Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Aus ewer Durchlaucht gnädigem schreiben vom 26ten vnd 30ten dis hab mit großen freüden 0003vernommen, das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstand befinden 0004vnd in 2 posten keine brief von mihr empfangen. Eine hab 0005ich wegen der comedi vndt hochzeiten versaumbt, welche den 000615ten passato hatt sollen gehn, die andren habe aber alle geschriben, 0007den 3ten, 8ten, 22ten vnd 29ten passato. Hoffe es werde alle sein ankommen 0008vnd filleicht, das das große waßer schuldich daran ist, das die brief 0009seind ligen blieben. Wegen verabsaumung der vohrigen post mues 0010ich auch vnterdehnigst vmb vergebung bitten. Es hatt sollen selbigen 0011dag die comedi gehalten werden, weil aber ein musicus erkrankt, 0012soh ist bis auf den samstag aufgeschoben worden vndt mihr den 0013selben dag an statt der comedi vns verkleiden müeßen. So 0014ist, weil diese verkleidung so vnuersehns führgenommen 0015worden, bis ich etwas zuesammen klaubt, mihr ein vnmöglich- 0016keit geweßen zue schreiben. Iezt will ich mich aber befleisen 0017alles herrein zue bringen. Was ewer Durchlaucht gnädigst melden wegen der 0018abschikung des Wensels von Altheim, so hatt er die vohrige wochen 0019verreisen sollen, seint aber dem Oxenstern widerumb newe 0020comissiones kommen, wegen welicher er sich annoch bis dato 0021aufhalten müeßen. Seine abreis wirt aber noch ehrster dagen


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0022vohrsich gehn. Wegen Dennenmark ist kein gedanken geweßen 0023ihne aufzuhalten. Ihr Mayestät suechen auf alle weis, diesen 0024Köhnig zue gewinnen. Gottlob, das der beyerische kreisdag geschloßen. 0025Ist freilich schlim, das solliche lugen spargirt werden, vnmöglich0026ist aber diesen lugnern allen das maul zue stoppfen. 0027Man muetmaßet zwar, vnd dieses mit fundament, 0028das es die Fürstenberger seindt, aber sein kan es gleich- 0029woll, das es auch andre duen, dan leider der leüt mehr, 0030welche Frankreich anhenken. Ich wüntsche von herzen, das 0031der bey westfälische kreisdag dem beyerischen gleich möchte 0032abgehn, der Schpeh wirt hoffentlich vill guettes drinen duen. 0033Das meine brüeder zue Rohm wohl ankommen seind 0034vnd ihnen vnterwegen so vill ehr erzeiget worden, freit 0035mich von herzen, der almechtige geb ihnen weiters gnad. 0036Es schreibt mihr bruder Wolfgang, das der Cardinal Pio ihnen so woll 0037anhant steh, das ist ein guette sach, dan ich ihn von 0038allen höre loben, was er vohr ein wakerer mann sey. 0039Der Pater General von den carmeliten kent ihn gahr woll, 0040hatt mihr ihn auch nit genuech loben können. Vnser 0041fasching ist gottlob wohl abgangen. Ich schreibe ihr Durchlaucht 0042meiner geliebsten fraw mutter alles was ist gehalten worden. Er ist gahr 0043kurz gewesen, so haben mehr fest in wehnig dagen haben


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0044müeßen. Das fest bey der Kaiserin ist gahr herzich geweßen, 0045auch des Markgrauen seins. Es müeßen die waßer woll 0046die posten verhindren, dan die santags post ist gahr noch 0047nit kommen. Iezt fangt es an, ein wehnig kelter zu werden, 0048hatt geschnieben. Due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade 0049gehorsamst vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werd 0050ewer Durchlaucht 0051ganzergebenste trewgehorsamste 0052dochter 0053EMT 0054Wien den 12 februarij 1682 0055Hierbey überschike ewer Durchlaucht nach dero befehl des Pater 0056Marci seinen brief. Ihr Mayestät werden auf alle weis suechen, die 0057obedenz vohr ihn auszuewirken, damit er nach ostren möge 0058heraus kommen.