Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1678.06.13
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich bitte nochmahlen gehorsamst, sie wollen mit dero gehorsamen 0003kindt kein ceremoni vndt entschuldigung des schreiben 0004halbers machen. Es ist mihr gnad genuech, wan ich versich- 0005ert bin, das mich ewer Durchlaucht ewer Durchlaucht in selbiger erhalten. 0006Gott gebe, das die despeche an Cuhr Cöllen den verlang- 0007ten effect erhalte, welches ich wohl von herzen wüntsche. 0008Es erfrewet mich auch von herzen, aus dero gnädigem schreiben 0009zu vernemmen, das gottlob meinen brueder Ludwich 0010einmahl das fieber verlaßen, hoffe, es werde also 0011continuiren. Wegen seiner abreis zur armée habe 0012ich ihr Mayestät vnterdehnigst gefraget, so vermeinen 0013sie, auch bey iezt gestalten sachen könten ihn 0014ewer Durchlaucht wohl auf Mains schiken, die residenz 0015wehret doch, deücht mich, dorten so gahr lang 0016nit, das wan vnterdeßen nit fridt wurde, so 0017könte er noch allezeit zue der armée von 0018dannen reisen. Ich lebe iezt in höchstem 0019verlangen, ewer Durchlaucht hier gehorsamst zue bedienen 0020vndt kan fast der glüksehligen stundt
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0021fast nit erwarten, wan ich werde können durch 0022meine vnterdehnige aufwartung doch niemahlen genuech- 0023samb meiner schuldichkeit nach ewer Durchlaucht erweisen, 0024das ich sterben werde 0025ewer Durchlaucht 0026ganz ergebenste trewgehorsamste 0027dochter 0028EMT 0029Wien den 26 junij 16780030Postscriptum Die weilen heütt die post extrordinari früe ankomen, 0031so habe iezt ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 21 junij0032empfangen. Werde wohl alle stündt vndt minuten zehlen, 0033bis der glüklige mitwoch oder samstach kommen wirt, 0034an welchem die gnade werde haben, ewer Durchlaucht zue bedienen. 0035Wegen des newen fuetter zettel ist alles gahr recht, 0036wie ewer Durchlaucht vom Schellerer schon werden vernommen 0037haben. Das ewer Durchlaucht die comission noch wollen ergehen laßen, 0038geschicht gahr wohl, wan schon nicht vill gericht wurde, 0039eh ewer Durchlaucht kommen, so sicht man doch, das ewer Durchlaucht 0040niks darinnen versaumen wollen. Was ich geschrieben, 0041das die leüdt sagen möchten, dauon hab niks gehört, 0042aber hab nuhr mein meinung geschrieben, was 0043daraus erfolgen möchte. Den Schellerer anbelangent, 0044so hatt er keinen sollichen gedanken gezeigt, wie ewer Durchlaucht
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0045vermeinen, sondern allezeit, auch noch bey lezterer 0046audienz, das contrari proteett protestirt. Das hatt 0047er wohl gemelt, wie ich ihm sachte, ihr Mayestät verlang- 0048ten, das die comission vohr sich gehn solte, so sachte 0049er, er wehre allezeit bereit mit eiferichsten trewen 0050diensten ewer Durchlaucht befehl nach zue kommen. Hoffete 0051nit, das selbige vermeinen würden, das er diese comission 0052verlangete, dan er sich nit capace genuech darzue 0053fünde, doch auf gnädigsten befehl wurde er an seinem 0054eifer vndt fleis niks ermanglen laßen, welches 0055er auch gewis in allen gelegenheit duet. Das er 0056aber vermeinen solte, das ewer Durchlaucht kein rechtes vertrawen 0057zue ihme habe, darin sein ewer Durchlaucht gewis in vnrechter 0058meinung, dan er sich ganz auf ewer Durchlaucht gnade allein 0059verlaßet vndt so trew dienet, das er solliches nit 0060vermeint vhrsach haben zue förchten. Es währe mihr 0061leidt, wan er durch dieses bey ewer Durchlaucht in den verdacht 0062kommen solte, dan ich so weit schuldich daran 0063wehre, wie wohl, was ich geschrieben, blos aus mihr 0064vndt aus gewis kintligem trewen herzen gedahn. 0065Hoffe, wan ewer Durchlaucht her kommen, sie solliches 0066erkenen werden. Befehl mich vnterdehnig.