0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom dis hab mit schuldigstem respect 0003empfangen. Ein vnauschprechlige freüdt empfinde 0004ich ob dero gutten wohlstandt vnd das ich hoffentlich 0005balt so glükhlich werd sein, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedienen. 0006Hoff auch, der Pater Emerich werd sich bereden laßen 0007mit zue kommen, vnd kan er hir eben so woll 0008sein cur verichten, die wehnig dag, so er vnterwegens 0009sein wirt, werden ihn nit daran verhinderen, ich verlang es0010woll vnauschprechlich. Wirt nit übel sein, wan 0011mein herr bruder Pfilipp Wilhelm vnterdeßen ein reis auf 0012Düßeldorf duen wirt, vnd mit diser occasion könte er0013die saxenlawenburgische Prinzeßin sehn. Vnterdeßen 0014werden ewer Durchlaucht aus meinem vohrigen schreiben vnterdehnigst vernommen 0015haben, was vnterdeßen in diser materi passirt, vnd des 0016Wirms, vetter Pfillips vnd der Prinzes selber schreiben gesehn haben,

0017das die sachen schon zimlich guet incaminirt ist. Ihr Mayestät 0018vnd ich haben auch schon durch den Grau Kinski der 0019Fürstin von Locowiz schreiben laßen. Der Margraw 0020Louis vnd sie werden gern das ihrige darbey duen. 0021Die polnische sach betreffent, so muetmaßet man 0022nit, das sie die gesantschaft so geschwint 0023werden herraus schiken, vnd sag ich ewer Durchlaucht in 0024vnterdehnigsten vertrawen, das ich woll vermerkt, das man 0025glaubt beßer zue sein, das dises werk trac- 0026tirt vnd geschloßen werde, nach deme ewer Durchlaucht 0027widerumb zue Neüburg angelangt sein werden, 0028als dahier wegen villen inconuenienzien. 0029Vnd wurden die polaken hir mehrer vnd größere 0030allerley pretentiones so woll wegen des tractament 0031der braut als andren sachen machen, als sie dort 0032duen wurden, welches hierdurch scinirt wurde. Das 0033vnser Königin so woll ankommen vnd solche lieb 0034vnd aprobation überall gefunden, werden ewer Durchlaucht 0035aus meinen deroselben vnterdehnigst bey vohriger post überschikte 0036schreiben ersehen haben. Der Hoffcanzler hatt die von der 0037verwittibten Königin geschikt, so balt ich werd ihr schreiben beant-

0038wort haben, werds überschiken, damit ewer Durchlaucht sehn, 0039was sie vohr ein freüt hatt vnd wie sies 0040loben duet. Gott gebs, das des Nouelli zeitung wahr 0041wer, wans aber auch jezt nit ist, wirts hoffentlich 0042balt geschen. Mit disem due ich mich in ewer Durchlaucht 0043gnade vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0044ewer Durchlaucht 0045vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0046Eleonora 0047Wien den 22ten junij 1690