Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Ödenburg / Sopron am 1681.11.12

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Das ewer Durchlaucht sich annoch in guetem wohlstandt befinden, ist 0003mihr die gröste freüdt, der almechtige gebe verners seinen 0004segen, auf den verlaße ich mich, das er auch in allen andren 0005sachen nach seiner güette alls disponiren wirt. Es sicht zwar 0006saur aus, aber er ist der, der alles süeß machen kann vndt 0007wirdt. Es ist zwar woll wahr, das die menschen das ihrige 0008auch darbey duen müeßen, welches hoffentlich auch geschehen wirt, 0009vndt ihr Mayestät gewiß das ihrige duen, aber allein können sie 0010halt auch nit also, das nit mueß haisen, gang due 0011voran, sondern mueßen alle zuegleich zuesammen halten vndt 0012zue sammen operiren. Mihr ist es die höchste gnade, das ewer Durchlaucht 0013zue mihr das gnädige vertrawen, so ewer Durchlaucht gegen mihr erzeigen, meinen 0014raht zue begern, deren gnade ich nit würdich bin vndt ewer Durchlaucht vohr 0015selbige schuldigisten dankh erstatte, so wirt auch niemandt 0016gefunden werden, welche solliches improbiren werden. Ich vermeine 0017aber, das jeziger zeit ewer Durchlaucht nichts dergleichen zue befahren haben, 0018in deme Frankreich nit allein weder mit ihr Mayestät oder dem 0019Reich anoch aperte gebrochen, sondren das widerschpil zue zeigen 0020die zuesammenkunft zue Frankfort continuiret. Es ist 0021zwar mitStraßburg wider den friden gehandlet, nimbt gleichwoll 0022den pretext, das es zue Elsas gehöre. Auf Schwaben kan er


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0023dergeleichen pretext nit heruohrbringen, vndt wirt sich auf alle 0024weis lieber an dem Rein halten, welches auch mehrer seine 0025eigne conueniens neben deme, das er aldorten verners eben 0026dießes pretexts sich bedienen kan. Vndt wie woll dieße 0027ganz falsch vndt wider alle gerechtichkeit, so seindt weder 0028ihr Mayestät noch das Reich leider iezo in standt, dießem 0029sich würklich iezt mit offentlichem krieg zue widersezen, 0030was ewer Durchlaucht selbsten hocherleücht woll erkennen, bis sie sich 0031nit zuefohr woll armirt vndt mit dem Reich fast 0032zuesamen tretten vndt sich völlich vereiniget haben. Solte 0033aber sich disfals einige gefahr erzeigen oder Frankhreich 0034gegen Schwaben sich mouiren, so wurde ich gewißlich nit 0035saumen, ihr Mayestät dieses zue remonstriren, welche ewer Durchlaucht 0036beyden, mihr vndt allen meinen geschwistren so gnädich 0037sein, das ich nit zweifle, das sie alsdan auf mittel bedacht 0038sein wurden, ewer Durchlaucht mit ihren raht vndt daht an die hant zue 0039stehn und selbige in sicherheit zue sezen, welches ich ewer Durchlaucht fleisigist 0040berichten wurde. Gott gebe, das balt hier ein guetter lantagschluß 0041erfolge, wahrzue ich guette hoffnung. Ich hätte woll ein 0042vnausschprechlige freüdt, wan die gnade hätte, ewer Durchlaucht zue Neüburg 0043zuebedienen, welches gott auch hoffentlich verleien wirt. Der Locowiz 0044soll alledag wekh, ist nuhr sein instruction wegen des Hoffkanzlers


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0045krankh sein noch nit völlich verfertiget, wirt aber auf das bäldist 0046geschehn. Das mein herr bruder Wolfgang wohl zue Neuburg ankommen, 0047freüdt mich, der almechtige verleye ihnen ein glüksehlige reis. 0048Ist mihr nuhr leidt, das nit hier durch können, wirt 0049aber hoffentlich in der zurukh reis geschen, wan mihr sie 0050nit ehnder zue Neuburg sehn, welches woll herzich were. 0051Hoffe, es solle ihnen diese reis vill nuzen, wie auch bruder 0052Allexander, das er beim Bischoff wirt sein. Hier seindt 0053zwar noch alle wohl auf, welches vnter den gemeinen 0054leütten fast ein miracul, dan sie so übereinander steken. 0055Mihr können halt auch nirgent aus. Heündt haben ihr 0056Mayestät einwehnig kegelgeschieben. Due mich hiermit in ewer Durchlaucht 0057gnade befehlen, die ich sterben werde 0058ewer Mayestät0059ganzergebenste trewgehorsamste 0060dochter 0061EMT 0062Edenburg den 12 novembris 1681