Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Deroselben bede liebste schreiben vom 7ten vndt 13 dis 0003hab ich woll empfangen. Vndt ist mihr ein absonder- 0004lige freüdt vndt trost, das dero Liebden sich so offenherzich vndt 0005vertreülich gegen mich bezeigen, welches ich allzeit werde 0006suchen durch die meinige verners zue meritiren. Den 0007brif, so dero Liebden wolten an Cuhr Beyrn abgehen laßen, wie auch 0008der übrigen lüttigischen sach halben, due ich mich auf 0009den Hamilton bezien, welcher dero Liebden alles berichten wirt, 0010was herinnen verners ist deliberirt vnd geschloßen 0011worden. Wegen Vlmiz bitt dero Liebden herziniglist, sie wollen den 0012Bischoff von Preßlaw disponiren, das er daruon ap-


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0013ablaße, dan einmahl sein ihr Mayestät, mein Keiser, vndt 0014ich mit der Königin impegnirt vndt weis, das dero Liebden 0015selbsten nit verlangen werden, das mihr vnser ver- 0016schprechen vndt gegebenes wort gegen der Königin 0017brechen solten, das mihr doch einem ieden priuaten 0018allezeit heilich halten wurden, vndt mihr gottlob noch 0019niemandt, weder groß noch klein, nachsagen wirt 0020können, das ich iemahlen etwas verschprochen vnd nit 0021gehalten, so wolt nit gern mit der liebsten Königin 0022das erste brechen. Es ist freilich wahr, das meine 0023brüder fremden vohrzuezien, aber ist er mein bruder, 0024so ist sie meines Keisers fraw schwester, die ich nit 0025mich vnterstehen werde, meinen brüdern zue posponiren. 0026Dero Liebden nemmen mihr nit übel, das ich so offenherzich 0027schreibe, die lieb, so sie mihr allezeit erwißen, macht, 0028das ich auf selbige mich verlaße, das sie mihr so balt 0029niks werden übel nemmen in ansehung der großen lieb, so 0030ich gegen dero Liebden drage. Wegen der odiosen sach steht halt zue 0031probirn, obs mit dem geistligen standt angeht, woh


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0032nit, mueß man auf ein anders expediens bedacht 0033sein. Die sachen, die zue Neüburg passirt, seint mihr 0034woll herzlich leidt. Wegen des von Els, wan dero Liebden mihr 0035erlauben, so das ich ihr Durchlaucht daruon schreiben derf, traw 0036ich mihr schon zue richten, das ihr Durchlaucht ihn werden laßen den eidt 0037ablegen vndt er wegen deßen weigerung dero Liebden abitte, das 0038er es nit so gemeindt vndt capirt habe. Mit dem, 0039mein ich, were die sach redressit. Wegen des Fukers dochter 0040ists, mues ich bekennen, auch sehr hart. Ich hab durch 0041den Hamilton ihr Durchlaucht laßen schreiben, das ich ihn gefracht 0042hett, ich hörete das, obs wahr wer, ich könt mihrs nit 0043einbilden, dan man wurdts hier gahr übel nemmen, 0044weil er ein keiserliger Geheimer Raht ist, das 0045man ihm also affrontiren solte. Will hören, was 0046darauf wirt antworten, so hab ich alsdan campo, 0047ihr Durchlaucht auch wegen des torto, so dero Liebden geschicht, die sach 0048zue gemüeht zue füren, damit es auf einige 0049weiß redressirt werden möge. Dero Liebden haben schon dem Fuker


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0050ein große genad vndt billich gedahn, die dochter bey 0051dero fraw gemahlin anzuenemmen. Das medel ist aber noch 0052klein, kleber vndt der elteren ihr augapfel, wirt 0053sie hart ankommen, sie so weit von sich zue laßen. 0054Ich vermeinte vnmasgeblich, es were beßer, wan 0055man kundt machen, das die sachen zue Neüburg in 0056der bedienung widerumb in vohrigen standt kemen. 0057Vndt glaubte auch, man soll dem gutten Pater Bodler 0058in keiner materi, die ihr Durchlaucht nit gahr angenem, 0059nit vill comission geben, sonst möcht er auch 0060cassirt werden, vndt das wehre das allerschlimste, das 0061geschen kunte, den müeßen mihr suchen wider in gnaden 0062zue bringen, wans möglich sein wirt, so wirt das 0063das einzige mittel sein, dem Bischoff das contrapeso 0064zue halten. Mit disem, mein ich, solten sich dero Liebden nit zue 0065verstehen geben, wurd nuhr mißvergnüegung vnd 0066doch kein endrung veruhrsachen. L' e cossi fatto, dort 0067mus man sehn, auf andre weis zue helfen, colle cattiue 0068richten mihr niks. Ich schlies vnd sterb 0069dero Liebden getrewste schwester 0070Eleonora 0071Wien den 27ten jener 1694 0072Bitt mein entschuldigung an mein fraw schwegrin zu sagen, mit nechsten 0073werde ersezen, heüt ists vnmüglich. 0074Weil dis ein original, so schik es wider zuruckh.