Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.04.22
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
42 ros-id-20
0001Durchleüchtigster Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Drey dero werteste schreiben, deren eins durch den 0003von Neßelraht, hab ich mit großen consolation 0004empfangen, in dem ich daraus dero guetten wohlstant und0005beständige güettichkeit gegen mihr, welches mich vber 0006alles freüet, vernommen wie auch, das nuhnmehro 0007entlich ein ent mit den renitententen gemacht, 0008das sie sich darein ergeben, was sie schuldich 0009wahren. Aber mich bedunket, es geh inen gleich 0010wie dem balbierer sehliger, was sie duen müeßen, 0011das duen sie gern. Gott lob, das es also 0012gangen zu ihr Durchlaucht satisfaction, hoffe, das 0013andere beydes werde balt folgen, insonderheit 0014mit der coadiutori. Was das ienige anlanget, 0015so ihr Durchlaucht mihr überschiket, so haben ihr Mayestät 0016dieses schon alles gedahn vndt mihr auch gnädigst versichert, 0017das sie das übrige auch duen werden. Was aber 0018den Grau Königsekh anlanget, so kan iezt die 0019expedition durch kein andren mehr gehn, dieweilen 0020schon meistens expedirt vndt auch ich gestehn 0021mues, das so vill der mihr alle schpüren können,
42vos-id-21
0022er sich gahr eifrich darin erzeiget. Im übrigen 0023erzeigen sich ihr Mayestät also gnädig in dieser sach vndt 0024also, das wan gleich, das ich doch nit glaube, der 0025geleichen intentiones gefürt würden, so würden sih 0026sich ein solliches nit vnterstehn dörfen. Die schreiben 0027von mihr an Cardinahl von Baden vndt Heßen Liebden 0028werden auch diese post dem Schellerer zuegestelt 0029werden. Im vbrigen können ihr Durchlaucht gehorsamst versichert 0030sein, das ich mihr alles das ienige, was zu dero 0031dienst gereichen kan, auf das eifrigst werde angelegen 0032sein laßen, die ich bis ins grab verharen werden 0033zu sein 0034ewer Durchlaucht 0035ganz ergebenste trewgehorsamste 0036dochter bis in doht 0037EMT 0038Wien den 22 apprill 16770039Hierbey überschike die begerte biltlein, sein hier nit 0040beßer zu bekommen, bitte mich in dero gnade zu erhalten. 0041Dem Hamilton werde ich übermorgen zum anderen 0042mahl sizen, was draus werden wirt, mues erwarten. 0043Er ist wohl der beste, der hier ist, dan die andren 0044seint gahr im grunt niks nuz. Meines brudern werde 0045auch wohl nit vergeßen, aber ihr Mayestät haben izt gahr 0046vill zu duen, so will es auf Laxenburg schpahren, doch
43 ros-id-22
0047werden mihr bis mantag hin. Die Kaiserin hatt heütt 0048eingenommen vndt wird übermorgen zu ader laßen. 0049Wegen der armée. so ihr Durchlaucht geworben, habe mit dem 0050Hoffkanzler gerett, wie auch wegen allen den andern 0051sachen. Er vermeinet, es werde wohl gehn, ihr Mayestät 0052der Kaiser haben mihr auch gesacht, sie wolten 0053auf alle weis sehn, das es gericht werde. Wegen 0054der coadiutori seint sie gahr eifrich, vndt ich 0055werde auch aufs nechste mit dem Konigseckh selber 0056reden. Der Pater Danner wirt ihr Durchlaucht referiren, was er 0057mit ihm gerett hatt. Befehl mich nachmahlen 0058vnterdehnig.