Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Prag am 1679.09.27

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

143 ros-id-244

0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich habe dieses mahl 5 gnädige schreiben schier zuesammen 0003bekommen, deren eins von Pater Isidorus, die andren 0004seindt ein deil schon alt, seint verligen blieben, 0005wie ewer Durchlaucht vom Schellerer gnädigst vernemmen 0006werden. Mit dem Pater Isidorus hab ich noch nit 0007zeit gehabt, seine comissiones alle zue 0008vernemmen, außer was er in kurz in einem 0009vndt andren gemelt, welches mihr auch der 0010Schellerer gesacht hatt. Die puncta habe ihr Mayestät 0011vohr gebracht alle. Was Cur Brandenburg anlanget, 0012ist schon resoluirt, einen hin zue schiken, werd aber 0013ewer Durchlaucht mit nechstem können berichten, wan vndt 0014wen man schiken wirt. Das ihr Mayestät die cuhr vndt 0015fürsten solle hier her laden, werdt ich auch mit gelegenheit 0016vohr brengen, hatt sich die gelegenheit noch nit geben. 0017Weil ihr Mayestät auch selber die nachricht haben, das der Verjus 0018zue Regenschpurg vndt votum vndt sessionem im 0019Reich vohr seinen herren pretendiret, so bedunkt mich,


143 vos-id-245

0020ihr Mayestät incliniren, den reichsdag gahr zue dissipiren bis 0021auf ein andere gelegnere zeit. Das ist nuhr mein 0022bedunken, dan ihr Mayestät haben noch niks resoluirt. Wegen 0023des Nuntius Beuilagua seinem vohrschlag hab ich 0024es ihr Mayestät gesacht, vndt sie eben ewer Durchlaucht meinung 0025gewesen. Das ewer Durchlaucht wegen des niderlandischen gouerno 0026verners solicitiren laßen, ist gahr guett, allein 0027bitte ich, ewer Durchlaucht wollen denen, so es negotiren 0028sollen, befehlen, das sie nit wider den Herzog von 0029Lottringen sein sollen, sondern im fall, das der es 0030nit haben könte, auf meinen bruder zue negotiren, 0031wie ich es dan aus ewer Durchlaucht befehl ihr Mayestät, meinem 0032gnädigsten Kaiser, allezeit vohr gebracht haben. Dan widrigen 0033fals mihr vns nitt allein den Herzog vndt die 0034Königin, sondern auch die verwitibte Kaiserin ganz 0035zue feindt machetten, vndt ihr Mayestät der Kaiser 0036selbsten es filleicht nit wohl nemmen wurden, weil 0037sie vohr ihn einmahl haben negotiren laßen vndt 0038ich es auch ihnen auf diese weis vohrgebracht 0039habe. Bitte vnterdehnig, ewer Durchlaucht wollen mihr diese


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0040meine küenheit nit in vngenaden aufnemmen, 0041dan wie wohl ich weis, das ewer Durchlaucht intention 0042dieses allezeit gewesen, so besorge ich doch, das wan 0043man es denen leütten nit expresse in die instruction 0044sezen wurde, so möchte hierin ein fehler beschen, 0045welcher ewer Durchlaucht vndt mihr vndt vnserem ganzen 0046haus möchte schädlich sein. Morgen wird ich mit 0047dem Schellerer hieruon weitläufiger reden, dan ich 0048nechstens in diser materi angefangen, mit ihm zue reden, 0049aber die zeit kurz gefallen. Mihr seint sonst alle 0050gottlob wohl hier ankommen, außer die Erzherzogin, 0051ist noch zu Iglaw, bis sie die kräften völlig 0052erholen wirt. Es wirt aber daglich beßer. Due 0053mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade befehlen, sterbe 0054ewer Durchlaucht 0055ganz ergebenste trewgehorsamste 0056dochter 0057EMT 0058Prag den 27 septembris 16790059Das ewer Durchlaucht meines kleinen 0060konterfait verlangen, ist mihr ein 0061gnad, allein ist mihr leidt, das ewer Durchlaucht befehl noch nit so balt 0062werde erfüllen können, dan der Hamilton zue Wien blieben. 0063Hatt aber gesagt, er wolle auch her kommen, vndt hier ist 0064mein ich, kein guetter mahler, will aber vmb einen nachfragen 0065laßen.