AbschriftSchreiber

Erwähnte Briefe: EMT an JW 1694.10.20

Überlegt, wie die Mutter zum Verbleib in Neuburg zu bewegen wäre. – Wartet in der „odiosen Materie“ noch Antwort aus Kaub ab; der Dr. (Doktor Schweizer) weigert sich, den Revers zu unterzeichnen. – Als weiteres Bistum für den Bischof von Augsburg (Bruder Alexander Sigismund) käme eher Regensburg als Eichstätt oder Freising in Frage; der Schallenberg sollte aus seiner Nähe entfernt werden. – Bittet um Anweisungen zur Aufstellung eines Regiments für die Reichstruppen, da die Zeit drängt. – Befürchtet nach der Freilassung des (kursächsischen Generalfeldmarschalls Hans Adam von) Schöning dessen Rache und schlägt deshalb vor, ihn im kaiserlichen Dienst in Ungarn zu verwenden. – Sieht sich von kaiserlichen Kommissaren bei der Truppenversorgung benachteiligt und bittet um Unterstützung EMTs in dieser Angelegenheit sowie bezüglich des Oberrheinischen Reichskreises. – Berichtet im Zusammenhang mit der Brautsuche für König Joseph I., dass er dem nach Stockholm entsandten Hamilton die von EMT geschickte Instruktion weitergeleitet hat und dass der spanische König keineswegs Savoyen bevorzuge. – Bittet um eine Entscheidung bezüglich der Prinzessin von Dänemark. – Hält Modena für die beste Option für die Wiederverheiratung der Schwester (Dorothea Sophie) in Parma. – Empfiehlt den guten armen Rummel.

195 5

00014. novembris 94 0002Copia 0003Allerdurchleüchtigiste p. 00044. Nov. 1694 0005Ew: Kay. May. allergdstes handtbriefflein vom 20ten 0006octob. jüngst habe ich mit geziemendem respect zurecht 0007gehorsambist erhalten, vnd erstatte ew kay. May. aller 0008vnterthgisten dankh, daß dieselbe meine gehorsambiste ent- 0009schuldigung so gnädigist auffgenohmmen haben. Ich mache mit 0010deroselben kein ceremonien, sondern observiere den schul- 0011digisten respect: vnd weilen ew. kay. mirs also gdst. 0012erlauben, so werde ich in dem vnterthgsten alltem engen 0013vertrawen mein offenes: vnd devotes hertz zu dero gdsten: vnd 0014liebsten füessen, bey allen vorfallenden gelegenheiten legen, 0015vnd daß innerste meines herzens in allem tieffestem respect 0016ausgiesen, mit der alleinigen aller vnterthgsten bitte, wan 0017imer einmahl propositi heraus brechen, es meinem auff- 0018richtigem vnterthänigist-getreüem eiffer vnd vnver- 0019änderlicher devotion, auch rndtlichem teütschen patrioti 0020schem intention, vnd keinem andern zuezueschreiben: sovil 0021nun forderist vnsere gdst. vnd liebste frau mutter dhl. 0022anlanget, beziehe ich mich, weg ihres beständigen hirbleibens 0023mit dero gdsten erlaubnuß, kürze halber, auff mein jüng- 0024steres, vnd kan ich ew. kay. May. versichern, daß die 0025Margret: vnd der appotecker alles vermög, wie auch die 0026gute fraw von Ketzgen, allein wirdt gar vil darzue 0027contribuiren, wan ew. kay. May. durch die Mamer 0028zu Neüb. auch vnsere gdste fraw mutter beständigist bey 0029mir zu verbleiben persuadiren lassen wollten, vnterdessen 0030will ich dahin trachten, daß ich den Pater Guardian 0031von den Franciscanern zue Neüburg durch versprechung 0032vund allerhandt andere mittelen auch mir kräfftigist


195 v

0033zue assistieren disponiere, vnd wan ew. kay. May. vor 0034die Bergerin einen heürath wüssten, so wehre demnechst alle 0035difficultet aus dem weeg geraumet, vnd daß negotium 0036haubtwohl incaminiert, dan ohne dennen selben ist niemahl 0037wahrhafftig nihks auff der wellt zu richten, dan die fraw ist 0038so variabel, daß ichß vnmöglich beschreiben khan, vnd 0039habe ich, vmb sie insensiblemente noch mehrers zu enga- 0040gieren, eine Zeit lang: vnd also nach vnd nach gahr beständig 0041hier zu verbleiben meinen bruder Carl ersuechet, mit seiner ge 0042mahlin hiehero zue mir zu khommen, vmb bey mir einzueliegen, 0043wie fart: vnd schwehr eß mich auch wirdt ankhommen, es ist mir 0044doch alles leicht, wan ich nur gedenkhe, daß ich vnser gdste 0045frau mutter dadurch conserviere, vnd ew. kay. May alle 0046gdste intention erfülle, deren gesundtheit sonsten betreffent, 0047hat dieselbe wider einen zimblichen strkhen cathar, vnd huesten, 0048befindet sich sonsten aber, gottlob, haubtwohl, weilen sie 0049mir gahr starkh verbieten lassen, ew: kay. May. nichts 0050hiervon zumellden, so bitte ich dieselbe auch allervnter- 0051thänigist, jah nichts dergleichen gegen vnsere gdste fraw 0052muetter vermerkhen zue lassen, wie auch wegen meines bru- 0053der Carl, biß er mir antwohrt, vnterdessen aber können 0054ew: kay. May. mir gahr eine grosse gnade thuen, 0055wan sie meines brueders herunter reise gdst: befördern 0056wollten: die odiose materie belangent, erwhrte ich noch 0057antwohrt von Caub, dan der D:r sich gewaigert, den revers 0058zu vnterschreiben, vil wenniger zu beschwehren, ich habe ihme 0059aber noch eine: vnd andere remonstrationes thuen lassen, 0060auff welche ich stündtlich seiner resolutionen gewährtig 0061vnterdessen aber trawe ich die wahrheit zu sagen dem Bischoff von


