Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1695.10.26
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Korrespondenzakten 1147
Ausfertigungeigenhändig
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0001126. octobris 950002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Ich hab dero schreiben vom 16ten dis woll empfangen. Der 0004Hamilton hat mihr auch hinderbracht dero Liebden empfintlich- 0005keit wegen das die troupen kein quartier bekommen 0006haben, so bitt ich nuhr gebrauchen, wie bruder Friz sehliger hatt gesacht, 0007das ihr Durchlaucht herr vater sehliger ein stok zue patienz gesezt vndt 0008sindt nit so hästich. Dero Liebden können glauben, das ihr Mayestät duen, 0009was sie immer können, haben mihr auch ver- 0010schprochen, widerumb ein conferenz zue halten 0011vndt zue schawen, woh möglich dero Liebden zu helfen oder 0012mit würkhligen quartieren oder das sie im heidel- 0013bergischen bleibten, ihr Mayestät ihnen aber einige suma 0014an gelt gäben. Ich bitt nuhr so lang mit dem 0015gähen marsch laßen einzuehalten, bis ich widerumb schreib.
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0016Den Neßelraht betreffendt, steht zue erwarten, was 0017die Königin hierauf antworten wirt. Was den 0018Schallenberg anlangt, so melden dero Liebden darin sachen, 0019die auf die ehr des Bischoffs vndt conse- 0020quenter vnsers ganzen haus touchiren, dan er0021sonst von allen vor einen frommen vnd 0022guettenBischof gehalten wirt, wie mihr 0023dan der Pater General von den capucinern vill daruon 0024erzelt, wie fleisig er sich bei 0025allen geistligen fonctionen ein 0026find, also müeßen mihr woll achtung 0027geben, das mihr nit unser eigene0028schant offenbahren. Wan dero Liebden mihr 0029wollen ein proiect schiken, welche wie man die 0030sach secretiren vndt gleich woll richten können, wirt 0031mihrs gahr lieb sein, förcht aber, es werd schwerlich ohne 0032esclat geschen können. Heündt hab auch die schöne 0033zeitung vernommen, das bruder Carl sich mit0034der von Huhenlo versprochen, das 0035mues auf alle weis verhindert werden, wehre 0036uns ein schone ehre, eine
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0037meiner hofdamen zur schwagerin0038zu haben. Wan schon die Hoenlo alte re0039igs grauen seint, so seint sie 0040doch mitt vile iunkeren be0041freunt. Ihr Durchlaucht, vnser geliebste mama, mueßen dah 0042ihr autoritet brauchen vnd scharf auf ihr vngnad 0043verbieten, dero Liebden, wan sie wollen, können schon ein gutten 0044brif angeben. Ich werdt woll auch einen schreiben, 0045den man nit hinter das fenster wirt steken, 0046auch alle andere mitel anwenden, die sach 0047zue hinderdreiben, auch dem vatteren0048con le bone e cattiue anhalten, dis0049durchaus nit zu gestatten, vndt 0050entlich, wan es die not erforderen möchte, me0051ines Keisers autoritet in0052terponiren. Dero Liebden können ihnen einbilden, 0053wie mihr das ding zue herzen geht, die Königin 0054in Schpanien vndt Portugall werden ein wehnig 0055hausen, wan sie es werden hören. Dero Liebden vertretten iezt 0056die stel eines vatteren, 0057werden also das ihrige nit vnterlaßen. Ich aber 0058werde sterben 0059dero Liebden 0060getrewste schwester 0061Eleonora 0062Wien den 26ten octobris 1695
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0063perge Die auff die ehr de Bischoffens, vnd consequenter 0064vnser gantzes hauß touchiren, dan er sonsten von 0065allen vor einen frommen vndt gueten Bischoffen gehallten wirdt, 0066wie mir dan der Pater General von den capucinern vill 0067dauon erzehlt, wie fleissig er sich bey allen geistlichen 0068functionen ein finde, also müesßen wir wohl achtung 0069geben, daß mir nit vnser aigene schandt offenbahren. 0070Wan ewer Liebden mir wollen ein project schickhen, wie man 0071die sach secretieren, vnd gleich wohl richten können wirdt, 0072wirdt mirß gahr lieb sein, förcht aber, wirdt schwehrlig 0073ohne esclat geschehen können. Heüt habe auch die schöne 0074zeitung vernohmmen, daß bruder Carl sich mit der von 0075Hochenlohe verschprochen, daß muß auff alle weiß 0076verhindert werden, wehre vnß ein schöne ehr, eine 0077meiner hoff-damen zuer schwägerin zue haben. 0078Wan schon die Hochenlohe allte reichsßgraffen seindt, 0079so seindt sie doch mit villen junkheren befreündt. 0080Ihre Durchlaucht vnsere geliebste mama muß doch ihr authoritet 0081brauchen, vnd scharpff auff ihr vngnad verbieten, ewer Liebden, 0082wan sye wollen, können schon ein gueten brieff abgeben. 0083Ich werdt wohl auch einen schreiben, dem man nit hinter daß 0084fenster wirdt steckhen, auch alle andere mitel anwen- 0085den, die sach zue hintertreiben, auch dem vattern con le bone 0086e cattiue anhallten, dies durch auß nit zue gestatten, vnd 0087endtlich, wan eß die not erforderen möchte, meines Kay- 0088sers authoritet interponien. Ewer Liebden können ihnen 0089einbildten, wie mir daß ding zue herzen geht, die Königin 0090in Spanien, vnd Portugal werden ein wenig hausen, 0091wan sye eß werden hören. Ewer Liebden vertretten jetzt 0092die stell eines vatteren, werden also daß ihrige nit 0093vnterlassen, ich aber werde sterben