Ausfertigungeigenhändig

130 ros-id-1

0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Sage deroselben schuldigsten dankh vohr die condolenz 0003vnd mittleiden, so dero Liebden so woll durch dero schreiben als 0004dero Oberkammeren von Diemantstein haben wollen 0005gegen mich bezeigen. Die wunden ist so dief vndt 0006schmerzlich, das ich allein bey dem güttigsten gott vmb 0007trost anhalten mueß, bitte denselben, er wolle dero Liebden 0008in bestendigen wohlstandt erhalten vnd mihr 0009vill gelegenheit geben, dero Liebden zu erweisen, das ich 0010von herzen bin 0011dero Liebden 0012getrewste schwester 0013Eleonora 0014Wien den 4ten octobris 1705


135 ros-id-2

0015Auch, durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder, 0016due ich mich wegen der wolfenbüttlischen sach vndt 0017in andren negotijs auf den Diemantstein bezihen. 0018Wegen der acht ist alles in gutter disposition. 0019Ich hab ein großen trost wegen des vergleichs mit 0020dem Deütschmeister, das aber er auf Münster 0021concuriren soll, mein ich, sey er vohrigs mahl 0022genugsam prostituirt vnd bedrogen worden, zu dem 0023haben ihr Mayestät, mein Keiser sehliger, deßen willen mein oraculum, 0024wie auch mein sohn, dero Liebden selbst vndt ich dem 0025Bischof von Osnabrukh heilich verschprochen, ihm 0026dazu vohr allen andren zu helffen. Also wehr 0027mihr vnmöglich anderst, als dero Liebden, mein sohn vndt instendich 0028zu bitten, dabey zu verbleiben, dan einmahl 0029was man verschprochen, ist man schuldich zu halten,


135 vos-id-3

0030vndt was recht ist, ist gott lieb, gott wirt alles 0031zum besten schiken vndt sein segen geben. Wegen Hanouer 0032hatt der Deütschmeister heüdt schon der Keiserin verschprochen, 0033ihn zu erkennen. Ich bin woll froh, das dero Liebden vndt 0034er sich dis meritum bey der Keiserin machen, dan 0035ich dero Liebden versichren kann, das vnmöglich mihr ein 0036eigne dochter mehr lieb, vertrawen vnd auch 0037submission zeigen könte, als dise liebste fraw, 0038gott wirt ihrs vergelten. Wegen der heirat vohr mein 0039sohn werden dero Liebden schon mit den courir vernommen 0040haben, einmahl mus man sich auf eine nit 0041binden, vndt hab ich wider sicher nachricht, das ihrs 0042vatter schwestern alle 3bede närinnen sein, die eine hatt 0043den Morgraf von Dorlach, die ander weisnit wen, 0044vndt eine soll gahr angeschmitt sein, dah ist doch 0045reflection auf zue machen. Ich hör auch, der vatter 0046selbst soll einmahl ein anstos gehabt haben, 0047vndt was kan es preiudiciren ander auch zu sehen. 0048Dero Liebden könen, vmb sie zu erhalten, ihm alle officia vorschlagen,


136 ros-id-4

0049vndt wan entlich es nit vohr rahtsamb gefunden wurde, 0050die schuldt auf vns vndt mein sohn selbsten schreiben. 0051Dis ist ein sach von gahr zu großer importanz, das 0052man es woll überlegen mus. Wegen des Rougier bin 0053ich dero Liebden vnerhört obligirt, das sie mihr die justiz 0054duen wollen. Einmahl ist es gahr zu schantlich, 0055dah die sach auf 3 wochen, wie er es verschprochen, 0056ankommen, dass er so schandtlich ausgerißen ist, 0057zu dem sicht man den claren bedrug, dan der Fürstin 0058von Liechtenstein hatt er ein tinktur gelaßen, von welcher 0059er ihr etlich pfundt silber tingirt hatt, das hatt 0060sie iezt probirt vndt probirn laßen, ist niks draus 0061worden, also ists lauter bedruch, hatt es doch auch 0062dero Liebden verschprochen, in so vill monat das multiplico, 0063vndt hör noch kein effect. Er meritirt woll was 0064anderst, aber basta, las man ihn nuhr laufen, 0065gott wirt ihm schon finden. Von mein sohn aus Cattalonien 0066schreibt man vnterschidlich, gott wolle als zum besten 0067schiken, von mein sohn seint nuhr vom 28ten brif, das sie ankomen,


136 vos-id-5

0068dero Liebden werden es schon wißen. Wehr woll gutt, wan der 0069courir den Pater Denneman noch angetroffen 0070hette, denn sonst er weit vmbreisen wirt 0071müeßen, vber Genua wehr es vill näheter. 0072Mit übrigen bezihe mich auf den Demanstein, 0073lebe vndt sterbe 0074vt in litteris 0075Dis gehört zum schpaß, wis herbey kombt.