Ausfertigungeigenhändig

269 ros-id-1

0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002In der hoffnung, das sich ewer Durchlaucht in der gesundtheit 0003mehr vnd mehr erholet werden haben, komm ich mit 0004disen vnterdehnigsten zeilen selbigen aufzuewarten, werde nit außer 0005sorgen kommen, bis ich werde vernemmen, das ewer Durchlaucht 0006gelükhlich zue Neüburg werden angelangt sein. 0007Gott wirt auch hoffentlich den bedrüebten zuestand 0008des Reichs einist trösten nach seinem göttligen willen. 0009Alhier vnterlast man niks, aber ist halt aller 0010sucurs weit, das schwerlich a tempo wirt kommen 0011können, gott aber ist alles möglich, auf den verlaß 0012ich mich festiglich. Aus Polen hab ich nachricht, das 0013die Sapien meins bruders Carl gemahlin Liebden guetter zu ihrer


169 vos-id-2

0014protection genommen gegen den König. Es werden auch 0015ihr Mayestät iezt hinein schiken zum reichsdag vnd die 0016sach negotiren laßen. Sie haben vermeint, es wehr 0017guet, wan auch einer von meiner fraw schwegerin 0018hinein geschikt wurd, zwar ohne caracter, der disen 0019negotio inuigilirte. Der Hoffcanzler schreibt heünt 0020aus förlich meinem bruder Carl hierüber. Ich hab zwar 0021vermeint, es sey wegen der einladungs meines 0022bruders Pfilip Wilhelm bey Beyern als schon aus, dan weiter 0023niks daruon gemelt ist worden, heünt aber 0024mit der post schreibt der Fuker dem Hoffcanzler 0025aus befehl des Cuhrfürsten, er soll ihm vertreülich 0026berichten, ob er derfte meinen brueder zue diser 0027fonction einladen, dan der Herzoch Max, wie ich 0028hör, ist wegen seiner krankheit nit in stant, 0029das er dise fonction verichten kan. Ich hab 0030aber dem Hoffkanzler gesacht, er soll antworten,


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0031das, weil sie hir weiters niks daruon gemelt hetten, 0032so hett man nit glaubt, das der Cuhrfürst mehr 0033in disen gedanken steh, darauf wehren meine 0034brueder vereist vnd diser mit intention, 0035alsobalt seine reis in Italien vortzue- 0036sezen. Also wüste er Hoffkanzler nit, ob 0037er schon wekh sey von Preßlaw vnd woh er aniezt an- 0038zuetreffen, vnd dass ihn leicht die brif verfehlen 0039könten, also er hierin niks zueferleßichs könte 0040versichern. Mit disen, hoff ich, werden mihr 0041draus kommen. Vals sie aber weiters die 0042sach vrgiren solten, sie ich nit woll, wie mans 0043wirt abschlagen können, ich hoff aber, auf dis wirt 0044es weiter nit verlangt werden. Due mich hirmit 0045in ewer Durchlaucht gnad vnterdehnigst befehlen, die ich 0046sterben werde 0047ewer Durchlaucht 0048vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0049EMT 0050Wien den 24 octobris 1688