Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab mit vnterdehnigstem respect dero gesches schreiben 0003vom 10ten dis empfangen. Bitt nachmahlen, sich mit 0004eigenhendigen schreiben nicht zue bemüehen meinet- 0005wegen vnd dero gesuntheit beßer zue conser- 0006viren. Mein fraw schwester, die Königin, schreibt mihr 0007auch in diser materi, bezihet sich auf das, was 0008sie ewer Durchlaucht vberschreibet vnd dem Bischoff. Es ver- 0009wundert mich, das sie nit ehender auf meinen 0010bruder Pfilipp Wilhelm geht, weil dißer schon die höhere 0011weich hatt vnd selten segen darbey, wan man den standt 0012verendert. Werde aber erwarten, was ewer Durchlaucht mihr 0013hierinfals gnädigst befehlen werden. Ich hab auch auch von


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0014der Königin in Spanien brif, woh sie von diser materi meldung 0015duet. Mein bruder, der Bischoff, hatt mihr auch comunicirt, 0016was sie ihm aus Portugal schreibt, hab aber auf 0017niks können recht antworten, bis ich ewer Durchlaucht gnädigen 0018befehl empfangen werde. Gott gebe, das die zeitung 0019von Vlmb continuiren möge. Der Cuhrfürst in Beyern 0020hatt ein curir geschikt, wie ich ewer Durchlaucht schon bey vohriger 0021post vnterdehnigst bericht hab, als hett er nachricht, das 0022sie Vlm belegren wolten, ich glaubs aber nit. 0023Es ist schon guet, das diese zeitung den Cuhrfürst 0024hatt machen resoluiren. Ihr Mayestät vnterlaßen niks, 0025so woll dero eigen milits ins stand zue 0026sezen als auch den Cuhrfürsten in Beyrn zue cultiuiren, 0027aber der herr macht pretensiones, die man nit 0028eingehen kan. Heünt geht man zimlich schpaht in 0029die predig, das schpat aus vnd darnach nit zeit 0030zue schreiben mehr ist, also mues ich heündt 0031etwas ehender meine brif schliesen, werde mit


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0032nechstem mit mehren mein schuldichkeit ablegen. Due 0033mich in dero gnade vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0034ewer Durchlaucht 0035vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0036EMT 0037Wien den 19ten decembris 1688