Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.01.25

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich habe wohl vrsach vmb vergebung zue bitten, 0003das ich nit ehnder meine schuldickeit abgelegt, verlaße 0004mich auf ihr Durchlaucht gröste güettichkeit. Es wirt aber 0005hoffentlich der Pater Danner meine entschuldigung 0006schon gemacht haben. Ich habe schon den halben deil geschrieben 0007gehabt, wahr aber ein vnmöglichkeit zue vollenden, 0008weilen mihr den dag im schlitten gefahren vnd 0009solliches erst den vohrigen dag resoluiret worden, 0010so ist die zeit zue kurz gefallen. Ist alles gahr 0011galant gewesen, hätte niks mehrers darbey wüntschen 0012mögen, als ihr Durchlaucht beyde allerliebste gegenwart. 0013Mihr seint den15 dies auf Sankt Veit gott sey gedankt geluklich 0014ankommen, alwoh die verwittibte Kayserin mit der 0015Erzherzogin wahren, welche mihr große affection erzeiget 0016vnd ich ein liebe frau mutter an ihr gefunden. Was die 0017Erzherzogin Maria Anna vor ein liebe fraw, wirt mein brueder 0018beßer können beschreiben als ich. Allein ist gewis, das 0019sie ganz perfect vnd ich iezt erst mitleiden 0020mit meinem brueder hab, weil ich die größe 0021seiner lieb nach der perfection der princessin vrteile.


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0022Den 16 nachmitag so ist die Kayserin widerumb herrein, 0023vnd den 17 seint mihr alhier gefolget vndt bey ihr Mayestät 0024der Kayserin abgestanden, warbey die allerliebste kleine 0025Erzherzogin ware, welche wohl über alles, dan ihr 0026verstant, schönheit vndt herzichkeit nit zue vergleichen. 0027Es hatt hier nichts abgangen als ihr Durchlaucht, so wehre aller freüd 0028folkommen. Ich will verhoffen, sie werden vnterdeßen 0029zu Neuburg glüklich sein angelanget, wie wohl mihr 0030recht angst gewesen den 14, dan dah ist das wetter 0031ganz auf gangen vnd seint die waßer also 0032angeloffen, das mihr kaum haben durch komen 0033können, in dem ich wohl weis, wie schlim die weg 0034von Altenötingen sein. Ich sage ihr Durchlaucht schuldigsten dankh, 0035das sie meiner bey vnser lieben frawen haben wollen 0036eingedenkh sein, wünschte allein das so glukhsehlich 0037möge sein, ihr Durchlaucht mein kintlich dankbares gemüeht 0038vohr so vill erzeigte vätterlige affection in der daht 0039hinwidrumb zue können erweisen, in welcher hoffentlich 0040ihr Liebden verners werden befohlen sein laßen die ienige, 0041so in der aschen noch nit andres würde suechen zue 0042sein vnd zuh verbleiben 0043ihr Durchlaucht 0044ganz ergebenste trew gehorsamste 0045dochter bis in doht 0046Eleonora Magdalena Theresia 0047Wien den 25 jener 1677


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0048Was die biltlein wie auch die conterfait anlanget, hab ich ihr Durchlaucht 0049befelch gemes bey ihr Mayestät, meinem gnädigsten Kayser, ausgericht vnd werden 0050solche so balt möglich überschiket werden. Allein können ihr Mayestät noch 0051keinen recht guetten mahler darzu finden. Es hatt sich heüt einer 0052durch den Pater Danner bey mihr abmahlen laßen anmelden laßen. Er 0053will mihr ein conterfait von meinem bruedern weisen, so er gemacht, 0054wan daselbige guett wirt sein, so wihrden ihr Mayestät filleicht die andren 0055auch von ihm machen laßen.