Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.10.31
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich sage ewer Durchlaucht gehorsamsten dankh vohr dero gnädiges schreiben 0003vom 16 dises, vndt ist mihr ein absonderliger trost gewesen 0004daraus zu vernemmen, das ewer Durchlaucht sich mehrer wollen schonen 0005vndt sich nit so sehr mit negotis vndt insonderheit villem 0006vndt nachtschreiben überarbeiten. Der allerhöchste gebe, s das sie 0007bey dieser guetten intention continuiren zu trost der gehorsamsten 0008kinder vndt aller dero trewen diener. Förchte aber, es werde 0009wohl gahr schpaht ohne des gewesen sein, vndt danach haben 0010sich ewer Durchlaucht bemüet, mihr zu schreiben. Ich verhoffe, die comission 0011an Bischoff von Iurk werde schon ankommen sein, schike auch 0012hierbey das schreiben an den Cuhrfürst Liebden . Bitte vnterdehnig 0013vmb vergebung, das mit vohriger post solliches nit gedahn, 0014ihr Mayestät, die verwitibte Kaiserin, seint herüber kommen, das 0015ich nit gekönt hab. Wegen der quartir hab auch ihr Mayestät vnter- 0016dehnig gebetten, sie haben mihr guette vertrostung geben, will aber 0017weiters mein bestes darinen duen. Wegen der Erzherzogin 0018Maria Anna, so dunket mich nit, das dar einige gedanken 0019auf sein, vnd ihr Mayestät haben auch kein inclination darzu 0020gezeigt, hoffe, das balt ein gnädigste resolution erfolgen wirt. 0021Mein höchste vergnüegung wirt allezeit sein, ihr Durchlaucht
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0022befehl nach zu kommen vndt ihnen meiner kintligen 0023schuldigkeit vndt devotion gemes zu dienen als dieienige, 0024so sterben wirt 0025ewer Durchlaucht 0026ganz ergebenste trewgehorsamste 0027dochter 0028EMT 0029Wien den 31 octobris 16770030Ihr Mayestät, meinen gnädigsten Keiser, habe ich auf der bürst von den 0031schweis hunden gesacht, dan sie hier keine haben, vndt wan 0032ein hirsch aus dem gesicht geht, so bekomt man in 0033selten. Allso bilt ich mihr ein, wurden ewer Durchlaucht bey ihr Mayestät 0034ein grose ehr aufheben, wan sie etwan durch den Geret 0035oder sonsten einen guetten hunt abrichten ließen. Mues 0036aber nit gahr gros sein vndt wohl versichert, das er auf 0037kein frisch dier iaget, dan sonst könt man in hier 0038vnter all dem wilpret nit gebrauchen. Bitt gehorsamst 0039vmb vergebung meiner küenheit halber, hoffe auf ihr Durchlaucht 0040güettichkeit, das sie mihr solliches nit in vngenaden werden 0041ausdeüten. Der Marquesa de Grana werde so balt als möglich wegen 0042ihrer baßen eingedenk sein, absonderlig weil ihr Durchlaucht mihr es befehlen. Ich estemir 0043sie gahr sehr, aber es scheint, man will sich noch nit vill vmb mein 0044freules reisen. Wan den der brief an den Cuhrfürst nit recht, 0045wollen mihr in ihr Durchlaucht widerumb schiken vndt befehlen, wie ich in 0046machen soll.
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0047NB Postscriptum Es ist der Schellerer beim Pater Emerik gewesen vndt hat0048ihne gefracht aus sich, warum noch nit bey mihr gewesen, weil 0049er ihm gesacht, er wolt zu mihr kommen. So hatt er 0050ihme zur antwort geben, er wieh er das leztere mahl 0051bey ihr Mayestät gewesen, so habe er derfon anfangen zu 0052reden, ihr Mayestät sich auch gahr gnädig bezeiget vndt gesacht, 0053sie wolten in alleweg sehn, das balt sich resoluirte, er solle, 0054wan er widerumb zu ihnen käme, mit ihr Mayestät widerumb 0055daruon reden. So habe er forhin nit zu mihr kommen 0056wollen, damit er alsdan sagen können, das ich in 0057nit darumb ersuechet hätte, aber so balt er bey 0058ihr Mayestät noch ein mahl gewesen, wolt er zu mihr kommen. Iezt steht zu 0059erwarten, was daraus erfolgen wirt, hoffe etwas guetts. 0060Befehle mich nochmahlen in dero gnade .