Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1691.01.16

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Korrespondenzakten

Ausfertigungeigenhändig

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000116 jan decembris 910002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Ich hab dero schliben vom 30ten passato woll empfangen, 0004warinnen sie mihr das interesse des herrn 0005Großherzogen recommendirn wollen. Ich due alle 0006occassionen mit freüden emplectiren, disem herrn 0007meine affection zu bezeigen, kan aber dero Liebden 0008versichern, das ihr Mayestät, mein gliebster Keiser, 0009selbsten ein solche lieb vohr disen herren 0010dragen, das sie gern alles möglige zu seiner 0011consolation dun werden. Haben auch schon darüber 0012dem Carraffa zue geschriben, vnd wie ich ver- 0013nemmen due, seint die sachen schon aiustirt.


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0014Ihr Mayestät dragen auch ganz kein zweifel, das der herr 0015Großherzoch selbsten auch gern alles möglige 0016beidragen weren zue disen schwerern occurenzen, 0017waran die wolfart der christenheit vndt des 0018herrn Grosherzogen seiner selbst eignen landen henngen 0019duet, dan der eine ist der erbfeindt der ganzen 0020christenheit, vnd solte der andre die über- 0021handt bekommen, wurd es gewislich dem 0022Großherzoch nit beßer gehn als andren andren fürsten, 0023die vnter ihm seint, so mehr sclauen als fürsten 0024seindt. Dises wurden d Großherzog selbsten consideriren 0025vnd ihr eigne conueniens darbey bedtrachten 0026können. Ich aber werde sterben 0027dero Liebden 0028getrewste schwester 0029Eleonora 0030Wien den 16ten jener 1691 0031Schik hibey dero Liebden die exemplar 0032vom lezten festel, war herzich. 0033Bruder Carl hatt seine fueß woll gezeicht vnd von 0034allen das aplausum daruon gedragen, vnmüglich ist 0035izt die music abzueschreiben, dero Liebden wolen dero fraw gemahl geben. 0036Mit meinem sohn vnd bruder Carl haben gedanst 0037Iörger, Lamberg vndt Salm.