196 r

0062Augspurg nicht allerdings nicht, allerdings in dieser materie, dahero 0063wirdt ew: kay May allergdste nachtruckhlichiste erinner- 0064ung daß beste thuen müessen, vnd werden dieselbe hoffentlich 0065deß bischoffen schreiben wider zue recht zu empfangen haben, 0066daß ew. kay. May. ihme seine stichel wöhrter so gdst über- 0067sehen, ist in wahrheit eine grosse gnade, dan obwohlen man zwischen 0068brüdern, vnd geschwistrigten nicht alles so naw nehmmen vund men- 0069suriren muß, so ist doch billich, daß man sonderlich gegen 0070ew. kay. May. in terminis des schuldigisten respects bleibend, 0071sonsten taugts nicht: eß wehre sonsten wohl billich, wan man 0072dem armen menschen noch zue einem bischthumb verhelfen könnte, 0073sonderlich aber in seinem verwirrten kopf, vnd glaubete 0074ich zue Regensdpurg gehe es noch zum ersten an, dan zu Eich- 0075stett hat er sich sans resource verhasst gemacht, durch 0076seine grobheit, vnd Freyßingen bitte ich nochmahlen 0077vor den ehrlichen herren von Sachsen aus, dan er es ein- 0078mahl vohl meritiert per ogniverso, wie man ihne nihmbt, 0079vnd wegen seiner vortrefflichen ? qualiteten, vnd wegen 0080seiner meriten vnd wegen alles, den lieben sauberen Schallen- 0081berg betr. bitte ich vnterthgst vmb gottes willn, dem Bischoffen 0082zeitlich noch vnd zwahren schleünigist abzuernehmen, dan sonsten 0083gehet mein armer bruder ohne änderung zeitlich vndt ewig 0084verlohren. Wegen des regiments ist es die höchste 0085zeith, sowohl die wechselen als die conditiones über zueschikhen, 0086vnd zue fermieren, dan sonsten ich an kheine zeit, wan man 0087mir auch 100. duggaten auff den man geben wollte, mehr gebun- 0088den sein will, weilen eß mir pure lautere vnmöglichkeit ist, 0089bitte derweg vnterthgst vmb gottes willen meinen courrier ehistens 0090wider zu ruckh zu befördern, mit den resolutionibus, dan die zeith 0091verstreicht, vnd an fueß volckh ist hart oder gahr nicht zu khmmen


196 v

0092Jedoch können ew. kay. May. versichert sein, daß ich mein eüßerstes 0093thun vnd gewiß nichts in meines Kaysers vndherren dienst ver- 0094absaumben werde, allein es lasset sich nicht übereülen vnd 0095wan man daß rechte tempo, so schon vorbey ist, nit genawest 0096in acht nihgmbt, so ist es ohnmöglich fohrt zu khommen, wegen der 0097übrigen Werb: vnd ?tirung daß ew. kay. 0098May sich gdst bedankhen wollen, das ich mit dem von 0099Nesselrahdt dero gdsten befehl adimpliret, ist ein excess dero 0100gnädigkeit, vnd habe ich nichts gethan, als warzue mich meine 0101höchste schuldigkeit anweiset, ingleichen wegen des Gessers. 0102Des Schönings entlassung vnd dessen üble sequelas belan- 0103gent, lasse ich ew. kay. May. ja allergdst höchst ver- 0104nünfftig consideriren, ob das nicht ein grosse schwach- 0105heit von einem ministro ist, wie der graff Strattman wahr, 0106seinem gdstem herren zu einem ding zue rathen, welches er 0107darnach selbsten desapprobiert, vnd wider zu emdern 0108eingerathen, dan er ja gahr leicht denkhen können, daß disem 0109mensch, wan er wider auff freyen fues sollte gestellet werden, 0110sich diser gefangenschafft halber gewiß rechtschaffen vindiciren 0111würde, absonderlich, dah er seinen vindicativen humor 0112gnugsamb gekhennet; hat man fundament gehabt, hette man 0113kurzen process mit ihme machen sollen, oder gahr gehen lassen, mit 0114einem wohrt, eß ist hallt ein fürstenberg. gefängknuß daraus 0115worden, gott gebe nur, daß man kheine noch üblere sequelas dar- 0116auß zue befahren habe, wie sich schon zu seiner zeit leider her für 0117ihm wirdt, vnd ist diesem allem vorzukhommen, khein anderes 0118mittel, als daß I. May. dem Schöning suechen in ihren dienst zue 0119nehmmen vnd in Hungahrn zu emploijeren, sonsten fprchte ich 0120wohl, eß werden dergleichen contra tempi, wie heüer am Rhein 0121vnd dessen passierung wider geschehen mehr vnd gott gebe kheine ärgere, 0122khünfftig hir her vorbrechen, dan er gilt anjezo mehrers alß niehe 0123vnd wirdt


