Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1684.01.15
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
133 ros-id-1
0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002In dem ich in empfangung dero gnädigen schreiben vom 7ten dis ein großen 0003trost empfangen, dero guetten wohlstandt zue vernemmen, so hatt mich 0004hernacher auch geschmerzet zue vernemmen, das sich ihr Durchlaucht, mein geliebste 0005fraw mutter, mit einem cattar vnd zahnweh incomodirt befinden, 0006auch darbey das ableiben meiner fraw baß, der Abtißin zue Quettlin- 0007burg, gott wolle ihr genähdich sein. Hab noch als gehoft, sie werde 0008noch einmahl wider zur erkantnus kommen deßen, so sie 0009schon einmahl erkennet hatt, villeicht hatt ihr der güettigste 0010gott im lezten noch dise erkantnus geben, welches ich von 0011herzen wüntsche. Ich förchte, dißer fall werde bey ihr Durchlaucht fraw mutter 0012den catar vndt zahnweh vermehren, verlange woll von herzen 0013bis vernimme, das widerumb vergangen ist, welches 0014ich zue gott hoffe. Hier seint gottlob alle woll, gestren 0015haben meine brüder Liebden einen balet mit etligen caualieren 0016gedanzt. Ich kan ewer Durchlaucht nit beschreiben, wie schön es 0017geweßen vnd von allen vnerhört gelobt worden, bin ihnen 0018woll vnerhört obligirt darumb, wie gleich vnd woll sie 0019gedanzt, auch die kleidung war überaus galant. Ihr Mayestät, 0020mein Kaiser, haben ein große freüdt darmit gehabt.
133 vos-id-2
0021Weil sie eben gestern disen balett danzen sollen, so hab niks von der 0022klag gesacht bis heütt, haben niks angelegt, dan ich hab vermeint, 0023es schik sich nit recht, weil sie selber danzen, so frisch in 0024der klag. Morgen wirt zwar auch ein festel sein, aber nuhr 0025von musicis, weil es schon der dag benent gewesen vnd alles 0026fertig, habens ihr Mayestät nit gern auslaßen wollen. Das Schpanien 0027den krieg declarirt, steht zue erwarten, wie es anschlagen 0028wirt. Ihr Mayestät hetten auch vermeint, sie hetten noch etwas darmit 0029warten mögen, es ist aber schon geschen. Das beste ist, das die franzosen0030von Luxemburg widerumb wekh seint, gott wolle weiters 0031seine gnad verleyen vnd nit alle ihre schlimme ahnschlag 0032laßen angehn. Wegen der heidelbergischen antwort werden ewer Durchlaucht nuhnmehr 0033schon empfangen haben, wie mihr der Stratman noch gestren 0034gesacht. Ich wünschte niks mehr als einige gelegenheit zu 0035haben, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue dienen alls dieienige, so sterben 0036wirt 0037ewer Durchlaucht 0038vnterdehnigst trew gehorsamste dochter 0039EMT 0040Lins den 15ten jener des 1684 jahrs 0041So eben empfange ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 004211 dis, sage ewer Durchlaucht darfohr vnterdehnigsten dankh. Die heidelbergische sach werden 0043ewer Durchlaucht schon empfangen haben. Es wehr freilich gutt, wan die allirten 0044jezt zuesamen sich sezeten. Mit Brandenburg ist jezt vmsonst, 0045dan er zue sehr mit den franzosen eingenommen. Weil ewer Durchlaucht 0046meinen bruder die gnädigste erlaubnus geben, disen fasching hier zue bleiben, nemen es mit