Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1693.12.09
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
Ausfertigungeigenhändig
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0001Vohr0002den Teutschmeister0003von hier0004Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0005Das ich dero liebste schreiben vom 25ten, 28ten, 8ten vnd 6ten passato 0006so lang nit beantwort, ist die reis auf Closterneüburg, 0007Sankt Leopold fest, comedi, jagen, Sankt Xaveri aufpuz, der Aya gäher doht 0008vndt leztlich der heilige Nicolaus daran vhrsach. Von der 0009comedi komen hierbey exemplar vnd die lista des Nicolai. 0010Jezt selbige schreiben bestens zue beantworten, vnd zwar erstens 0011die noiose materi betreffend, hab ich heündt ein 0012schreiben bekommen, das ihr Durchlaucht verlangen, das alles soll 0013im alten standt verbleiben, welches man dan schon kan 0014geschehen laßen. Wan wider was newes monirt solte 0015werden, mues man darnach aufs new daruon schprechen. 0016Sie ist sonsten überaus content, das dero Liebden so woll die sach,
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0017so sie verlanget, befohlen zu liuren, als auch die jacht 0018spesen haben übernommen, vnd seindt dero Liebden iezt wider der liebe 0019Hier von da an vohr den Bischof von Preßlaw.0020sohn. Das lüttigische weßen betreffendt, due ich mich vnterstehn, 0021dero Liebden auf dero puncta mein einfaltige meinung 0022zue berichten, dero Liebden wollen mihrs nit übel nemmen vnd 0023mihr nuhr frey widerumb die irige schreiben, aber ich mein, 0024man habe in dißer sach nit vil zeit zue verliren. Erst- 0025lich haben ihr Mayestät schon zue Rohm ein probent vohr den Bischoff 0026von Preßlaw ausgewirkt, dah ich schon die bulla von in handen. 0027Vndt das vnser haus kein vohrtel daruon haben soll, vinde ich 0028nit, dan gesezt, das schon das bischtum vnd Lüttich, welches 0029hoffentlich der liebe gott verhutten wirt, solle in des feindt 0030handen kommen, so wurde es doch durch die fridens 0031tractaten widrumb müeßen restituirt werden, vnd ich ver- 0032meine, es seye dero Liebden vnd vnseres ganzen haus wie auch ihr Mayestät 0033vndt dißem haus höchst dran gelegen, das kein fran- 0034zoß oder franzosische creatur darzue kommen möge. 0035Dises aber kan nit verhindert werden, wan nit, eh der 0036feindt sich mehr dort meister macht, mit einer 0037coadiutoria vohrgesehen wirt, vnd der Mean hatt zue 0038disem kein hoffnung, dan der adel ihm allzeit zuewider
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0039sein wirt vndt man entlich den Konig Wilhelm vnd hollender 0040hoffentlich wirt capace machen können, das ihr selbst 0041eigen interesse höchstens hieruon dependirt vnd sie sich auf 0042niemandt beßer als auf vnser haus, welches so enng 0043mit dem hiesigen vndt Schpanien verknüpft, das vns 0044deren interesse sich niemahlen separiren werden, ver- 0045laßen können. Der Mean ist ein priuat, nicht einmahl 0046edel, wurd nie die autoritet weder beim capitul 0047noch sonsten haben, das verhindern könte die üble in- 0048tentiones, so etlige von ihnen wider das publicum bonum 0049haben, vnd auch solche priuat leüt balt zue gewinnen, 0050wie sie das klare vnd frische exempel an dem 0051Bischoffen von Münster haben, der ihnen gulden berg verschprochen, 0052deren effect man daglich so schön schpüret. Iah dem Mean 0053selbsten wurd villeicht zu gewinnen sein, wan man ihm 0054zeiget die difficulteten, so er wurd haben darzue zu komen, 0055vnd das das einer von vnsern haus ihn alzeit im 0056gouerno das maiste consideriren vnd estimirn vnd er 0057fast dorten wie iezt in dem credit wurde sein, zue dem noch 0058von ihr Mayestät genaden zue verhoffen hätte. Cuhr Beyrn mues man 0059suechen durch Schpanien zue disponiren, vnd wirt er iah
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0060nit so clar dem tractat, so er gemacht bey der 0061cölnischen wahl, wollen malamente vmstoßen, vnd eben 0062weil das bischdum dero Liebden länden so nahet ist, so ist 0063vns iah mehr daran gelegen, das einer sey, auf den 0064dero Liebden sich verlaßen, vnd das die franzosen auf aleweis ver- 0065hindert werden. Ich find, das vnsern haus der gröste schaden 0066zuewaksete, wan ein franzos solte dort hin kommen, 0067das mues man cont que conte verhinderen. Vnd ist 0068kein mittel als die coadiutoria vnd balt, dan stirbt 0069der alte Bischof, so ists vnmmöglig mehr zu verhindern. 0070Die völker haben sie noch nit überlaßen, anzi solicitiren 0071hier, das man auf alleweis helfen soll, das ihre guar- 0072nison nit verschwecht, sondern ehnder versterkt werde, 0073vnd wan 21000 man drin ligen, sey der ort so schlecht 0074er wolle, können sich noch woll deffendiren. Die neu- 0075tralitet mueß man auf alleweis verhindern, das wehre 0076ein böß exempel, das balt ein trennung vnter 0077den aliirten machen wurde. Dahier ist die meinung, 0078das man den Imsen balt solle hin schiken ohne einzige 0079figur zue machen, der solle nuhr suechen, den Bischoff
