Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.12.23
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 14ten dis hab ich mit vnterdehnigstem 0003respect empfangen. Vnd gleich wie mich herzlich erfreit 0004hatt, daraus ewer Durchlaucht immer zue nemmenden wohlstand 0005zue ersehen, so hatt mich heündt widerumb bedrüebet, 0006aus ihr Durchlaucht, meiner geliebsten frawen mutter, schreiben zue 0007ersehen, das ewer Durchlaucht sich widerumb übelauf haben 0008befunden, der almechtige verleye genediglich, das ewer Durchlaucht 0009sich jezt widerumb in erwünschtem wohlstandt 0010befinden mögen, vmb welches ich selbigen inniglist 0011bitte. Komme auch, vnterdehnigst abzuebitten meine vngeschiklich- 0012keit im schreiben, das ich mich nit recht explicirt 0013hab betreffendt, das ich vnterdehnigst ewer Durchlaucht eingerahten, wan zue 0014Neüburg gefahr wäre, auf Ingolstatt sich zue retiriren. Meine
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0015meinung wahr gahr nit, das ewer Durchlaucht sich dorten solten lang 0016fermiren, sondren, weilen selbiges mahl ewer Durchlaucht, wie ich 0017vernommen, noch nit außer bett bleiben können (gott 0018lob, das jezt nit mehr ist) vnd auch hier eben diselbige 0019däg ein kelt eingefallen, das die Donau stark 0020mit eis gerunnen vnd man sich selbiger nit hatt 0021bedienen können, auch mihr mit harter müh auf 0022das iagen gekönt, so wahr nuhr meine meinung, das 0023wan die gefahr so nahet in der eil, ewer Durchlaucht nuhr der- 0024weil auf Ingolstatt giengen, bis dero kreften vnd 0025das wetter ein anders erlitten, zue welchem auch mehr zeit 0026zur preparation vonöten wehre geweßen. Ewer Durchlaucht werden 0027sonst iah hoffentlich mein kintliges gemüet vnd herzliche 0028schuldigste kintlige lieb also kennen, das sie von mihr 0029niks anderst glauben werden, als das mihr allezeit ein 0030trost wurd sein, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedienen. Auch kenen 0031ewer Durchlaucht meines Keisers gütte vnd lieb gegen deroselben, 0032das sie nichts anders von selbigen glauben könen. Ich hoffe 0033vnd wüntsche aber von herzen, das ich disen trost 0034aus einer beßeren als dieser vhrsach balt möge 0035genießen. Der Starenberg ist dersider nit bey mihr 0036gewest, kan nit aus gehn. Wegen bruder Carl will auch mit
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0037ihr Mayestät vnd dem Canzler reden, wie ihn könen in 0038sicherheit sezen, wie woll ich glaub, das zue 0039Düßelderf sie annoch sicher stehen können. In der 0040portugesischen sach werdens ihr Mayestät überlegen vnd 0041so dan ewer Durchlaucht die antwort überschreiben. Hab mihr 0042nie getraut, ewer Durchlaucht über den doht des Prinzen 0043vnterdehnigst zue condoliren, weil ich nit gewust, obs ewer 0044Durchlaucht schon bewust, vnd ich hette nit gern die zeitung 0045gebracht, dus izt aus vnterdehnigstem kintlig herzen, gott wols 0046ersezen. Due mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd 0047werde sterben 0048ewer Durchlaucht 0049vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0050EMT 0051Wien den 23 decembris 1688