Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.10.17
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Bitte mihr nit in vngenaden aufzuenemmen, das bey 0003vohriger post meine schuldichkeit nit habe ab gelegt, 0004seint erst denselben abent schpaht von der Neüstatt 0005hier ankommen. Ist gahr ein lustiger ort, seint nuhr 0006zwey dag dorten gewesen, ist aber eben zeit gewesen, 0007das mihr herr seint kommen, dan es iezt so schantlich 0008wetter, das man doch nirgent hätte aus können. Förchte 0009aber, das gahr warme wetter, so vohrhin geweßen, werde 0010gehindert haben, das ihr Durchlaucht nit so vill hirsch als wie 0011sonsten werden haben schiesen können, vndt wird auch dem 0012krametsvögel fang nit guett sein gewesen. Iezt 0013seider dem pfingstag regents alleweil vndt fangt 0014an, zimlich küel zu werden. Ich hoffe aber, indeßen 0015werden ihr Durchlaucht sich in guettem wohlstant befinden, 0016welches mein gröste sorg ist, weil ich weis, das ihr Durchlaucht 0017sich so gahr nit schonen. Ich verhoffe auch, sie 0018werden nuhnmehr die expedition an Bischoff von 0019Gurk empfangen haben vndt werde nach dero 0020verlangen eingericht sein. Wegen meines bruederen 0021werde mein bestes duen vndt keine gelegenheit versaumen, 0022hoffe auch, es werde sich nit gahr lang mehr verschieben.
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0023Mein gröste freüdt aber wirt allezeit sein, 0024wan ich gelegenheit werde haben, durch meine 0025gehorsamste diensten ewer Durchlaucht zu erzeigen, das ich vohr 0026mein gröste glori halte, den nahmen zu führen 0027ewer Durchlaucht 0028ganzergebenste trewgehorsamste 0029dochter bis in doht 0030EMT 0031Wien den 17 octobris 16770032Der Bongart hatt so stark bey mihr angestanden, ich 0033solle ihm ein recomendation an ewer Durchlaucht mit geben, 0034welches ich aber nit duen wollen, weil beförchtet, es 0035möchte ewer Durchlaucht nit angenehm sein. Hatt sich aber 0036offerirt, gahr trewe dienst zu duen in der coadiu- 0037tori sach vndt gebetten, ich möchte in nuhr so weit 0038bey ihr Durchlaucht recomendiren, das wan sie befinden würden, 0039das er in dieser sacht guette dienst geleistet, das sie 0040ihne als dan in gnaden wolten aufnemmen, welches ime 0041nit abschlagen können. Stelle danoch alles dero gnädigstem 0042willen heim. Des Königsek sein brueder hatt bey ihr 0043Mayestät vndt bey mihr abschit genommen, woh mihr zu 0044mitag geßen, wie mihr auf Neüstatt sein. Hatt aber ein brief 0045von seinem brueder, dem Reichsvizekanzler, mit gebracht, in welchem er ihr Mayestät
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0046selbsten gehorsamst erk erinert, sie wohlen ihme wegen der coadiutori 0047zu reden, welches ihr Mayestät gahr kräftig gedahn, er auch 0048ihr Mayestät wie auch mihr selbsten verschprochen, das wan 0049es zu der wahl kommen würde, er sich also 0050würde verhalten, das ihr Mayestät, ihr Durchlaucht vndt mihr 0051alle würden mit ihme zue friden sein. Die ">Grauin 0052von Ripperg ist seider noch nit widerkomen, 0053wan sie komt, werden nit laßen, ihr zue zu reden.