Ausfertigungeigenhändig

257 ros-id-1

0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das ich bey vohriger 0003post meine schuldichkeit verabsaumet hab, der 0004liebe Pater Marco ist schuldich daran gewesen, welcher deselben 0005dag den segen geben vnd bey mihr gewesen. Der Fürst 0006von Dietrichstein wirt mein vnterdehnigste entschuldichung ausgericht 0007haben. Zue dieser von gott geschikten verenderung due ich 0008aus kintligem herzen ewer Durchlaucht allen segen von gott 0009vnd alles erdenklige wollergehn gehorsamst anwüntschen. 0010Freilich hett ich wüntschen mögen, das es zue einer 0011andren zeit geschen, das dise gefarlige coniuncturen 0012passiret wehren, vnd ich auch die consolation hette 0013haben mögen, ewer Durchlaucht balt hier zue bedienen. Weil es 0014aber gott anderst geschikt, so mues mich der gedult 0015ergeben vnd hoffen, das schon noch balt wider 0016möge die gelegenheit geben, disen trost zue genißen. 0017Im übrigen hatt der güettichste gott in disem woll 0018seine prouidenz gezeiget, in deme ales zueuohr aiusttirt


257 vos-id-2

0019vnd der tractat annoch mit dem Cuhrfürst sehligen 0020vohr seinem doht geschloßen worden, wie auch sich die regirung, 0021das land vnd miliz so gleich submitirt. Also zweifle ich 0022nitt, er werde verners seine gnad verleyen, das alles 0023ohne contrasto möge vollent werden vnd ewer Durchlaucht dise 0024dero newe landen vnd dignitet mit friden vnd 0025aller glükhsehlichkeit possediren werden. Ewer Durchlaucht werden 0026von ihr Mayestät, meinem gnädigsten Kaiser, vernemmen, was 0027sie erachten, das weiters zue duen sey, welches heündt 0028alles wirt expedirt werden. Wegen meines bruedren 0029reis mues er freilich izt geduldt haben, bis man 0030siht, ob Frankreich einigen moto duen werde oder nit. 0031Dises wirt auch der Deütschmeister erwarten müeßen, 0032wegen welchen der Stratman ewer Durchlaucht bey vohriger 0033post wirt geschriben haben, aniezo aber wirt er müeßen 0034gedult haben bis man sicht, wie es gehn wirt. Der 0035Starenberg hatt sich woll gahr guett verhalten, vnd 0036werden ihr Mayestät nit vnterlaßen, es gegenihm in 0037gnaden zue erkennen. Die expedition wegen des Reichen- 0038bach werden ewer Durchlaucht schon empfangen haben, dan ich sie 0039noch von Neüstatt aus geschikt, der almechtige 0040erhalt ewer Durchlaucht nuhr ihn bestendiger gesuntheit,


258 ros-id-3

0041warin ich mit großen freüden vernommen, das sie 0042sich so wohl befinden, das ihnen bey der großen hiz, so iezo 0043ist, die weite reis nit schaden werde. Ich werde 0044den almechtigen fleisig darumb bitten vnd bitten 0045laßen. Schike hierbey zwey brief von Pater Marco vnd 0046einen von Pater Hippolito wie auch die relation aus 0047Engelandt wider zuerukh. Diser König könte auch 0048vill bey diser sach duen, ihr Mayestät haben auch schon 0049dem Tun deswegen schreiben laßen, aber vermeinen, es0050wurde guett sein, wan ewer Durchlaucht auch iemandt 0051dorthin schiketen, der dero interesse negotiret. 0052Vnd möchte wie ihr Mayestät, der Stratman vnd alle, wie 0053auch der Grau Carl von Wallenstein, welcher den hoff gahr 0054woll kent, vermeinen, der Hamilton würde dorthin zum 0055besten daugen. Ich kan ewer Durchlaucht nit genuech sagen, was 0056mihr heündt der Könisekh gesacht, was dieser König 0057vohr ein lieb vnd estima vohr ewer Durchlaucht hab wegen 0058so villen freüntschafft vnd ciuilitet, so ewer Durchlaucht seinem 0059brudern, dem verstorbenen König, in seinem exilio 0060erzeiget haben. Er sagt, das wie er drinnen geweßen, 0061hab er bey der tauel niemant asl ihr Mayestät des Kaiser 0062vnd ewer Durchlaucht gesuntheit gedrunken vnd vner-


258 vos-id-4

0063vnerhört vill von deroselben ausgeschprochen, das er 0064kreftig glaub, wan die Königin solte sterben, wie 0065dan die krankheit noch continuirt, er auf keine 0066andre als meiner schwestern eine reflectiren 0067werde. Ich kan auch nit vnterlaßen ewer Durchlaucht 0068vnterdehnigst zue berichten, wie hier alle ministri ein 0069freüt zeigen ob disem ewer Durchlaucht zuegestandnen glükh 0070vnd sich alle offeriren, ales zue coperiren was 0071sie könen, vom Fürsten bis auf alle andre, auch 0072der Cardinal gleich auf Rohm geschriben vnd der 0073schpanisch Bottschaffeter sich bede offerirt alle 0074officia einzuewenden. Es haben auch ihr Mayestät vnd 0075ich der verwittibten Königin in Schpanien die sach 0076eifrigst reccomendirt. Sonst geht es gottlob mit 0077meinen kindern beßer, die kleine bekombt ein zahn 0078nach dem andren. Due mich hirmit in ewer Durchlaucht gnade 0079vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0080ewer Durchlaucht 0081vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0082EMT 0083Wien den 3ten junij 1685