Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Aus dero gnädigem schreiben vom 9ten dis hab mit höchster 0003meiner freüdt vernommen so woll ewer Durchlaucht erwüntschte 0004gesuntheit als auch, das sie anoch vohrhabens, dero 0005reis auf den 3ten konftigen monats vortzuesezen 0006vnd ich also die gnad bald genießen werde, ewer Durchlaucht 0007vnterdehnigst zue bedienen, welches mihr woll ein vnausschp- 0008rechlige freüdt ist, vnd bitte gott inniglich, das ewer 0009Durchlaucht dise reis noch mehrere bestendige gesuntheit 0010bringen möge. Jezt due ich schon die dag zehlen, bis ich0011dißen trost werde erlangen. Wegen der pferdt hab ich 0012schon in mein vnterdehnigsten schreiben vom 4ten dis vnterdehnigst bericht, 0013wie auch mit vohriger post, also selbiges nit will 0014widerholen. Cuhr Beyren, wie ich aus den heitigen brifen ersehen, 0015wirt morgen oder vmb dise dag aufbrechen. Er hatt dise


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0016reis gahr zue hurtig vericht, das er hatt können anderst 0017woh einkeren, wan er nuhr zue haus nit so vill einker 0018hett. Pater Marco, gebs gott, das er vill hab ausgericht, 0019die vnteredung wahr gahr cuhrz, gott woll alles zum 0020besten schiken. Die portugesische sach ist, die warheit zu 0021bekennen, nit gahr schön, aber wie mihr die Königin schreibt, 0022hatt der König nit schuld, sondren die Infantin sich 0023declarirt, das sie nit in Deütschlandt will, wie 0024ewer Durchlaucht aus disen schreiben ohne zweifel mit nehern 0025ersehen werden. Ich merkh woll, sie ist ein 0026meisterloß döchterl, gott gebs, das ihr woll gerat. 0027Freilich ist iezt Florenz ein gutte parti, aber 0028ich förcht, es geht vns wie dorten, dan ich glaub, 0029Frankreich werd beden das maul machen vnd 0030suechen aufzuehalten, vnd villeicht keine daruon 0031nemmen. Insonderheit weil Sauoya sich vohr vns 0032declarirt hatt, wirt er wollen einigen fürsten in 0033Italien suchen auf seiner parti zue halten, vnd 0034weil bey Parma kein hoffnung ist, wirt er Florenz 0035suechen, gott aber wirt alles hoffentlich gutt nach 0036seinem willen schiken. Die sachen von Mansfelt, wirt er


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0037woll ein sichere gelegenheit erwarten müeßen zu 0038schiken, dan alle vnsere sachen gehn iezt vnsicher, 0039was sich nit durchstilt, wie es zwar ein pahr 0040mahl vnsern curiren geraten, aber ist halt 0041ein gewagts stükel, dan ich ich förcht woll, vnser 0042brif auf der post werden die meisten aufgemacht 0043vnd geleßen, ist ein hart sach. Gott aber wirt 0044mittel schiken vnd der gerechtichkeit bey stehen. Hirbey 0045überschik wider vnterdehnigst das portugesische schreiben wie auch 0046von beden Königin, Portugal vnd Schpanien, auch der 0047verwitibten. Gottlob, alle können nit genuegsamb 0048schreiben, was sie vohr ein aplauso vnd lieb von 0049König, Königin vnd dem ganzen volkh hab, gott 0050geb weiters sein gnad. Dismahl hab kein brif vom 0051Deütschmeister, ich hör, er gehet nit in Portugal. 0052Due mich hermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen 0053vnd werde sterben 0054ewer Durchlaucht 0055vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0056Eleonora 0057Wien den 15ten junij 1690 0058Der brif von der verwitibten Königin ist der Wißer mit 0059dem decifriren nit vertig worden.