Ausfertigungeigenhändig

267 ros-id-1

0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab mit vnterdehnigstem respect dero gnädiges schreiben 0003vom 13ten dis empfangen, aus welchem ich schmerzlich 0004vernommen, das sich ewer Durchlaucht noch gahr matt 0005vnd ihr Durchlaucht fraw muetter noch mit dem fieber 0006incomodirt befinden, welches bey einer solichen 0007weiten, bey so üblen wetter vndt bedrüebten 0008reis mich in große sorgen sezet, der almechtige0009aber durch sein barmherzichkeit wolle ewer Durchlaucht 0010gnädig erhalten vnd beystehn. Mihr haben hier 0011leider auch die üblen zeitung von Wirtenberg


267 vos-id-2

0012vnd andren vernommen. Es ist nit ohne, das 0013die sachen ein übles ansehn hatt vnd das 0014Reich, wie auch ihr Mayestät erblanden, in höchster 0015gefahr steheten. Ich vertrawe aber festiglig auf 0016den barmherzigsten vnd gerechtigsten gott, das noch 0017alles wider alle apparens beßer ausschlagen 0018wirt, vnd dass des Pater Stridonius profezeiung in disen 0019gleich noch wie bis dato in allem andren verificirt 0020werden, welcher alle dise sachen klar vohr gesacht. 0021Ihr Mayestät vnterlaßen vnterdeßen nit, alles mögliste 0022anzuewenden auf allen seiten zue solictiren, 0023bis vnsere leüt, auch die beyren, schwaben vnd 0024franken aus Vngern kommen. Gott hatt dis 0025regenwetter nit vergebens geschikt, das wirt 0026die franzoßen wohl noch mehr hindern. Das 0027der Deütschmeister zue Heidelberg sich offerirt 0028hatt zue bleiben, hatt er billich sein vnterdehnigste


268 ros-id-3

0029kintlige schuldichkeit vnd lieb erzeiget. Aber ich 0030weis nit, ob er ewer Durchlaucht dort wirt vill dienen 0031können, vnd ob es nit beßer, das er von danen geht, 0032insonderheit, wan ihr Mayestät völker herauf 0033kommen, bey selbigen zue bleiben vnd ewer Durchlaucht 0034land zu deffendiren. Wan der Hoffkanzler wirt 0035zue ewer Durchlaucht kommen, werden ewer Durchlaucht alles dises 0036mit ihm deliberiren vnd resoluiren können, was 0037sie zue dero dienst finden werden. Weil ich hir noch die 0038antwort von ewer Durchlaucht noch nit hab gehabt 0039vnd ich auch die spesen betracht hab, so 0040bruder Pfilip Wilhelm erforderte, wan er auf München 0041solte gehen, so hab ichs sotto mano verhindert, 0042vnd weil er von ewer Durchlaucht gnädiger erlaubnus hat, so ich aus 0043ihr Durchlaucht fraw mutter brif vernommen, wirt er sein reis 0044in Italien vortsezen. Will ewer Durchlaucht nit lenger mit 0045mein schreiben aufhalten, due mich in dero gnade vnterdehnigst 0046befehlen vnd werde sterben 0047ewer Durchlaucht 0048vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0049EMT 0050Wien den 21ten octobris 1688