Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1684.03.04
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
142 ros-id-1
0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Mitt großen freüden hab ich aus ewer Durchlaucht gnädigem schreiben vom 25ten passato 0003vernommen, das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstandt befinden 0004vnd die vergnüegung gehabt, meine brüeder gesunter widerumb 0005zue sehen. Ewer Durchlaucht haben woll nit vhrsach wegen ihrer zue 0006danken, ich wüntschete nuhr, das ihnen etwas hett erzeigen könen. 0007Sage ewer Durchlaucht auch vnterdehnigen dankh, das sie mihr so vill 0008glükh von gott wüntschen, mein gröste freüdt wirt sein, wan 0009ich durch dises die gnad widerumb werde haben, ewer 0010Durchlaucht zue bedienen. Das meine brüeder so vill aus des 0011Josephl sein danzen gemacht, ist ihr lieb gegen ihn die 0012vhrsach, er hatt halt nach seinen iahren das gedahn, was 0013er könt hatt. Wegen Portugal steht iezt zue gewarten, 0014was weiters erfolgen wirt, wegen der Erzherzogin glaub 0015ich nit, das ihr Mayestät ein intention dorthin haben. Ihr 0016Mayestät vermeinen auch, sie wolten des Graven Gall relation erwarten 0017wegen Preslaw vndt alsdan weiters resoluiren. Wegen des 0018Spinola hatt der schpanisch Botschafter ein gleiches bey mihr 0019anbracht, habe ihn auch ihr Mayestät so in genere recomendirt, 0020was er aber begert, damit ist er noch nit heraus kommen.
142 vos-id-2
0021Von Presburg hatt der Herzoch bericht, das alle vngeren 0022außer die oberungern, die mit dem Tekeli stehen, 0023sich ihr Mayestät gnad ergeben vnd das iurament abglegt, 0024gott geb, das es ein bestant hab. Ich hab auch ein gnädiges 0025schreiben von ewer Durchlaucht vom 27ten passato empfangen, welches 0026mihr der Cauniz geschikt. Ihr Mayestät erkennen gahr woll 0027seine trewe dienst vnd ich estimir ihn sehr, aber auf 0028ewer Durchlaucht gnädigsten befehl werde mihr auf alleweis ange- 0029legen sein lasen ihn zue recomendiren. Bericht auch ewer 0030Durchlaucht in vnterdehnigstem vertrawen, das ihr Mayestät des Rummel sein 0031son, der geistlich ist, zue einem preceptor vor 0032den Josephl gedenken zu machen, halten es aber noch geheim. 0033Es freüet mich woll vnerhört, dan ich weis, wie sein 0034vatter ewer Durchlaucht trew gedient hatt, ich hab auch disen gesehn, 0035ist ein waker man, kan alle schprach, das jus civile 0036und canonicum, versteht die exercitien und historien, 0037ist gereist in Frankreich vnd Walschlandt vnd ein 0038gahr frommer man. Hoff es werd ein guette 0039wahl sein, bitt aber, ewer Durchlaucht wollens in geheim halten, 0040auser ihr Durchlaucht fraw mutter es niemant sagen, bis es 0041publicirt wirt. Due mich hir mit ewer Durchlaucht