Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Nachdem die nachricht eingeloffen des absterben des Bischoffen 0003von Münster vndt mich der Herzoch Carl von Lottring, Bischof von Osnabrukh 0004Liebden, ersucht, dises werk vnd seine person nochmahlen dero Liebden 0005zue reccommendiren, welche sich alzeit so generos gegen ihn erzeicht 0006haben, so bin ich dazu noch mehr angefrischt, als ich allzeit 0007werd suchen zu seccondirn die intentiones, so mihr bewust, das mein 0008vnuergleichliger Keiser sehligen andenkens gehabt hatt, mihr auch 0009dero Liebden zum offtern, wie auch mein Keiser sehlig, verschprochen, 0010alles möglige vohr disen herrn anzu wenden. Was das impendi- 0011mentum des gewißen Zeno belangt, an welchen selbige dumheren 0012ein bedenken haben, will ich schon sehn, wie ich mit dem Keiser 0013ein mitel find, das man ihm zu erkennen gibt, wie 0014schädlich er ihm ist vndt ihn wehnigst auf ein zeit von ihm 0015bringt, wie woll ich, ie mehr ich den herrn kennen lern, ie mehr 0016vernunft vnd so vill ihn ihm find, das ich nit hoffen due, 0017das er sich von ein solchen kerl solte regiren laßen. Wan den


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0018den Deütschmeister betrifft, so bitt ich nachmahlen, vmb gotteswillen auf 0019ihn nit anzu dragen, sondren villmehr, wie man ihm balt in 0020standt sezen könne, das vnser hauß sucession bekommen möge. 0021Die har stehn mihr zu berg, wan ich daran gedenkh, das die 0022gefahr ist, was wurd das dem publico vnd der religion 0023vohr ein schaden sein vnd ein sach, die wider ein newes kriegs 0024feür vndt villeicht woll gahr einen religions kriech veruhr- 0025sachen möchte. Man mues nit feiren, dan der Deütschmeister eben nit der 0026stärkiste ist vndt alleweil älter wirt, ich bitte, dero Liebden nemmen es zu 0027herzen vndt duen es woll überlegen. Im übrigen wehrs dis bischtumb 0028disen Prinzen vohr allen zue vergunnen, dan dero Liebden auch vill dran gelegen ist, 0029dorten ein gutten freündt dorten zu haben, so sich dero Liebden auf disen heren 0030versichern können vnd so vill mehr, wan er ihnen die obligation 0031habe, das er dazu gelangt ist. Ich bitte, dero Liebden wollen mihr auf 0032disen punct aparte antworten, das ichs ihm kann leßen laßen. 0033Im übrigen komme ich nochmahlen, dero Liebden zu bitten, die troupen zu 0034beschleünigen, wan sie nit balt in Italien kommen, helfen sie 0035vns nit mehr, vnd doch ligt alles dran. Im Reich steht es 0036auch schlecht, so das der Margraf hatt die posti verlaßen müeßen, 0037gott gebs, das sie nit durch brechen. Dero Liebden solicitirn doch auch 0038die allijrten, das sie troupen hin detachiren vndt dero Liebden ihre auch 0039laßen marschiren so balt möglich, ich sehe sonst ein groß vnglükh 0040vohr. Izt werden vnsere vngren auch wider größere seiten aufezien, 0041haben das armistitium eingangen auf 2 monat vndt ware gutte


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0042hoffnung zum friden, wan sie aber das werden hören, werden sie 0043wider stolzer werden, der liebe gott woll alles zum besten schiken. 0044Auf mein sohn Carl derf gahr nit denken, gott woll ihm bey stehn, 0045auff den ich mich allein verlaße, drum bitt nachmahlen, die 0046troupen nach Italien zu befördern. Sonsten kan ich auch dero Liebden nit 0047bergen, das mihr der Taston ein brif von der Prinzeß von 0048Sulsbach gebracht, welche mihr wehmütich klagt, das der 0049alte sie so streng halt vndt niks auf die kinder gibt, 0050das sie niks lernen vnd recht verderben, ist die Stadlin 0051dorten, die regirt den alten vnd duet der religion großen schaden. 0052Sie hatt mich so instendig gebetten, dero Liebden solches zu klagen vnd 0053zu bitten, ob sie nit ihr dochter möchten begern vnd im closter 0054zu Düßeldorf erzihen laßen, vnd den sohn auch zu sich begern 0055vndt erzihen laßen. Ich hör, es seindt libe kinder, aber an 0056der erzihung mangelt es, seint gleichwoll von vnsern 0057haus, das es vns auch kein ehr, wan sie so übel erzogen 0058werden als wie der Prinz Teodor, der recht verdorben ist. Dero Liebden 0059wollen darauf reflectiren vnd mihr hinwider zu wißen dun, was 0060ich ihr antworten solle, ich glaub die sach lies sich ehnder 0061duen, wan der vergleich gemacht wehr, bitt, dero Liebden wollen auch in 0062disen dun, was möglich sein wirt. Du mich in der vnschezbahr 0063affection befehlen vndt werde sterben 0064dero Liebden 0065getrewste schwester 0066Eleonora 0067Wien den 11ten maij 1706 0068Bitte meiner libste fraw 0069schwegrin vill schons, der courir geht 0070gleich, das nit hab schreiben können. 0071vertatur


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0072Dißer Grav Gr Berg, dero Liebden wolbekanter gewester fratter, hatt mich gebetten, dero Liebden 0073dis memorial zu reccommendiren.