Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Dero bede gnädige geschreiben vom 21 passato vnd 22ten hab 0003mit schuldichstem respect erbrochen. Frewt mich woll von 0004herzen, ewer Durchlaucht guetten wohlstandt zue vernemmen vnd 0005das ewer Durchlaucht einige vergnüegung gehabt ab der gnade, die 0006ihr Mayestät meinem bruedern, dem Bischoffen, haben erzeigen 0007wollen wegen des oberambts. Es ist freilig vonöten, 0008das er balt einen guetten hoffmeister habe, ewer Durchlaucht 0009werden aus meinem lezstern beden schreiben gnädigst vernomen 0010haben, wie disachen stehn vnd was vohr subiecta dah 0011sein, erwarte noch mehrere information. Sag ewer Durchlaucht schuldigsten 0012dankh vohr die guette wüntsch, so sie zue des Cauniz 0013negotiation duen wollen, ich hoffe zue gott, es werde 0014vill guetts draus folgen. Dem Cauniz werde auch 0015gahr gern in vohrfallenden gelegenheiten ihr Mayestät vnterdehnigst 0016recomendiren, bin aber versichert, das ihr Mayestät selbsten 0017bedacht werden sein, seine trewe dienst zu recompen- 0018siren. Was Polen anbelangt, so hatt er zwar sollen


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0019heraus kommen, die leztere brief aber vom Graven Wallenstein 0020melden, das er jezt nit werde kommen, sondern erst nach 0021dem reichsdag. Es wehre freilig guett, wan man ihn 0022gewinnen könte, aber ist gefahr dabey, sich zu prostituiren, 0023dan ich gehört, das schon einmahl von meinen schwestern geret 0024worden vnd der König so woll als die Königin gahr 0025keinen lust darzue gezeigt hetten. Also wan niks draus 0026solt werden vnd man ein negotium draus machen solt, 0027möchte es disreputirlich fallen. Zuedem, höre ich, sey 0028er ein schlechts figurl, gahr weibisch vnd nit alzuegroßer0029capacitet, das also nit so gahr sicher, das er nit 0030etwan bey der wahl möchte preterirt werden. Der 0031Cuhrfürst hatt gemelt, er möge nit, das sein schwester 0032ein polnischen edelman haben soll, vnd ich glaub, die 0033von vnsern hauß werden Beyern in adel nit weichen. 0034Also weil er noch iezt nit herkumbt, mein ich 0035ohne vnterdehnigste maßgebeung, sey sich in der sach nit 0036zue übereilen vnd könnens ewer Durchlaucht vnterdeßen 0037mitt mererem überlegen. Ich bin gewis, das ihr Mayestät 0038gahr gern darbey werden duen, was sie werden können,


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0039steht aber dahin, ob es etwas effectuiren wurde, dan die 0040Königin ist halt ein französin vnd vermach gahr vill. 0041Die pfalzische expedition wirt entweder heüt oder lengstes 0042könftigen sontag ablaufen. Vohr ein pahr dagen hatt man 0043hier in der ganzen statt gesagt, er sey schon doht, 0044ich glaubs aber nit, dan mihr hetten schon curier. 0045Due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehigst befehlen vnd 0046werde sterben 0047ewer Durchlaucht 0048vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0049EMT 0050Wien den 4ten januar des iahrs 1685