Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht erzeigen mihr gahr zue vill gnade in dero gnädigstem schreiben vom 000320ten passato, in dem sie sich so sorchfältich erzeigen wegen meiner 0004gesundtheit vnd der kinder vnd auch ein verlangen, mihr wider 0005mit dero gegenwart zue erfreüen. Ewer Durchlaucht werden schon 0006aus meinem gehorsamsten bericht vom 19ten passato ihr 0007Mayestät, meines gnädigsten Kaisers, verlangen vnd mein vnterdehnigstes bitten vmb das 0008gnädigst ersehen haben. Iezt reite ich schon fleisich, bis der glüksehlige dag komen 0009wirt. Gott erhalte ewer Durchlaucht nuhr in guettem wohlstandt, wie 0010ich mit freüden aus dero schreiben vernommen, das sie sich 0011aniezo befinden. Die dag seind mihr hier in großen sorgen 0012geweßen wegen des Herzog von Lottringen, welcher gahr krankh 0013ist. Gestren ist zwar ein wehnig beßer geweßen, heünd 0014hatt er aber widerumb große schmerzen vnd ein gewiser 0015doctor will ihn alleweil purgiren. Vnsere doctor seint 0016all derwider, die Kaiserin will aber, das man soll duen, 0017was der will. Das gestrige einemmen haben vnsere zwar 0018aprobirt, ist nuhr gahr gering gewesen vnd ihm woll 0019bekommen. Heünt aber hatt man ihm ein sterkers geben 0020vnd hatt niks opperirt vnd hatt noch große schmerzen 0021vnd zimlige starke hiz. Die arme Königin ist grob


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0022schwanger vnd wis niks daruon. Es ist mihr recht angst darbey, 0023bey disen coniuncturen wehre es ein schlimme sach, gott 0024erhalt in. Heünt kan er zwar im bett bleiben, aber doch 0025mit großen schmerzen, sonst ist er seider dem sontag in 0026seßel geseßen. Es ist etwas wie ein seitenstechen, doch nit 0027recht, vnd er ist gahr dastich. Der Wenzel von Altheim 0028ist auch doht krankh gewesen, das alle gemeint, er werd 0029sterben, ist aber widerumb beßer vnd wirt in wehnich 0030dagen hoffentlich reisen können. Er ist auch so gehling krankh 0031worden. Die Kaiserin ist gestren vnd heünd wider 0032aufgestanden, ist wider woll auf. Sie hatt woll auch 0033große ängsten vnd bedrüebnus wegen des Herzogs. 0034Wegen des Castell, werden ihr Mayestät ihm die pension geben, 0035haben auch in reguard seiner seinem bruedren ein regi- 0036ment geben. Wegen der pension aber verlangen ihr Mayestät, 0037das ganz in secreto bleib vnd also ewer Durchlaucht mitt 0038ihm Castell aiustiren, wem es ihr Mayestät solten geben laßen, 0039damit es heimlich bleibe vnd er es sicher empfangen 0040möge. In der preslauischen sach werden ewer Durchlaucht vom Schellerer 0041gnädigst vernemmen, was der Nostiz verlanget in ein vnd 0042andren vnd seine vohrschläch, welche mihr alle gahr woll 0043gefallen. Gott geb sein gnad, das alles woll möge abgehn,


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0044welches mihr woll ein grose freüd wehre. Weil heünd so gahr 0045ein schöner dag, im felt aber vnd auch sonsten so dief 0046vnd die Wien auch so angeloffen, das mihr nit ein- 0047mahl auf Schönbrun haben können, so seint mihr heüt 0048ein wehnich in die Fauorite gefahren, dan in ihr Mayestät 0049großen garten kan man noch nit gehn wegen des greüligen 0050weichen. Also ist ein wehnich schpaht worden, mus also 0051enden vnd mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst 0052befehlen, die ich sterben werd 0053ewer Durchlaucht 0054ganzergebenste trewgehorsamste 0055dochter EMT 0056Wien den 5ten merz 16810057So gleich bekom ewer Durchlaucht gnädiges schreiben 0058vom 27, kan aber heüt nit 0059möglich mer antworten. Mit nechster post werd alles 0060ersezen.