Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Weil ich weis, das ewer Durchlaucht verlangen dragen, zeitung 0003von vnserer armeé zu vernemmen, also 0004hab ich nit vnterlaßen wollen, mit diser curier, 0005post so in Schpanien geht, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue berichten, das der almechtige 0006durch Pater Marcus segen ihr Mayestät waffen gesegent vnd 0007nach dem sie Wischegrad erobert, seint wider zuruk 0008vber die Donaw gangen. Wie sie hernacher gegen 0009Wischegrad über, haben sie etlige truppen türken 0010angetroffen, welche mit vnser auant guarde den 0011ganzen dag scharmuzirt vnd sich entlich retirirt. 0012Sie haben aber von den gefangen nachricht bekommen, 0013das zwischen Weizen vnd vnser arme 20000 türken 0014stehn, warauf der Herzoch andren dags (als den 22ten, welchs 0015der dag des Sankt Ladislai vnd an demselben ihr Mayestät, 0016mein Kaiser, in Vngren gekrönt worden) resoluirt, den 0017feindt anzugreifen. Haben müeßen etlige defilé passiren, 0018entlich seint in ein ebne kommen, woh sie sich gestelt, 0019wie sie aber weiter marschiren wollen, den feint angetroffen, 0020das er an seiner rechten auf einer geschlifnen anhöh, auf der


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0021der linken einen moras, warüber nuhr zwey kleine brüklein, 0022welche die türken mit ihren stuken geschüest, in gröstem 0023auantage gestanden. Den rechten flügel hatt Margraf 0024Luis di caualerie vnd der Grav Max di fanterie comendirt, der 0025linke flügel Taff die caualerie vnd mein bruder die 0026fanterie. Haben den feint ihn ihrem fortel ahngrifen, 0027mein bruder ist so glüklich gewesen, die höh zue erobren, 0028das die leütt wie die gems hinauf gestigen, ander- 0029seits Markgrau Louis den morast gewonen, die 0030türken sich retirirt vnd den vnsern 2 stundt zeit 0031geben, sich oben vnd nach passirung des morast 0032in völlige battalie zue stellen. Nachdem haben sie 0033tentirt, mit ihrem gewöhnligen geschrei durch zu 0034brechen, sind von den vnsren aber so empfangen worden, 0035das sie balt die flucht geben vnd vnser caua- 0036lerie sie auf 2 stund veruolgt, das sie bis auf 0037Pest geflohen, stukh vnd fahnen im stich gelaßen. 0038Wan die vnseren leichte reüterey bey sich gehabt, hetten sie0039ein großen rauagio gemacht, aber vnsere schwere reuter 0040haben sie balt aus dem gesicht verlohren. Darauf der 0041Herzoch den Schafftenberg auf Weizen geschikt, welche sich 4 stund


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0042gewert, sich darnach auf discretion ergeben, haben drinen 00431200 gefangen bekommen. Es sollen in diser occasion 0044mit gefangenen, dohten vnd bleßirten über 3000 sein, 0045warunter der Visir von Offen tot, andere bascha vnd 0046etlige aga gefangen, vnserseits doht vnd verwunt nit 004720 man. Sie seint darauf verners auf Pest marschirt, 0048gott geb ihnen gnad, selbiges zue erobern. Schike hirbey, 0049was mihr der Herzoch schreibt, wie sich meine bruder 0050so gutt verhalten, gott geb ihnen weiters sein gnad 0051vnd behüette sie vohr vnglükh. Due mich hirmit 0052in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0053ewer Durchlaucht 0054vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0055EMT 0056Linz den 4ten julij 1684 0057Des Herzoch von Lottring 0058roß ist in den hals mit einer 0059pistolen geschoßen worden vnd zwey caualieri neben ihm 0060die roß doht.