch schwanger vnd selbsten 0035aus bedrüebnus krankh war, ihn nit wekh laßen wollen. 0036Wolte gott, er wehr darbey gewesen, dann were er 0037villeicht nit gestorben, aber es war auch schon
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0038als zue schpaht. Bey mein Leopoldel selig wahr er 0039auch nit, hatt auch müeßen bey mihr bleiben, weil 0040ich schwanger wahr, also kan ich ihn in niks beschuldigen. 0041Den Josephl vnd meine andre kinder, woh er darbey 0042gewesen, auch in schwehren krankheiten, hatt er woll 0043curirt vnd wehnig oder vill mehr gahr nit 0044purgirt. Das er aber meinen brudren eingeben, ist 0045geweßen die vhrsach sein große verstopfung, das 0046mans entlich mit dem bad erweichen müeßen, 0047doch hatt die cur nuhr der Hertot als er 0048gefürt, vnd wie mein brueder von hier abreiste, wahr er 0049vohr ein solliche große krankheit, als er gehabt 0050hatt, recht zimlich erholt. Aber dise große 0051krankheiten gehen nit so geschwint vnd laßen 0052gern noch etwas nach, hoff aber, Pater Emmerich 0053werde ihn wider vollich curiren. Wegen Nider- 0054land werd ich von dem Hoffkanzler vernemmen, 0055was ewer Durchlaucht gnädigst befehlen, vnd mit nechstem 0056vnterdehnigst antworten. Der Cauniz ist noch nit kommen, 0057er hatt woll geschriben, er woll sich bemühen, die 0058venedische reis zue verhindern, aber mues nit
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0059sein angangen, dan der Cuhrfürstin Obersthoffmeisterin, die von Wels, 0060schreibt mir heünt, die reis sey schon publicirt, 0061vnd die Cuhrfürstin hab erlaubnus auf Ins- 0062brukh derweil zue gehn. Es wirt guet sein, 0063wan mein schwester die corespondenz in Schpanien 0064wirt cultiuiren, sie werden auch schiken, aber 0065weils halt dort in allem so langsamb geht, 0066haben sie doch erst mehr als ein iahr nach 0067der Cuhrfürstin hochzeit erst heraus geschikt mit 0068der gratulation. Auch zue meiner hochzeit 0069bin ich schon, glaub ich, das erste mahl niderkummen, 0070wie der mensch kommen ist. Wirt guet sein, wan 0071der Bischoff balt kommen wirt, ist mihr leid, 0072das er die sciatica hatt, dan er woll höchst notig 0073zue Preßlaw wehre. Ihr Mayestät verlangen, das der 0074fürstendag so balt möglig möge geschloßen 0075werden. Wegen der coadiutorie werden ihr Mayestät gewis 0076niks vnterlaßen zue duen, was möglich wirt sein, dises 0077übel abzuewenden. Mit dißem due ich mich ewer 0078Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0079ewer Durchlaucht 0080vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0081EMT 0082Wien den 8ten februarii 1688 0083Iezt gleich bekommen ihr Mayestät ein brief vom Cauniz, der ist frischer 0084vmb 2 dag als die post, dah macht er noch hoffnung, die reis zue verhindern, aufs wehnigst, das 0085der Cuhrfürst nit weiter als Venedig werd gehen, er kan mit ihm machen, was er will.