Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Mit großem trost hab ich aus dero gnädigem schreiben vom 26ten pasato 0003ewer Durchlaucht guetten wohlstant vernommen, der almächtige wolle 0004sie verners darbey erhalten. Meine brüder seint auch gott 0005lob frisch vnd gesunt ankommen, hab woll ein vnerhörte freüdt gehabt 0006sie zue sehn vnd auch, das sie alle, die bey der armée 0007gewesen, so gelobt haben, auch ihr Mayestät, mein gnädigster Kaiser, motu 0008proprio meinen brudern Ludwich Liebden vnter andren zum General 0009Wachtmeister declarirt, weil ihn der Herzoch von Lottring so sehr 0010gelobt hatt vnd ihn dise campagne in den meristen 0011occasionen dise sch scarge vertretten lasen, welches er fleisigst 0012vnd dapfer gedan, der allmechtige gebe verners sein gnad. 0013Wan ihr Mayestät Saxen vnd Brandenburg neben Beyern kunten auf 0014Regenspurg bringen vnd auch etlige fürstlige, wurden ihr 0015Mayestät gewis kein augenblikh versaumen hin zue gehn, aber dises 0016steht noch in gahr weitem felt, gott ist aber alles möglich,


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0017der kan es schiken, wan mihr zum wehnigsten glauben. Ich wurd 0018woll ein vnauschprechlige freüdt haben, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue 0019bedienen. Was der König in Polen vohr intention darbey hatt, 0020das er die rebellen nit beißen will, können mihr alle nit 0021capiren, die zeit wirt es lernen. Es ist ihm genuechsam 0022demonstrirt worden, der herr kan halt auch nit duen, 0023was er will, seine polaken sein meister vnd er mues 0024duen, was sie wollen. Die schpanische brief werde fleisig bestellen. 0025Was den Heyman anbelanget, hatt es zwar große bedenken, 0026als ewer Durchlaucht hochsterleüchtet melden, aber hingegen hatt er 0027dorten ein großen anhang vnd meinen ville, wan der Nostiz sehliger 0028die vohrige wall durch ihn auch mit incaminirt hette, wie man 0029ihnen niks geacht, so wehre die sachen beßer reusirt, das steht 0030alles dahin. Das ist gewis, das wan man ihn ganz vor den kopf stost 0031vnd disgustirt, er meinem bruder insonderheit im anfang große 0032vngelegenheiten machen kan. Mein bruder ist informirt seiner person, 0033also das, wan er gleich raht wer vnd man ihm disen fumo 0034laßet, mein bruder, in dem er ihn kent, sich doch allezeit des Neanders 0035raht bedienen kan vnd braucht entlich niks, als das er ihn 0036anhört. Man kan den Gall gleichfals wegen dies informiren, das also


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0037die lieb aller behielte vnd sich doch nit in gefahr sezen dörft, 0038weil er sein einraten, wan es nit positiue gutt, nit zue volgen braucht. 0039Zue dem, solte er einige imbroli oder vneinichkeiten 0040machen, steht es meinem bruder allezeit frey ihme zue licenziren. 0041Es ist halt am anfang vonöten, das so vill möglich er die 0042affection nit allein von etligen, sondern von allen erhalte, welchs 0043schwerlich geschen wirt, wan man dem Heyman nit einige bezeigung 0044duen wirt, weil man den andern allen etwas gedahn hatt, auch 0045vill im land vnd vill hier zuehoff vill auf den Heiman halten, 0046welche man zugleich obligirt. Ist auch eins von den grösten bedenken, 0047wan er sich nit woll hielte vnd man ihn müeste licenziren, 0048wurd man dise eben so vnd villeicht mehr disgustiren, vermein 0049aber von nein, dan aufs wehnigste hatt man gezeigt, das 0050man gern alles duen wollen vnd dises aus seiner eignen schuldt 0051geschen, doch steht alles zue ewer Durchlaucht gnädigstem befehl. Bericht auch ewer Durchlaucht 0052vnterdehnigst, das in kurzem der Fürst von Dietrichstein wirt zue dem 0053Obristhoffmeister erklert werden, ich hoff, gott werd ihm gnad 0054geben, das er guette dinst duen wirt, dan er ein guetts gewißen vnd 0055dem Kaiser trew ist. Mihr ist aber nit woll darbey, dan er 0056mihr gewis wohl vnd mit großer lieb gedienet hatt, auch allezeit


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0057gegen ewer Durchlaucht, meine brüder vnd das ganze haus sich woll affectionirt erzeigt. 0058Ich hab ihm zwar gesacht, ich wir gleichwoll mit ihm vleißechen in meinen sachen0059wie bis dato raht nemmen vnd mein vertrewen zue ihm haben, 0060aber izt ist hart, wen ihr Mayestät mihr an sein stell geben. Die 0061leüt sagen zwar, der Schlabata sey schon resoluirt, ihr Mayestät aber 0062wißen selber noch nit recht wem. Es seint woll 10, die 0063zue consideriren, haben aber alle ihre bedenken als eben 0064diser Schlabata wegen seines podagra, das er nit alzeit wird 0065dienen können, vnd andere müeßen supliren, welches mihr 0066gahr vnglegen. Sonst ist er ein lieber man vnd das weib 0067auch gahr fein vnd dugentsam. Sigmunt von Dietrichstein hatt 0068eben so das podegra vnd wurd auch ??? die meiste dienst, von 0069disem haus möchten sich ander beklagen, vnd auch andre conside- 0070rationes, die ewer Durchlaucht selber schon wißen vnd ich nit gern schreiben 0071due, sprechen dagegen. Carl von Wallenstein bedient die Kaiserin, möcht ihr verschmachen, 0072wan man ihn von ihr nemet vnd auch, ewer Durchlaucht wisen schon was, darbey zu 0073bedenken. Windischkräz hat das padagra, vnd ihr Mayestät werden ihn in andren 0074sachen brauchen, das ich doch balt wider wekseln müest vnd ihr Mayestät seiner 0075auch geling in schikungen möchten vonöten haben. Öting ist wegen seins weib, 0076die ist luterisch, so kans nit sein. Breüner ist ein guetter mensch, 0077aber schwach im geist, Mansfelt zu iung, Weisenwolf fahret vnd sein


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0078weib ist auch gahr nasweis, mein iung Colorede erst Geheimer Raht 0079vnd Gardihaubtman worden, ewer Durchlaucht kennen ihn. Bitt ewer Durchlaucht vnterdehnigst, sie0080wollen mihr dero gnädigste meinung auch schreiben, damit ichs ihr Mayestät sagen 0081könn, sie mögen den resoluiren, wen sie wollen, mihr ist ein ieder 0082recht. Bitt vnterdehnigst, ihr Durchlaucht fraw muetter auch wegen dis zue 0083vernemmen, hab nit zeit, ihr dises zue widerholen. 0084Bitt auch vnterdehnigst mich zue entschuldigen, das nit schreib, 0085die schpeis sein schon dah, sterbe 0086ewer Durchlaucht 0087vnterdehnigst gehorsamste dochter 0088EMT 0089Linz den 4ten decembris 1683