Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.01.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
19 ros-id-1
0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 25ten dis hab mit vnterdehnigstem res- 0003pect empfangen. Hatt mich zwar eines deils 0004von herzen erfreit zue sehen, das mit ewer Durchlaucht cattar 0005mueß beßer sein, weil selbiges mit eigener 0006handt geschrieben ist, andrendeils aber sezt mich solches in 0007große sorgen, das es ewer Durchlaucht nit möge 0008geschadt haben. Bitt nachmahlen vnterdehnigst, ewer Durchlaucht 0009wollen sich doch meinetwegen nit bemühen, sie 0010wißen iah, das es mihr die gröste gnad ist, wan ewer Durchlaucht 0011dero gesuntheit vnd comoditet in acht nemmen 0012vnd mich nuhr mit dero gnädiger vnterschrift begnaden, dan 0013iah an dero gesuntheit vns allen dero vnterdehnigsten kindern
19 vos-id-2
0014alles gelegen. Das bey geschloßne an die Erzherzogin 0015hab ich also balt ihr Mayestät überliuert, welche 0016es morgen auf Prag schiken werden, alwoh die 0017Erzherzogin erst in ein 10 dagen wirt hin kommen. 0018Mihr haben hier auch etlige posten keine 0019brief gehabt, sie seindt aber heündt miteinander 0020kommen, das vnterwegens seindt ligen blieben. 0021So wirt es ohne zweifel auch mit meines 0022herrn bruders Liebden schreiben an ewer Durchlaucht ergangen sein, welcher 0023nit mit ihr kombt, sondren, weil sie so 0024gahr übelauf gewesen, sie nuhr noch etlige 0025dag begleit vnd bey ihr gebliben, bis sie weiter 0026hatt reisen können. Dan sie hat an ein ort in Heßen still 0027müeßen ligen, von danen er in 12 stunden wider 0028zue Düßeldorf hatt sein können, woh er auch 0029albereit widerumb wirt ankommen sein, dan 0030er schon lang von ihr wekh ist. Ich hab mihr 0031nie können einbilden, das er solt die druntigen 0032landen verlaßen, sondren alzeit glaubt, das es auf
20 ros-id-3
0033dise weis wirt sein, wie es auch geweßen ist. Gott 0034geb nuhr, das sie gesunt her kommen möge, dan 0035sie noch als im wagen im bett reiset, so schwach 0036ist sie, gott geb sein gnad. Wegen meines bruders Carl 0037hab ich mit dem Kinski gerett, welcher sich also- 0038balt offerirt hatt vnd mihr schon heündt wider 0039die antwort bracht, das ihr Mayestät ihm befehlen, 0040die anstalt zue Glaz zue machen, das mein 0041bruder mit seiner gemahlin dort wohnen könne. Er 0042sagt mihr zwar, der ort sey etwas schlecht, 0043es seindt aber wegen der andren ort als Brik 0044vnd Ligniz bedenken, so wohl wegen der religion 0045als auch, das gahr zue nahet bey Pohlen sein 0046vnd sie dorten nit sicher möchten sein, bis die sachen 0047adiustirt sein. Dan die Königin ist noch voller gift, 0048der Schassignet hatt villerlei sachen bracht, warüber 0049ihr Mayestät laßen conferiren vnd so dan ewer Durchlaucht alles 0050berichten werden, zuegleich auch dero meinung einholen, was 0051darin zue duen. Ihr Mayestät haben mir gnädig befolen, dißes 0052alles ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue überschreiben, auch, das
20 vos-id-4
0053ewer Durchlaucht wollen gnädigst schreiben, gegen welche zeit mein bruder 0054wirt hin kommen, damit man die anstalt darnach 0055machen kan. Ich vermein ohne vnterdehnigstes maßgeben, es wurd 0056den Kinski obligiren, wan ewer Durchlaucht ihm durch ein gnädiges 0057schreiben zeigeten, das ich ewer Durchlaucht bericht hette, das er so 0058promto geweßen, ewer Durchlaucht in disen ihrer intention 0059zue seccondiren. Er hatt mihr verschprochen, mit 0060nechster post die ordre hin zue schiken. Due mich 0061hirmit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0062ewer Durchlaucht 0063vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0064EMT 0065Wien den 30ten jener 1689