Ausfertigungeigenhändig

109 ros-id-1

0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab mit höchster consolation aus dero gnädigem schreiben vom 00031ten dißes ersehen, das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstand 0004befinden, gott gebe weiters sein gnad vnd erhalt 0005ewer Durchlaucht ville iahren darbey. Sage auch vnterdehnigsten dankh, 0006das ewer Durchlaucht sich mit mihr wegen der glükhligen zue- 0007rukhkunft ihr Mayestät haben erfrewen wollen. Ihr Mayestät befinden 0008sich gottlob ganz woll auf, dem sey vnentliger dankh, 0009das so abgangen ist. Ich wüntsche von herzen, das ich ewer Durchlaucht 0010balt etwas guetes von vnserer armee schreiben kund, 0011es geht aber zimlich langsam her, vnd fangt das 0012wetter ahn gahr kalt zue werden. Der König hatt 0013niks wollen duen, bis die ganze armeé beysammen, 0014welches langsamb her gangen, weil die fränkischen 0015difficultirt zue marchiren. Der Göez ist aber 0016selbsten hinunter es zue befördern, vnd der Waldekh 0017ist hier. Dem duet man auch zueschprechen, er 0018ist gahr krankh vnd matt, ist auch nimmer jung. 0019Cuhrbeyern bleibt bestendig in seinem eifer, ihr Mayestät 0020schreiben ihm vnd representiren ihm gnuech, das er sich


109 vos-id-2

0021conseruiren soll, wan es nuhr ausgeb, wer freilich ein großer 0022schad, wan ihm was geschen solt. Ich hoff, er werd ihr Mayestät volgen 0023vnd sich in acht nemmen. Ist schad, das der Dering 0024gestorben, der hatt vill in disem gedahn vnd duen könen, 0025wahr gahr fleisig. Wan Frankhreich sich moderiren wolt 0026vnd in Niderlant nit hendel anfangen, wehr 0027woll zue wüntschen, aber ich förcht sehr, es 0028werde nit geschen. Mein gröste consolation wehre 0029woll, wann ich die gnad möchte haben, ewer Durchlaucht wider 0030vnterdehnigst zue bedienen. Wan Brandenburg recht sich 0031vnirete, wurd es vill dise reis auf Regenschpurg befördern, 0032gott gebs. Es ist in disen coniuncturen auch nit 0033guett, das der Obristhoffmeister gestorben, welches den 5ten 0034dies geschen, doch gott weis alles zum besten, was er 0035duet, weis er schon warumb vnd offt, was mihr 0036meinen, das nit guett ist, ist zumb besten. Der geb 0037ein gnade, das dise stell woll ersest werde. Die Königin 0038in Schpanien schreibt mihr auch, das die Königin in Portugal 0039so krankh ist, das also alles in suspenso bleibt. 0040Sie ist woll in grosen sorgen, dan eben die schlimme 0041zeitung vnsrer reis vnd der belegrung hinein kommen.


110 ros-id-3

0042Izt wirt sie aber schon erfreüt sein mit der beßren. 0043Meine kinder seindt auch woll ankummen vnd gottlob 0044woll auf. Weil ich mich auch so guett befind vnd 0045die capellen nuhr in haus vnd nit weit sey, 0046werde morgen, wann es gott will, herführgehen, 0047weil dise wochen die leste des jubileum ist, so 0048wolte es gern verdienen. Ich due mich hiermit in 0049ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werd 0050ewer Durchlaucht 0051vnterdehnigst trewgehorsamst dochter 0052EMT 0053Lins den 9ten octobris 1683