Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, "im Schiff" am 1681.04.10
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich hoffe, ewer Durchlaucht werden mihr gnädig vergeben haben, das ich 0003bey vohriger post meine schuldichkeit nit beobacht, auf 0004dero 3 gnädige schreiben vom 25 vndt 28 merz vndt 1 dis zue 0005beantworten. Die heilige zeit ist vhrsach daran geweßen. 0006Es erfrewet mich von herzen, das ewer Durchlaucht sich in guettem 0007wohlstandt befinden. Vndt weil ich weis, das ewer Durchlaucht 0008ein gnädiges verlangen dragen zue wißen, wie es meinem 0009Josephl geht, als berichte vnterdehnigst, das das fieber sich gott- 0010lob nimmer angemeldt. Zwar bis auf vohrgestren seint 0011ihm vmb die stundt, das das fieber pflegte zue kommen, 0012die händt etwas küel worden vndt er vnlustig, ist 0013auch ein zeit hero recht böß, insonderheit wegen des 0014eßens, das es oft müeßen einwehnig fils abgeben. Es 0015meinen aber die doctor, es sey nuhr, das die gall 0016noch nit recht gedempft, wie man auch an allen 0017andren anzeigen vermerkt, vndt bis er sich beßer erholt, 0018derf man ihm auch nit vill duen. Ich hab im 0019aber vohrgestren durch den Pater Crescens, welcher vom Pater 0020Marco die macht bekommen, diese 3 heiligen feierdag den 0021segen zue geben, wem er will, den segen geben laßen,
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0022so hatt er darauf gestren vndt vohrgestern keine küele 0023hendt mehr bekommen, auch nit mehr so böß geweßen 0024vndt ein zimmer lang zimlich fein gangen, ohne 0025vill torklen oder schwacheit zue zeigen. Also, hoffe ich, 0026werde er sich balt erholen. Hab den Doctor Hueber 0027bey ihm gelaßen, weil der Stuber alleweil krank, 0028das gleichwohl eines versichert bin, hoffe, sie werden 0029balt nach kommen. Was den Pater Marco anbelangt, 0030haben ihr Mayestät ihme geschrieben, das sie gern sehn wurden, 0031wan er zue vns käme, förchten aber, er werde es 0032nit wollen duen. Wan er in Frankreich wurde gehn, 0033zweifle ich gar nit, das er wurdt fill guettes ausrichten, 0034Beyern, hoffe ich wohl, werde wohl die heirat nit duen, 0035wan sie nit wegen der religion versichert sein, welches 0036sie ohne zweifel wohl duen wirt. Es ist woll einer meß 0037werdt, cuhrfürstin zue werden. Das mein brueder 0038Allexander Liebden noch nit ganz wohl auf, ist mihr 0039von herzen leidt, hoffe zue gott, es werde iezt beßer 0040sein. Ich habe auch meinem elteren herrn brueder Liebden geschriben, 0041wie mihr ewer Durchlaucht befohlen. Kan ewer Durchlaucht nit genuech 0042beschreiben, wie er mihr so bewechlich schreibt vndt 0043vergwist, das er gewis alles möglige duen werde, wie 0044nach dem er mihr schreibt er auch izt deils wirt
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0045schon übermacht haben. Klacht aber gahr beweglich, wie das 0046landt von den franzoschen conributtionen sogahr 0047erschöpft, ihme auch die reis der Erzherzogin auf Achen 0048vill gekost, das es ihn gahr hart an komme. Contes- 0049tirt aber so starkh, wie er lieber selbst noht leiden, 0050als etwas an seiner schuldikeit gegen ewer Durchlaucht 0051vnterlaßen wolte. Ich kan ewer Durchlaucht nitt genuechsamb 0052beschreiben, mit waß vohr kintliger respect vndt 0053liebe er von wegen ewer Durchlaucht schreibet vndt mich 0054bitt, ihn doch bey ewer Durchlaucht in gnaden zue erhalten, dan 0055wan er das widerschpil zue beförchten hätte aus 0056mangel deßen, was ihme bisdahto vnmöglich sey 0057geweßen zue prestiren, er sich aber könftig 0058möglichst befleisen wolle, er vntröstlich sein wurde, 0059dan er ewer Durchlaucht gnade vndt vätterlige liebe vohr seine 0060höchste glükhsehlichkeit schäzet. Bitte also auch ewer Durchlaucht 0061vnterdehnigst vohr ihn, wan er filleicht nit alles so 0062perfecta prestiren kundte, ewer Durchlaucht wollen doch nit 0063vngenedig werden vndt ihme bisweilen einen trostreichen 0064brief gnädig übersenden, dan einmahl er ist halt noch 0065iung vndt nit noch in dergleichen regirung gewesen, 0066wie er dan gahr wehnig zeit, bevohr er vereist ist, 0067in raht ist gangen, auch die regirung zue
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0068einer zeit angetretten, welche gahr schwehr vndt einen 0069langen erfahrnen regenten wurde schwehr gefallen sein, 0070das also der arme wohl zue compatiren, 0071wan er gleich ein oder andren fähler solte 0072begehn, ewer Durchlaucht guttichkeit es ihme übersehn werden 0073vndt durch dero vatterligen rt raht an handt stehn. 0074Ich mueß bekenen, der arme daurt mich, er 0075hatt gleichwohl keinen menschen drundten als den 0076einzigen Otingen, der ihm an die handt geht, welcher auch 0077nit alles erduen kan. So tröstet ihn allein bey dieser 0078schwehrer arbeit, deren ehr gahr nit gewont gewesen vndt 0079alle anfang schwer ist, allein ewer Durchlaucht genahdt. 0080Due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade befehlen vndt werde 0081sterben 0082ewer Durchlaucht 0083ganzergebenste trewgehorsamste 0084dochter 0085EMT 0086zue Stein im schiff den 10 apprill 16810087Bis datto ist vnser reis gottlob 0088gahr wohl abgangen. Es freüt mich, das die Hoffmeisterin wohl ankom. 0089Bitte ewer Durchlaucht vnterdehnig, ihr Durchlaucht meiner geliebsten fraw mutter von diesem 0090brief parte zue geben, dan ich nimmer zeit hab, 0091ihro alles dieser zue wider holen, in sonderheit wegen 0092meins Josepl vndt bruder Johan Wilhelm, weil er eben dieses 0093gegen ihr Durchlaucht fraw mutter contestiret.