Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1690.07.02
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
210 ros-id-1
0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 27ten dis hab mit vnterdehnigstem respect 0003vnd höchsten freiden empfangen in hoffnung, dise mein 0004vnterdehnigste zeilen werden ewer Durchlaucht schon zue Linz gelükhlich 0005angelangter finden. Mein herr bruder, der Cuhrprinz, wirt jezt 0006schon bey ewer Durchlaucht sein, wie ich vom Hamilton vernommen. 0007Mich dunkt, er sey einwehnig verliebt, gott geb, 0008was zue seiner ehr ist. Heündt hab ich nach 0009ewer Durchlaucht gnädigen befehl eigenhendich, wie auch durch 0010den Graven Kinski, an die Fürstin von Locowiz wegen 0011meines bruders Pfilip Wilhelm schreiben laßen. Ich zweifel nit, sie wirt sich gahr gehrn 0012dazue einlaßen, wan man ihr nuhr kein hoffnung von 0013dem eltern macht, wie ihr dan gesuecht, dis noch zur 0014zeit zu benemmen. Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das 0015heündt kurz vnd villeicht vngereimbt schreibe,
210 vos-id-2
0016mihr seint jezt bey einer music, so der morgige 0017breütigam seiner braut halt, der Martiniz, vnd dut 0018duet ein das geigen vnd pauken ihr machen. Heündt 0019den ganzen dag haben mihr in der kirchen zuebracht, 0020Pater Marco hatt vohrmitag den segen geben vnd nachmitag 0021wahren bein jesuiten, also mues wider mein willen enden 0022vnd werde sterben 0023ewer Durchlaucht 0024vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0025Eleonora 0026Wien den 2ten julij 1690