Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen freüden aus ewer Durchlaucht gnädigem schreiben vom 25ten 0003passato vernommen, das sie sich in guettem wohlstandt 0004befinden, wie auch, das mein brueder Franz Liebden gelükhlich 0005bey ewer Durchlaucht angelanget ist. Er hatt woll nit vhrsach zu 0006danken, dan mihr woll leidt, das kein gelegenheit geben, das ihm 0007hette meine lieb erzeigen können, wie ich es verlanget. Es 0008ist gahr guett, das er nit selbsten auf Preßlaw vnd 0009erwartet, bis alles ein wehnig beßer eingericht ist, welchs 0010aus disem termin von Sankt Micheli gahr leicht geschen 0011kan, das ewer Durchlaucht disfals ganz kein incomoditet haben 0012werden vnd er noch woll etwas wirt konnen übrich haben. 0013Der Schellerer ist noch hier, er wartet, bis ein mehrere 0014richtichkeit wegen seiner hoffstatt gemacht wirt. Ich 0015vernimme, als solten ewer Durchlaucht noch bey meinem bruder 0016Wolfgang sehligen einigen gedancken auf einen gewißen Grau 0017Gall zue einem hoffmeister gehabt haben, der soll in 0018wehnig dagen hier her kommen, so werden ihn ihr Mayestät sehn, 0019auch man sehn, was er vohr ein man ist. Wan ewer Durchlaucht


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0020diese intention hätten, so wollen sie mihr gnädigst befehlen, werde ich 0021auch gahr gern cooperiren. Es kendt ihn noch niemandt, wan 0022er kommen wirt, so wirt man beßer sehn, was hinter ihm ist, 0023oder wan ewer Durchlaucht auf einen andren incliniren wollen, sie 0024mihr es zue wißen duen, damit ich mich darnach wiße 0025zue richten. Der Matenclot were beßer, das er noch etwas 0026wartet oder hier her kähm, das er darnach zugleich mit 0027dem Schellerer gehn könte. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das 0028sie sich mit mihr so gnädig erfrewen wollen über die wider- 0029kunft ihr Mayestät, meins Kaisers. Ihr Mayestät haben sich ein dag 0030etlich nit gahr woll befunden, als wie zue Laxenburg, 0031ist mihr aber nit gahr woll darbey gewesen, weilen vill 0032von der hoffstatt die ruer vnd maligne fieber mit 0033von Wien gebracht. Gottlob ist aber weiters niks gewesen, 0034vnd seindt ihr Mayestät wider ganz woll auf, gott geb 0035verners sein gnad. Wegen Regenschpurg ist noch niks resol- 0036uirt, wan ich etwas werd hören, werd es ewer Durchlaucht vnterdehnigst berichten. 0037Das Saxen wekh gangen, ist freilich nit guett, wan er nuhr 0038sonst in der haubt sach guett bleibt, so geht es schon hin, 0039wan er gleich iezt nit vill duet. Sag auch ewer Durchlaucht 0040vnterdehnigsten dankh vohr die gnädichkeit, mit welchen sie meine recomendation 0041angenommen, bin so viller gnaden nit werdt. Der Obrist


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0042Hoffmeister ist gahr gefährlich krankh an einem hizigen vnd malignen 0043fieber, wehr nit gutt, wan er izt solt sterben. Heüt ist es zwar 0044etwas beßer. Wan Frankreich sich etwas moderiren wolt, wehrs 0045woll zue wüntschen, förcht aber sehr, es wert nit geschen. Ich 0046due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben 0047werde 0048ewer Durchlaucht 0049ganzergebenste trewgehorsamste dochter 0050EMT 0051Lins den 2ten octobris 1683 0052Postscriptum Schike hierbey ein brief von Pater Marco, welchen 0053er mihr bey seiner abreis geben.