Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1690.04.23
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gratulire ich nachmahlen aus grundt meines 0003herzen zue der glükhligen ankonft meiner fraw 0004schwester, der Königin. Hoff, izt werd sie nit weit 0005von Madrit sein, dan alle sagen, 4 wochen hab sie 0006zue reisen. Mihr haben auch vermeindt, die 0007erste zeitung ewer Durchlaucht zu bringen, gottlob, das 0008sie nuhr drinen ist. Jezt wirt mein fraw schwester Doro- 0009te auch zue Parma sein balt, gott geb ihnen 0010bede alle vergnüegung vnd ewer Durchlaucht balt die 0011consolation, von beden einikel zue wißen, waran 0012ich gahr nit zweifel. Überschikh ewer Durchlaucht herbey widerumb 0013den brief an den guetten Herzoch, welchen leider nit 0014überliuren können, gott woll disen großen verlust 0015durch sein barmherzichkeit ersezen vnd er vnser
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0016arme mit seinem starken arm anfüren wider die 0017feindt. Es erfreüdt mich auch, das mit ewer Durchlaucht 0018cattar beßer geht, aber mit disem calten wetter, 0019förcht ich woll, werd er noch nit ganz vergehn, bitt 0020allein, ewer Durchlaucht wollen sich nit meinetwegen mit 0021schreiben bemühen. Jezt, mein ich, werden ihr Mayestät 0022die dienst ersezen, der Grav Carl Wollenstein noch Obristkamerer werden, 0023vnd ich glaub, ich werd den Graven Wallenstein Mansfelt bekommen. 0024Ist ein gutter caualier, sie ist mihr auch 0025gahr lieb, ist meiner alten Obristhoffmeisterin dochter vnd 0026der Aya schwester. Ihr Mayestät haben auch dem 0027Mansfelt etwas zeigen wollen, weil sein bruder 0028so vill zue meiner fraw schwester glükh cooperit 0029hatt. Hiermit due ich mich vnterdehnigst in ewer Durchlaucht 0030gnade befehlen vnd werde sterben 0031ewer Durchlaucht 0032vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0033Eleonora 0034Wien den 23ten apprill 1690