Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtigster Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich bitte gehorsamist vmb vergebung, das mit vohriger 0003post mein schuldigkeit nit hab abgelegt, ich hoffe, der 0004Fürst werde meine entschuldigung abgelegt haben. Es erfreüdt 0005mich zu vernemmen, das sich ihr Durchlaucht wohl befinden vndt 0006das die comission in der coadiutori sach nach dero verlangen 0007eingericht ist. Gott gebe, das ein guetter effect daraus 0008erfolgen möge. Alhier befinden sich ihr Mayestät gottlob wohl auf. 0009Haben die schweinhez, so aber noch nit recht von statten gehn 0010will, dan das wetter nit guett vndt auch gahr zu vill 0011gäker, das se die sau voneinander gehn. Haben dach etlige 0012iagen gehabt. Vohr 14 dagen hatte einen caualir, einer von 0013Nostiz, ein bach durch die große francösische stiuel, die man 0014sacht das ein pistolen schuß aushalten, in den waden so 0015stark gebißen, das er annoch würklich daruon zubett 0016ligt vndt ein starkes wuntfieber darzu geschlagen, welches 0017alle seine alte wunden, welche er diesen krieg bekommen, 0018ernewert. Er hatt die sau mit einem kleinen degelen gefangen, 0019aber ich höre, das ihr Durchlaucht nit allein die bachen, sondern die 0020große schwein mit dem kleinen degelen fangen, welches mich 0021in die grösten ängsten vndt sorgen von der welt sezet. Mihr 0022ist ohne das wohl bekant, wie leicht ewer Durchlaucht sich wagen,


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0023deswegen bitte vndterdehnig, ewer Durchlaucht wollen gnädigst consideriren, 0024in was groß angste sie ihr Durchlaucht, mein geliebste fraw mutter, wie auch alle 0025dero gehorsamste kinder sezen, vndt was vohr leidt sie bey vns 0026allen veruhrsachen würden, wan, dah gott vohr sey, ein solliches vnglükh 0027solte geschen, das sie vns alle dardurch ewich vnglüksehlich 0028machen würden. Bitt nochmahlen ghorsam, mihr meine küenheit 0029nit in vngnaden zu vermerken, geschicht einmahl aus andrib 0030meiner trew kintligen deuotion, dan mihr an der wohlergehn 0031vndt conseruirung alle mein wolfart hanget. Hatt mihr auch 0032das exempel, welches auf selbigem iagen der Herzoch von 0033Anhalt von seinem herrn vater erzelt, wie er von einer sau 0034döttlich verwunt worden, das er auch das schwein auf ihm 0035erschießen müeßen, also mein angst vermeret, das ich hoffe, 0036ewer Durchlaucht werden mihr gnädig vergeben, das inen diese meine sorg gahns 0037vorgedragen, als die ienige, so mitt trew schuldigstem respect 0038vndt herz kintliger affection verharren wirt zu sein 0039ewer Durchlaucht 0040ganz ergebenste trewgehorsamste 0041dochter bis in doht 0042EMT 0043Wien den 7 novembris 1677