Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Prag am 1680.01.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
164 ros-id-277
0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht schreiben vom 12 dies hab mit schuldigstem 0003respect empfangen. Erfrewet mich von herzen, das ewer Durchlaucht 0004sich in guettem wohlstandt befinden, der almechtige 0005wollen sie lange zeit darbey erhalten. 0006Was ewer Durchlaucht mihr wegen der Cuhrfürstin gnädig anbefolen, 0007hab ich ihr Mayestät vnterdehnigst vohrbragt, sie sich 0008auch disfals allergnädigst bezeiget vndt gesacht, damit 0009die sach mit beßerem nachdruckh können geschehen, 0010so könne sie beim reichshoffraht disfals klagen 0011vndt bey ihr Mayestät deswegen einkomen, so werde 0012ihr Mayestät gnädig schawen, wie die sachen auf das beste 0013vndt baldiste möge gericht werden, dan es sey 0014ein sach, welche gerichtlich müeße ausgefüert werden. 0015An Cuhr Collen werden ihr Mayestät auch mit 0016mit nechster post schreiben, dan sie heünt 0017einmahl nit zeit haben, weil es schpanischer 0018postag ist. Also, damit die brief miteinander gehn, 0019werde ich auch alsdan mit schreiben. Mit dem 0020Schellerer hab noch nit reden können, werde ihn
164 vos-id-278
0021aber morgen zuemihr kommen laßen vndt nachgehns 0022ihr Mayestät gehorsamst reffeeriren. Ich habe auch diese post von 0023der Königin in Schpanien antwort bekommen wegen 0024beyder meiner brüeder . Sie offerirt sich, bey dem 0025König ihr bestes zue duen, das wan das gouernement 0026nit solte vohr den Herzog von Lottringen vallen, mein elster 0027herr brueder nit moge zurukh gesezt werden. etwa Was 0028das gros prioraht anbelangte, so steh es nit beim 0029König, solliches zue vergeben, sondren beim gros 0030meister des ordens . Das arcidiaconat sey schon 0031vergeben gewesen, dan es der Erzbischoff imediate 0032vergibt, aber es seyen noch andere gelegenheiten, 0033woh sie ihen wurden konnen accomodiren. Sie offerirt 0034sich, das sie sich seiner eifrigst anemmen wolle, 0035das er dorten könne accomodirt werden. Ewer Durchlaucht werden 0036ohne zweifel selbsten von ihr antwort bekommen 0037haben. Iezt was bruder Ludwich anbelangt, so kan ich ewer 0038Durchlaucht noch nit in allem berichten, weil der Wangen 0039noch nit ankommen ist. So vill wohl hab ich 0040von ihr Mayestät verstanden, das sie ihn verlangen in des 0041Fürst von Locowiz haus zue logiren, wan er darzue 0042wirt zu disponiren sein, dan in perse er ist ein
165 ros-id-279
0043zimliger grobianus. Man hatt lang mit ihm zue 0044duen gehabt, bis er etlige zimmer vohr der 0045Kaiserin freilein hergeben wollen. Dorten aber wehre 0046er wie bey hoff, dan die Kaiserin wohnt auch 0047in einem priuat haus, in dem rosenbergischen, vndt 0048des lokowizische stost so daran, das ein deil ihrer 0049freilen zimmer daruon haben. Also könte er allezeit 0050über denselben gang als wie in einem haus heruber 0051kommen. Hiermit due ich mich in ewer Durchlaucht beharlige 0052gnade befehlen vndt werde sterben ewer Durchlaucht 0053ewer Durchlaucht 0054ganz ergebenste trewgehorsamst 0055dochter 0056EMT 0057Prag den 20januarij 16800058Bin vergeßen, ewer Durchlaucht gehorsamist 0059zue berichten, das mich bedunkt, es wurde ihr Mayestät lieb 0060sein, wan es mein brueder vngefehr in ein vier wochen 0061hier sweh wehre, damit er hier den fasching godiren 0062könte, auch alhier ein dag vierzehn oder drey wochen verbleiben 0063könte. Wegen ob er es den bottschafteren notificiren sollt, 0064seine ankunft, hab ich ihr Mayestät gefragt, so haben sie 0065mihr zur gnädigen antwort geben, sie wolten erkundigen 0066laßen, ob sie die erste visita geben wurden. Wan das 0067wurdt sey wie es dan sein solle wohl, woh aber nit, so soll er es ihnen auf 0068keine weis notificiren laßen.
165 vos-id-280
0069Postscriptum Auch, gnädiger herr vatter, hab ich ewer Durchlaucht meine vnterdehnigste, doch vn- 0070masgeblige meinung über die puncta vndt gnädiges schreiben, welches ewer Durchlaucht 0071mihr ge duen wollen, berichten wohlen. 3 seint beantwort, woh mein bruder 0072logiren soll, wan er soll kommen, vndt wie lang verbleiben, auch 0073mit den botschaftern sich comportiren solle. Meine vnmasgeblige 0074meinung wehre, das wie wehnige leütt ie beßer, vermeint, 0075ein hofmeister vndt ein caualier wehre genuech auf ein post 0076ritt, ein oder 2 kamerdiener zum höchsten und so vill knaben. Die 0077lakeien steht dahin, ob ewer Durchlaucht sie gleich von dort mit schiken 0078oder man sie hier aufnemmen solle. Ob eben der beichtvatter 0079auf so ein kurze zeit, welcher doch auch einen socium wirt 0080haben wollen, vonöten wirt sein, laß ich dahin gestelt sein, ob 0081nit etwan Pater Danner in dieser zeit solliches verichten konte. 0082Wegen der möblen will ich mich erkundigen vndt mit nechstem 0083alles berichten. Meine aber, es sey guett, das man nichts pretendire, wirt sich schon schiken. Die notification, vermeine ich, wehre nit nötig 0084sein gegen die ministri. Mit den botschaftern ist es schon ein 0085anderes. Den geheimen rätten auser den fürsten vndt Obristhoffmeister, mein ich auch, soll 0086er auf keine weis weichen, vndt ist mihr eben deswegen gahr 0087nit lieb, das der Herzog von Saxen Lauenburg diesen bößen 0088eingang gemacht, dan er allen geheimen rätten weichet. 0089Aber ihme ist darumb nit nach zue vollgen, vndt glaub ich 0090auch nit, das ihr Mayestät es auf einige weis verlangen werden. Ich ver- 0091meine aber, man solle von dieser sach niks sagen, bis sich 0092der casus ereignen wirt, sonst, wan sie es auch nit 0093pretendireten, wurden sie es erst duen. Die camerherren haben 0094es nie vom Herzog pretendiret, aber ihre weiber haben es 0095von ihren kindren pretendiren wollen, welches sie aber nit gedahn 0096vnd das gahr billich. Den titul ihr Durchlaucht, mein ich, werde ihn 0097niemandt disputiren, mein aber auch, man solle niks 0098daruon melden, bis man sicht, was sie duen. Wegen seines 0099emplois, mein ich, soll der Wangen, so lang er hier sey, aufs 0100wehnigst wohl nit gahr still schweigen, dan das wurde der andern 0101anhero kunft auf ein anders mahl verhindern, sagent, so oft einer 0102her keme, wolt er etwas haben. Die hattschier haubtmanstell daugt auf kein 0103weis vohr ihn. Will in dieser matiri noch ein mereres berichten. Auf dies bitt 0104kein antwort ???0105oder durch Pater Isidorus . Bitt vnterdehnigst vmb vergebung 0106meiner küenheit halber, geschiet aus kintliger lieb vnt trew 0107von herzen.