Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Das auf dero gnädige schreiben vom 10ten, 12ten vnd 20ten dis nit 0003ehender meine vnterdehnigste beantwortung abgelegt, ist die hochzeit 0004fest vnd jagen vrsach, so dise zeit hero gehalten worden, 0005also hoffe, ewer Durchlaucht werden mihr solches in gnaden vergeben. 0006Erfrewet mich von herzen, das ewer Durchlaucht sich in guettem 0007wohlstandt befinden, derallmechtige wolle sie verners dar- 0008bey conseruiren. Die Erzherzogin Maria Anna ist nuhnmehro 0009auf der reis, wie ich heündt vernommen, gott geb, 0010das sie die vollige gesuntheit erlangen möge. Ich 0011hoffe woll vnd vntersteh mich, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue 0012bitten, das sie meinem bruedren gnädigst erlauben wollen, 0013auf ein post ritt zue ihrer abholung hier her zue 0014kommen, wie mihr ewer Durchlaucht schon gnädigst einmahl geschrieben. 0015Ich mues bekennen, das es mihr auch ein trost 0016sein wurde, nach so villen iahrn ihn einmahl wider 0017zue sehn, vnd gottweis, wan er dise gelegenheit solte versaumen, 0018wan einmahl widerumb ein soliche wirt kommen. 00191iunge mensch woll qualificirt gefunden werden, würden ihr Mayestät auch gern auf auf ihn 00202refflexion machen


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0021Das ewer Durchlaucht die reis meiner brüeder Alexander vnd Fridrich 0022iezt nit gnädigst aprobiren, mueß ich bekennen, das bey der 0023vnpäßlichkeit des Bischoffen woll nötig, das mein bruder in 0024der nehet, dan sonst bey dem fall vill sachen in gefahr 0025verzogen zue werden, wie mihr mein bruder selber 0026gesacht, also wirt er ohne zweifel ewer Durchlaucht gnädigen befehl vnterdehnigst 0027gern gehorsamen. Die vhrsach, das sie hir das bey lager nit 0028erwart, ist weil ich nit gewust, wie ewer Durchlaucht gnädigst befehlen 0029würden das in cerimonialien mit dem Prinz Clement 0030aus Beyern sich verhalten solten, vnd damit kein 0031fehler begangen werde, so haben sie scinirt mit ihne 0032zue concuriren. Die lehen betreffend ist mein vnterdehnigste vnmaßgeblige 0033meinung geweßen, das der Deütschmeister solche in 0034seiner durchreis alhier, wan er zue der armade geht, 0035könte nemmen, doch steht alles zue ewer Durchlaucht gnädigstem befehl. 0036Das er bis dato nit zue der armeé gangen, seint 0037solche wichtige vhrsachen, das ihme soliches niemant 0038vohr übel, wan ewer Durchlaucht aber werden dort ankommen 0039sein, alsdan wehre ihm rüemlich seine reis, so vill 0040es ewer Durchlaucht interesse aldorten, wahran gahr zue fill gelegen,


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0041erleidet, zue beförderen, dan er noch genuech zue duen 0042wirt finden, das er sein guette conduite vnd valor 0043wirt erzeigen können. Die cölnische vnd frankische völker 0044seindt vohr 8 dagen hinunter, werden hoffentlich balt 0045ankommen vnd guette dienst leisten. Zue Neüheüsel 0046seint sie in füllung des graben. Die türken haben ihnen 0047schon einmahl die gallerien abgebrent, seint aber 0048wider bis auf den halben graben fertig, das sie balt 0049hoffen den mineur anzuesezen. Die türken haben Gran 0050belegert, welches aber woll versehen vnd ein brauer officir, 0051des Fürst von Salm sein Obristleütnandt, mit 2000 0052man darinen, warunter zwahr 300 vngeren. Er schreibt 0053heraus von vohrgestren, das er sich gahr nit förchte 0054vnd hoffe, so lang er lebe, wan gott nit etwas 0055absonderligs verhengen solte, sollen die türken nichts von 0056Gran bekommen. Der Herzoch wirt mit ein deil der 0057armeh gehn, selbiges zue sucuriren, wan sie werden 0058recht daruohr angagirt sein, die übrigen bey der 0059armade belegerung laßen, gott geb sein gnad, das alles woll 0060möge abgehen. Zue ewer Durchlaucht vohrhabende reis, welche mihr


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0061woll schmerzlich vohrkumb, weil ewer Durchlaucht sich dardurch weiter 0062entfernen, wüntsche ich ewer Durchlaucht vnterdehnigst allen segen vnd glükh 0063von gott, der wolle verleyen, das alles nach dero selbst 0064eigenen verlangen möge abgehn. Wegen der andern saghen, so 0065woll wegen Beyern als Starenberg, auch der übrichen sachen, 0066werden ewer Durchlaucht mit vohriger post alle antwort erhalten 0067haben, weßwohl weswegen ich ewer Durchlaucht nit weiter damit 0068beheligen will. Sage ewer Durchlaucht auch vnterdehnigsten dankh vohr dero 0069gnädige wuntsch so wohl zue meinem nahmen als meins 0070Josephls geburz dag. Wünschte nuhr, das ich vnd er 0071so glükhlich möchten sein, ewer Durchlaucht einige schuldige dienst 0072leisten zue können. Bitt ewer Durchlaucht vnterdehnigst vmb vergebung, 0073das er heünt nit seine gehorsamste danksagung ableget, 0074ist einmahl meiner vergeßenheit schuld, das die 0075brif im sakh vergeßen vnd nit hinauf geben, 0076mit nechstem wirt er sein schuldichkeit ablegen. 0077Due mich hirmit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd werde 0078sterben ewer Durchlaucht 0079vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0080EMT 0081Wien den 2ten august 1685 0082Wegen des Windischgräz ist mihr leidt, das nit ehnder 0083gewust, ihr Mayestät haben vohr dismahl nuhr 6 resoluirt, 0084welche schon resoluirt geweßen, eh ich ewer Durchlaucht gnädiges schreiben empfangen, wie noch zwey andre, 0085wan er eins mahl solt 8 haben. Wan sich aber einmahl diese zahl vermehren würde vnd der 3+


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