Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.04.04
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab dero gnädiges schreiben vom 20ten passato hab mit vnterdehnigstem 0003respect empfangen, bin aber ganz confundirt, 0004das ewer Durchlaucht mit mihr söliche entschuldigung 0005wollen einwenden, vnd förchte in vngnaden zue 0006sein. Bitt nachmahlen vnterdehnigst, miht dero vnterdehnigstem kind 0007keine cerimoni zue machen, sondern dero gelegenheit 0008in acht zue nemmen, dan an dero wohlstandt 0009vnd gelegenheit mein höchste zuefridenheit hanget. 0010Wegen Cöllen duet man, waß man kann, wan mihr 0011aber nit sicher sein, das mit einer newen wahl 0012der Cardinal wirt drauß zue halten sein, so 0013wirt die annulation nit allein niks helfen, sondern 0014das lezte übel erger als das erste sein. Weil 0015ich heündt ewer Durchlaucht gnädiges schreiben gahr schpaht be-
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0016bekommen, mihr auch den ganzen nachmitag in 0017der kirchen bey jesuiten bey der angst bruderschaft 0018zuegebracht, also hab mit ihr Mayestät wegen des 0019Starenbergs nit weiters reden können, werde aber 0020nit vnterlaßen, ewer Durchlaucht gnädigem befehl nachzuekommen. 0021Ich förchte zwar, es werd schwehr her gehen, vnd steh 0022sehr an, ob nit das ander vohr ewer Durchlaucht beßer wehr, 0023aus dennen vhrsachen, die ich schon neülich vnterdehnigst 0024vberschriben, nemlich wegen der gelosia anderer, weil 0025er ihr Mayestät bedienter, vnd das wan er Pfilips- 0026burg mueß versehen, wan ein krieg solt kommen, 0027ewer Durchlaucht landen abandonirt wehren. Auch wan er 0028zue Pfilipsburg, ob er gleich nit in ewer Durchlaucht dienst 0029wehre, kunte doch mein bruder seinen raht pflegen 0030vnd hette gleichwoll ewer Durchlaucht einen anderen Obristhoff- 0031meister, darmit wan er zu Pfilipsburg müest sein 0032bey meinem brudern als stathaltren, ewer Durchlaucht einen hetten, 0033dah sonst mein brueder als dan ganz allein das peso 0034der negotien vnd milits dragen müeste. Doch 0035will ich auf ewer Durchlaucht gnädigen befehl mein best duen
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0036vnd mit nechstem alles vnterdehnigst berichten. Es freüdt mich 0037woll von herzen, das die corespondenz mit Schpanien 0038so guet ist eingefürt. Was sie von dort schiken wollen, 0039ist nuhr ein caualier zue gratuliren der heirat, 0040doch pflegen sie keine formal imbasciata zue zue 0041schiken, weil ohne dem ein schpanischer botschaffter 0042drinnen ist. Auch hier her habens allezeit nuhr 0043caualier als inuiati zue dergeleichen gratulation 0044geschikt. Im übrigen wehr guet, wan mein schwester 0045nit so vill complimenten schreibet, sondren fein 0046vertreülich als wie mihr einander schreiben. Es freüt 0047mich woll, das ihr hoffnung so gut continuirt, 0048gott geb weiter sein gnad . Mit dem Deütschmeister 0049duen ewer Durchlaucht woll recht, das sie sein gesunt- 0050heit woll stabiliren wollen, eh er wider ins felt 0051geht. Ich bitt vnterdehnigst vmb vergebung, hab die 0052vohrige post etwas vnrechts eingeschloßen, so 0053schik hierbey die relation. Wegen Darmstat weis 0054ich woll nit, wos stekt, das es noch nit 0055ewer Durchlaucht empfangen haben, werd gleich nachfragen.
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0056Gott verzeis dem Castell, wan er den handel 0057verdorben hatt. Mit disem due ich mich ewer Durchlaucht 0058vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0059ewer Durchlaucht 0060vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0061EMT 0062Wien den 4ten apprill 16880063Der Cauniz ist wekh. Wegen der heirat ist niks, seint 0064schon mit Florenz impegnirt. Was er sonst 0065richten wirt, steht zue erwarten, gott gebs, das 0066gutt sey.