Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Ödenburg / Sopron am 1681.09.24

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das ich die 2 vohrige 0003posten die erste so wehnig vndt die andre gahrnit 0004meine schuldichkeit hab angelegt. Die hirsch vndt den abschidt, 0005so das lezte mahl von Pater Jochem genommen vndt 0006mich mit ihm ein wehnig verschwezt, ist vhrsach daran 0007geweßen. Verlaße mich auf ewer Durchlaucht gnad, vndt Pater 0008Jochem hatt mihr auch verschprochen, er wolt mich helfen 0009entschuldigen. Es erfrewet mich von herzen, aus beyden 00103r gnädigen schreiben vom 2en, 4en vndt 12ten dießes dero guetten 0011wohlstandt zue vernemmen wie auch, das bruder 0012widerumb völlich restituirt ist. Gott wolle beyde 0013Durchlauchten samt mein geschwistern verners also erhalten. 0014Doch es wehre wohl mein gröste freüdt, wan 0015ich sie alle zue Neüburg möchte sehn, es wirt 0016geschen, was gott wirt wollen. Es frewt mich wohl 0017auch gahr sehr zue vernemmen, das vetter 0018Pfilips incliniret zue vnserer allein sehlichmachenden 0019religion. Gott wolle ihm sein genadt miteilen, 0020das er allen menschligen respect auf die seiten 0021seze vndt sein sehl saluiren möge. Was sein


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0022pension anbelanget, so ist ihm alles richtig, das 0023er es soll empfangen. Habe den Schellerer heraus 0024beruefen, so balt er kommen wirt, will ihn 0025schiken, die quitungen beim kriechs zahlamt 0026zue erheben, so dan selbige dem Obrist Burg 0027auf Prag schiken. Der hatt mihr verschprochen, 0028das gelt alsdan alsobalden zue erlegen, wan 0029sich nuhr dorten iemant in nahmen vetters 0030Pfilips anmelden wirt, dem er es könne er- 0031legen, oder man ihm schreibe, wem er es 0032soll erlegen. Ich bin wohl froh, das der brandt 0033ihm camin so guett ist abgangen vndt 0034ewer Durchlaucht ein guetten schpas im iagen gehabt 0035haben, auch so schwehre hirschen gefangen. Wie 0036es zue Eberstorf abgangen, werden ihr Mayestät 0037ewer Durchlaucht die lista schiken, ist vill in 10 dagen. 0038Iezt sizen mihr widerumb hie im kewig, ist aber 0039alles der müe werdt, wan nuhr der lantag 0040glükhlich von statten gehet, wie ich zue gott will 0041hoffen. Wegen bruder Alexander bin ich wohl froh, das sich 0042der Bischoff von Augschpurg so seiner animt, wirt


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0043ihm vill nuzen. Ich hoff zue gott, wegen bruder Carl 0044werde sich auch noch geben, vndt ich hab ihr Mayestät 0045gefragt, ob ewer Durchlaucht schreiben solten der Konigin . 0046So sagen ihr Mayestät, sie finden kein einiges bedenken, 0047vndt mihr wirt es ein gnadt sein, wan mich 0048ewer Durchlaucht dero befehl mögen würdigen vndt die brife 0049einzueschließen geben, welches ihr Mayestät auch vohr gut 0050befinden. Der Falces ist schon verreist, an seinen 0051gutten intentiones ist gahr nit zue zweiflen, 0052wan sich nuhr alle seine guette anschläg 0053practiciren ließen. Ihr Mayestät duen, was sie könen 0054ihr frau schwester zue helfen, dan izt, gesteh ich, hat 0055sie in keiner großen macht. Pater Jochem wirt 0056auch heündt oder morgen von Wien vereisen. Sag ewer 0057Durchlaucht nochmahl vnterdehnigsten dankh vohr alle gutt vberschikten 0058sachen. Due mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, 0059die ich sterben werde 0060ewer Durchlaucht 0061ganzergebenste trewgehor- 0062samste dochter 0063EMT 0064Edenburg den 24 septembris 1681