Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wiener Neustadt am 1681.08.07
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleuchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 25 passato hab mit schuldigstem 0003respect empfangen. Gottlob, das sich ewer Durchlaucht in so 0004guettem wohlstandt befinden, der wolle dieselbe 0005bestendigst darbey erhalten. Es ist mihr wohl ein 0006herzlige freüdt zue vernemmen die großen gnaden, 0007die der almechtige durch das wunderdehtige bilt 0008zue Neüburg wirket. Ich hette wohl ein großen 0009trost, wan ich einmahl selbiges besuechen könte, 0010wahran ich gahr nit verzweifle, sondern ein hoffnung 0011habe, wan nuhr mit vnserem vngeschmachen 0012lantag balt einmahl ein endt wurde. Sie 0013brentlen noch an ihren grauamina, vndt bis 0014das fertig, ist niks zue duen. Gott gebe einen 0015glükhligen schluß, so ist schon der müe werdt, das 0016etwas lenger wirt. Es ist mihr wohl leidt, das wegen 0017der üblen krankheit ich filleicht nit werde so balt die 0018consolation können haben, meine herren brüeder hier zu 0019sehn, gott gebe, das bey dieser hiz, so wohl gahr 0020groß ist, das übel nit verners zuenemme.
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0021Vndt eben bey der großen hiz währe das reisen in 0022Italien gahr gefährlich, wan gleich kein andere verhin- 0023dernus währe, so dähten ewer Durchlaucht wohl, das sie 0024die reis der herren brüder noch so balt nit anstelleten. 0025Es wurdt auch gahr guett sein, wan vnterdeßen mein 0026herr bruder Carl Liebden gelegenheit hette, einen ritt auf Malta zue 0027duen. Ich hoff noch alleweil auf das priorat, wan aber 0028solches gleich iezt nit gieng, so geben sich in der 0029religion schon offter solche gelegenheiten. Es ist 0030zwahr nit ohne, das er als malteser eben die 0031vota hatt, als wan er sonst geistlich wehre, 0032welches ich auch nit zweifle, das er gahr 0033fleisig halten wirt, aber eben weil sein 0034natur frisch ist vndt er von iugent auf kein 0035inclination zumb geistligen standt gezeigt, 0036so wirt freilich iezt di ragion preualiren, 0037aber darumb gehört ein mehrere occupation 0038vndt diuertiment darzu. Ist er ein bischoff, 0039so mueß er ewich auf seinem bischtumb 0040bleiben, seine gewiße gebet verichten. Vnter einen 0041tohtsündt derfen auch in niks sich diuertiren, 0042außer etwan in einer iacht, warzue dise bischof
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0043nit allezeit gelegenheit. Auch steht es ihnen nit 0044wohl an, wan sie so gahr offt ausrennen. 0045Hingegen ein malteßer occupirt sich in kriech, 0046derf iagen vndt reisen so vill er will, ist 0047ihm auch ein ehrlige conuersation mit dem 0048frawenzimmer erlaubt, derf danzen, auf der 0049reitschuel vndt in allen exercitien sich 0050üben, welches einem bischoff gahr übel anstündt. 0051Dise erlaubte occupationen aber diuertiren 0052solche junge leütt, das ihnen niks übels 0053einfalt, welches nit so leicht, wan sie alle- 0054weil über sich mueßen sizen, vndt sicht 0055er entlich, das er mit in dem orden mit 0056fort komt, wan er zue ein iahr 30 oder 005740 komt, kan er allezeit noch auf stiftern 0058sein glükh suechen, dan dar gibts imerzue 0059dergleichen apperturen. Vndt ist das exempel 0060von Cardinal von Heßen dar, welcher vill 0061zeit im malteser orden geweßen, eh er sich 0062zue einem merern geistligen standt resoluirt 0063hatt. Auch derfen sie die gelübt so balt 0064noch nit duen, müeßen eh ihr carauane machen. 0065Zu deme hatt halt gleich wohl mein eltister bruder
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0066annoch keine erben, vndt wie wohl sie noch beyde 0067jung, wan auf diese leztere bad cuhr niks 0068erfolget, so hatt man als vhrsach, disfals in 0069sorgen zue stehn, dan wie ich sach, sicht man 0070dan, das er auf ein oder ander weis nit 0071vort kommen kan, so wirt noch schon immerzue 0072bey denen stifftern einige gelegenheit seiner, 0073verorgung geben, wahrzue ich gewis eifrigst allzeit helfen werdt. Vndt bin versichert, das auch ihr Mayestät duen werden, dan sie sich in allem so genedig vohr meine geschwistern erzeigen werden, also das es nit so hoge 0074noht, sich disfals mitt ihme zue übereilen. 0075Ich bitte ewer Durchlaucht vnterdehnigst vmb vergebung, das so 0076kühn dieses schreibe, verlaße mich auf ewer Durchlaucht gnade vndt 0077vatterlige güette, das sie mein trewe deuotion vndt 0078kintlige lieb erkennen werden. Den Lamberg will 0079ich ihr Mayestät auch fleisig recomendiren, sie 0080zwar ieziger zeit nit, auf in was man ihm 0081kan helfen, dan iezt kein apertur ist. Ihr Mayestät seint 0082aber dem alten Obristhoffmeister gahr gnädig, 0083werde gern etwas duen, was sie werden mit irer 0084conuenienz können ihme zum trost. Due 0085mich hiemit in ewer Durchlaucht beharlige beharlige 0086vatterlig huldt vnterdehnigst befehlen, werde sterben 0087ewer Durchlaucht 0088ganzergebenste trew 0089gehorsamste dochter 0090EMT 0091Neüstatt den 7 august 1681