197 r

0124vnd wirt ohnerachtet seines geleisteten juraments 0125vnd von Chur Sachsen, so solemnellement gethanem 0126versprechen zu allem, nichts asgenohmen wider emploijret 0127vnd führet in allem dicasterijs, wie sie auch nahmen 0128haben, wider sein simone. Gott schicke alles zum besten 0129was das quartier, electorats, vnd das oberrheinische 0130craijswesen anlanget, bitte ich wol vnderthänigst, ewer 0131kayserl. May. laßen eß sich doch allerggst angelegen 0132sein, dan einmahl die religion, zuforderst gott, mein 0133Kaijser vnnd daß ganze gemeine weßen leidet 0134mercklich hierahn, wie sieselber vom h. Prinzen Louis 0135selbsten vmbständtlig vernehmen werden, in dem 0136ersteen bin ich ahm schlechten versehen, vnd habe das 0137mehriste gethann vnnd gelitten, vnd daß wegen muetwilliger 0138nachläßigkeit der kaijserl. commissariorum, so anderen 0139sex vnnd dem meinigen kaum eins, vnd daß noch vnrichtig 0140gereichtet, vnnd also meine trouppen den anderen ganz 0141nicht gleich gehalten, welches die ursach ist, das meine 0142trewen vnnd willigste trouppen ohne resource verdorben 0143seint, daß andere gehet auch schläfferig herr, daß man 0144nicht eben alles suechet vorzubringen, vmb der religion 0145der cronn Böheimb vnd den laedirten chur: vnd fürsten zu


197 v

0146ihrer satisfaction zu verhelffen, vnd daß letzte 0147wegen deß craijses ebenfals, dahn doch hierinfalß periculum 0148in mora, vnd könte nicht schaden, wan ewer kays. May. 0149schon dem ietzigen Teutschmeistern etwas 0150auffmunteren, vmb eijfferiger in diesem negotio zu 0151sein, welcher sich etwa wegen privat absehen des 0152ordres, einzuschlaüffen scheinet, wegen deß habt 0153negotij habe ich dem hamilton die von ew: kays. 0154May. mir ffst verschriebene nachricht zu seiner 0155direction zugeschickt, vnd hoffe ich, er werde 0156nuhnmehro schon zue Stockholm sein, vnnd habe ich 0157von gewißer handt die nachricht, daß der König in 0158Spanien der heyrath in Sauoyen gar nicht portie- 0159ret, auch nicht mehr darinnen schreiben oder negotijren 0160werde, vnnd waß er gethann, gleichsam darzue gegen 0161seinen willen gezwungen worden, darauff sich ewer 0162kays. may. gnädigst verlaßen können vnd nur 0163wegen der anderwertig her etwahn beschehende starcke 0164instanz in ruhe vnnd außer sorgen stehen, dan ich 0165dauor canire, daß es der könig in Spanien 0166nicht portiert, vnd gar seinee intention nicht ist 0167meine schwester in Parma betrf. hatt mir ihro 0168dh. vnsere ggste fraw mutter derselben brieff


198 r

0169communiciret, warauff ich dan dem Hamilton 0170befohlen, wan sie iahe zue Stockholm von ihr keine 0171anregung theten, solte er absolute davon abstrahiren 0172dan daß eine mögte etwan daß andere stecken 0173vnnd finde ich ohne vnderthenigste maßgebung dißen 0174heyrath mit Modena daß zulängligste vnnd daß kurzeste 0175mittel sie auß ihrem elendt vnnd tormento u helffen, 0176dahero keine zeit darinnen zu versaumen währe 0177allein verden beyderseits ewer kays. May. may. 0178dero mächtigste handt darüber halten vnnd sie beij 0179diesem beßer, alß beym vorigem heyrath zu versorgen 0180suechen, sie meritiert eß auff alle weiße, bitte 0181dahero vnderthänigst meiner armen lieben, vnnd 0182betruebten schwester allezeiyt nachtrukhligst anzu 0183nehmen, wie ich dan darüber dero ggsten weiterem 0184befehlt erwarte vnd vnueränderlich lebe vnd sterb. 0185Bitte wegen meine anfrag, die Princeßin in 0186Dennemarck betrf. eine ggste positiuè resolution 0187mir ggst zu vberschreiben, vnnd den armen vnd trewen 0188Rommel sich absonderlich in gnaden ahnbefohlen sein 0189zu laßen, auß demen schon einmahl vnderthenigst 0190vberschriebenen trifftigen ursachen. 019101920193