Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1688.05.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/2d
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab durch den Stratman dero andertes gnädiges schreiben 0003vom 8ten dis ein dag nach der vohrigen post mit 0004vnterdehnigstem respect empfangen wie auch nachgehns eins 0005vom 28ten aprill durch den Seyler, wahraus ich in ein vnd 0006andren dero gnädigen befehl vernommen. Den Seyler betrefent, 0007so werd mihr ihn gern recomendirt seyn laßen. Ehr 0008hatt mihr auch in der colnischen, münster- vnd luttigschen sach 0009mit mehrn informirt. Ihr Mayestät vermeinen, es werd 0010gahr guet sein, wan vohr mein herrn brudern, den Deütschmeister, die 0011bula eligibilitatis ausgewürkt wurde, woh zue ihr 0012Mayestät dero officia gern einwenden werden. Mit Beyrn 0013kan vnd wirt alles tractirt werden, wan er wirt 0014herunter kommen, warfon man die gewisheit däglich 0015erwartet. Steht auch dahin, ob man nit auch Beyrn 0016soll andiehandt geben, die obgedachte bulla gleichfals zue 0017Rohm vohr seinen bruedren auszuewürken, die ???ische0018aber vermeinen, er habs schon. Den Starenberg betreffendt
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0019so verwundere ich mich, das er so starkh auf 0020die Obristhoffmeister stel bey der Erzherzogin dringt, 0021dah er doch wehnig nuzen vnd vill müeh darbey zue 0022gewarten hette, insonderheit, weil er sieht, das ihr Mayestät 0023nit darzue incliniren vnd ich ewer Durchlaucht schon vohrigs 0024mal vnterdehnigst bericht hab, das dises, das ewer Durchlaucht consen- 0025tirt haben, der Erzherzogin den Fuker zue laßen, 0026nit wehnig cooperirt habe, das ihr Mayestät desto ehender 0027den Starenberg ewer Durchlaucht überlaßen. Ich seh nit, was es 0028ihm weder in vtile noch honereuole mehrer oder 0029wehniger macht, dan das, was er mehr wurd haben, nit 0030so vill aus dragt, vnd wan er ewer Durchlaucht Großhoffmeister ist, 0031ist er, so der Erzherzogin ihrem vohrgeht, welcher mit 0032ihm nit competiren wirt. Kan ewer Durchlaucht auch vnterdehnigst nit 0033verhalten, das ihr Mayestät nit allein nit dazu incliniren, 0034sondren ich es vohr vnmöglich halte auszuewürken, 0035weilen ihr Mayestät sagen, das er einmahl alle 3 dienst 0036nit versehen kan, vnd wirt er genuech zue duen 0037haben, ewer Durchlaucht Großhoffmeister stell vnd die dienst, 0038so er bey ihr Mayestät hatt, woll zue versehn, ohner 0039der Erzherzogin ihrn darbey zue haben, welcher allein ein 0040eignen man bedarf. Das er meld, ihr Mayestät haben 0041dises allezeit gehalten, als wan man ihnen selbsten dienet,
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0042so kan er versichert sein, das die dienst, so er ewer 0043Durchlaucht leisten wirt, ihr Mayestät eben also erkennen werden, 0044das er in disem niks verlirt. Das die Erzherzogin 0045ihn möcht haben, glaub ich woll, aber auch erkent 0046sie nit, das bey den andren diensten sie wehnich 0047wurd können bedient sein, vnd offt durch ander 0048angesezte sich bedienen laßen zu müssen, ist vohr ein solche 0049fraw gahr vngelegen, so wohl wegen ihrer econo- 0050mia als bedienung. Ich hab ihr auch schon selbigs 0051mahl aus ihr Mayestät befehl geschriben, das ihr Mayestät 0052ihr den Starenberg nit zuegeben können, weilen 0053sie schon einesdeils den Fuker resoluirt, ihme auch 0054öffters des wegen zueschreiben laßen, so gahr, das er 0055auf ewer Durchlaucht gnädige erlaubnus, welche sie glaubt, 0056das ewer Durchlaucht ihm auf mein vnterdehnigstes schreiben schon werden 0057zuegeschikt haben, solle herunter auf Wien kommen, 0058also mit ihm schon gahr zue starkh impegnirt, auch 0059sie, Erzherzogin, nit werde können guett bedient sein, 0060weil er, Starenberg, mit beden andren diensten werd 0061genuech zue duen haben. Ihr Mayestät haben auch durch 0062den Stratman dem Veltmarschalkh hier dise sachen 0063representiren laßen vnd befohlen, seinem brudern dest- 0064wegen zue zue schreiben, welcher eß hoffentlich erkenen
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0065vnd darbey aquiesciren vnd die große gnaden, 0066die ihr Mayestät ihme duen, erkennen wird, sonst wurde 0067er zeigen villmehr, das er nuhr vngereimbte 0068vhrsachen suecht, ewer Durchlaucht dienst zue sfugiren, 0069als ein verlangen, ihr Mayestät vnd ewer Durchlaucht, wie 0070es ihr Mayestät verlangen, zue dienen. Mein bruder 0071Fridrich zeigt auch ein starkes verlangen ins felt 0072zue gehen, also hab nit vnterlaßen wollen, ewer Durchlaucht selbiges 0073vnterdehnigst zue überschreiben. Ihr Mayestät stellens ewer Durchlaucht anheim. 0074Ich glaub zwar, es wurd ihm nit vnnuzlich sein, eine campagne0075zue sehn. Hir geht die beis zimlich gut, auser gestern, 0076ist einer von den besten föglen, der ein reiger schön 0077gefangen, mit ihm in ein großen deicht gefallen, 0078haben niks mehr derfon gesehn, glauben, der reiger vnd 0079fogel sein versoffen. Mit disem due mich 0080ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0081ewer Durchlaucht 0082vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0083EMT 0084Laxenburg den 20ten maij 1688 0085Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, weil 0086ich das vohrige mahl auf der beys geschriben, ist diser brif 0087von Pater Marco zurukh bliben.