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0080zue disponiren, das er einen coadiutorem wolle nemmen, 0081vnd noch zue zeit vnsern brudern nit nennen. Vnterdeßen 0082soll man von hier vndt Schpanien aus den Konig Wilhelm, die 0083hollender vnd den Cuhrfürst suechen zue disponiren, woll auch 0084den Mean selbsten, doch alles ohne negotium draus zu 0085machen, nuhr vnter der handt, damit man sich nit 0086prostituiren, vnd nit darmit losschlagen, bis man die 0087sach sicher in handen hab. Ich vermein, man solle es 0088auf alle weis tentiren auf dise weis, dan geht 0089es an, wehre der fortel, so ich oben gemelt, geht es 0090nit, so dut man sich weiter nit impegniren oder prostitu- 0091irn. Der Deütschmeister mues indeßen seine freündt culti- 0092uiren. Sehete man entlich, das mit ihm leichter gieng 0093vnd man mit dem Bischoff nit spuntirn wurd, laße 0094man es geschen, kan ers doch hernach allezeit seinem 0095bruedren überlaßen. Den Neßelraht, mein ich, soll man 0096in desen auch beyhandt behalten vnd aufs wehnigst 0097guette wort, woh niks anders, geben, damit er auch 0098seines orts darzue cooperire. Dis ist mein schlechte 0099meinung, dero Liebden könnens vberlegen vnd mihr widerumb 0100bis hirher0101die ihrige schreiben. Wegen des Vocht, so hab ich einmahl
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0102ich einmahl gehört, er hab schon ein ambt oder dienst 0103bey dero Liebden, also wan sonst noch etwas fellich wurde, das dero Liebden 0104ohne dem ersezen müesten, warzue er dauglich wehre, 0105hab ich ihn reccomendiren wollen vnd wehr gutt, wan 0106ein rechter gescheider man bey bruder Carl wehr. Wegen der 0107schwedischen heirat, so merkh ich woll, das ihr Mayestät noch 0108zuer zeit sich auf keine positiue resoluiren wollen, wie 0109mein sohn noch so iung vnd auch Sauoia vnd andre 0110dah sein, deren man ieziger zeit so woll als Schweden nit 0111gern vohr den kopf stoßen wolte. Wirt, halt ich, also die 0112sach noch woll ein weil in suspenso bleiben. Wegen schwester Doro- 0113te wehre frelich guett, wan man ein dauglige vnd ad equate0114parti vohr sie finden kunte, warzue ihr Mayestät, mein Keiser, vnd 0115ich gahr gern verhelfen wurden. Wegen des brot vnd furage 0116haben ihr Mayestät gedahn was möglich, vnd hat der Morgraf gewis 0117gezeigt, das er in allem dero Liebden freündt ist. Wegen ersezung 0118des Hoffkanzlers haben mihr gott zue bitten, das er ihr Mayestät 0119erleüchten wolle den besten zue erwelen. Es ist schwer, zue 0120disem dienst einen zue reccomendiren, ist ein schwerer dienst 0121vnd dependirt die iustiz vnd das gemeine weßen besten 0122daruon, gott gebe, was zum besten sein möge.
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0123Was anlangt das der Deütschmeister sich will zum 0124Priester vndt Bischoff weichen laßen vnd ich ihn daruon 0125dehortirn solle, ist es ein rechter beruef von gott 0126zue disem standt, das er ihn allein vohr sich haben will, 0127wirt er sich weder von mihr noch niemant in der 0128welt daruon obhalten laßen, vnd ich mihr auch 0129der sünden förchtet, mich in etwas zu ingeriren, 0130wohruon der sehlen heil dependiret, vnd von gott wollen 0131zue zien, was er vohr sich haben will. Er kan dero Liebden vnd 0132bruder Carl noch kinder geben, wans sein gottliger will ist, 0133ist auch noch der Bischoff von Presslaw dah, der sich 0134villeicht ehnder zum heiraten wirt disponirn laßen. Ist 0135es aber beim Deütschmeister kein rechte beruef 0136von gott zue dißem standt, so wirt er sich ohne dem 0137nit übereilen vnd die sachen woll considerirn, wie ers 0138in seinem gewißen finden wirt. Ich hab dismahl dero Liebden 0139gahr zue lang aufgehalten mit mein talteten schreiben, auch 0140vmöglich mehr zeit, meiner lieben fraw schwegrin zue schreiben, 0141bitte, mich aufs schönste zu entschuldigen, werds mit 0142nechstem ersezen. Befehl mich dero Liebden vnd werde sterben 0143dero Liebden 0144getrewste schwester 0145Eleonora 0146Wien den 9ten decembris 1693 0147vertatur
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0148Dieses alles dem Teutschmeister gantz0149Postscriptum Hab vergesen zue beantworten wegen Vlmiz. Einmahl 0150last sich in dißer sach niks mehr endern, vnd ist 0151schon die sachen gahr gutt incaminirt, seindt nuhr 0152gewiße leüt, die vnsern bruedern das maul machen vnd 0153ist niks derhinder, die ihm dise brif schreiben. Vnd daruon 0154hatt sein Mateclot vnd Doctor dorten geheirat vnd 0155wolten sich gern stabiliren, so sehns nit gern, das er 0156solt anderstwoh accommodirt werden, vnd darumb 0157henken sie ihm dis so starkh im kopf, alles aus 0158eigen interesse, das iezt die welt regirt, adio. 0159ad usque vohr Preßlaw0160Der liebe Schallenberg ist hier, hab aber nuhr die 0161genad gehabt, ihn von vern in der anticammera 0162zue sehen. Er wirt den Bischoff woll nie herunter 0163lasen, wan man aber content ist, das die bewuste 0164sach im vohrigen standt bleibt, kan mans auch schon 0165erwarten.