Ausfertigung+L519eigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Ich hab dero liebst schreiben vom 1ten vndt 11ten dis woll empfangen. 0003Frewt mich dero gutter wohlstandt zu vernemmen, 0004wüntsch dero Liebden ein glükhlige reis in die Pfalz vndt 0005mehrer satisfaction aldorten als von dern vohrläufern 0006vndt dennen nachbarn zu hoffen. Ihr Mayestät haben gleich 0007dise expedition vortgeschikt, gott gebe, das es den efect 0008erlange. Die nachricht von Brüßel kombt hierbey 0009zurukh, ihr Mayestät, mein Keiser, haben sich in dises den 0010Curfürsten betreffendt nie gemischt, diser auch nie 0011zu ihr Mayestät recouriret, also haben ihr Mayestät auch das 0012werkh laufen laßen vndt sich nichts darin gelegt.


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0013Wegen Engelandt vndt Holandt duet man, was man 0014kan, sie auf ein beßeren weg zu bringen vndt 0015dise gedanken, so man haben mochte, zu verhindern. 0016Wan dero Liebden vnter der hantt was darbey duen können, wirt 0017es gahr gutt sein. Von Rohm lauten die heüntige 0018brif noch gahr nit beßer, der Papst hatt gesacht, 0019er bleib fest bey seiner ersten resolution, die sey 0020schon fest gestelt quia sic visum est spiritui santo et nobis, 0021ich hoff, dero Liebden remonstrationes werden etwan einen beßern 0022effect erhalten. Die Vogtin betreffendt mues ich bekennen, 0023das ich auf sie geraten, wie ich es dan auch dero Liebden geschriben, 0024aus vhrsachen, das ich sie hier hab sehr loben hören vndt 0025sie sehr mortificirt ware wegen ihrer schwester conduite, auch 0026iezt in der lezten krankheit ihren man mit solcher lieb vndt 0027fleis gedient, das nit anderst als zue loben gewest. Also 0028weis ich nit woll, wie ich iezt dise reccomendation an 0029bruder Carl wider zuerukh nemmen soll vndt was ich 0030vohr ein vhrsach deßen solle vohrwenden. Wan sie dero Liebden 0031nit anstendig, geben sie ihr ein man, mit dem ist alles


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0032richtig, sie ist doch von gutten haus, so wirt sich woll einer 0033vohr sie finden. Hierbey überschike ich dero Liebden, was ihr Durchlaucht, mein 0034geliebste fraw mutter, mihr dise post überschriben, auch, was 0035ich widerumb darauf geantwort. Vndt seh ich 0036einmahl kein anders mittel, ihr Durchlaucht von diser in- 0037tention abzubrengen als das bruder Carl sich drein mischet. 0038Nit, das es ihm vill helfen wurde, aber nuhr ihr Durchlaucht 0039von disen gedanken zu brengen, dan ich niks drin duen kan, 0040dan wie dero Liebden sehn, so sagen ihr Durchlaucht, es geh mich niks an, 0041wie es auch wahr ist, dan das nuhr dero Liebden antrift, vndt 0042können sich dero Liebden auch mit niks ausreden als dan die vnter- 0043dahnen derwider vndt das der garten, so ihr Durchlaucht verlangen, 0044zue dem witibsiz gehört, der einer vom haus wirt 0045angewisen werden. Das wirt aber nit vill aus geben, aber wan 0046bruder Carl sie schen bitt, das sie dis, was sie dem closter 0047will geben, ihm soll geben, vndt der Bischoff von Augschpurg 0048ihm hilft bitten, so glaub ich, last sie sich übereden. 0049Es ist zwar nit vill vndt wirt bruder Carl nit vill helfen, 0050aber wan sie hin kommen, werdens alleweil ihr Durchlaucht mehr 0051abbettlen, so bleibts aufs wehnigst im haus, es sey her-


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0052nach wehnig oder vill. Ich bitt hierauf schleünigste 0053antwort, damit ich bruder Carl schreiben kann, dan wan mans 0054nit balt duet, wirts hernach nit mehr angehen. 0055Hier seint mihr ganz zerstreüt, mein kleine Maria 0056Madlenrl hatt die blattern bekommen, so ist mein 0057sohn, der König, mit seiner gemahlen hir wek, wirt in ein 0058garten, die andern kinder in der Burg vndt mihr 0059herauß, auch ganz separirt von der kranken. Gottlob, 0060bis dahto gehts noch gutt, ich hab mein ganz vertraun 0061zu vnser sehligen Pater Marco, welcher ein dag zu vohr 0062gestorben, als sie ist krankh worden, vndt glaub festiglich, 0063er wirt von gott erbetten, was sein heiliger will ist. Mit disen due mich dero Liebden 0064befehlen vndt werde sterben 0065dero Liebden 0066getrewste schwester 0067Eleonora 0068Fauorita den 22ten august 1699


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0069extract 0070Es schmerz mich die forcht, so ich habe, ewer Durchlaucht vngnade verdient 0071zu haben, in dem ich alzufrey mein vnterdehnigste meinung geschrieben 0072habe. Hette michs woll auch nit vnterstanten, 0073wan ewer Durchlaucht mihr nit gnädig befohlen hetten, meine 0074meinung zu schreiben, so ichs halt aus vnterdehnigsten gehor- 0075sam gedan. Wurde mich sonst woll deßen nit 0076vnterstanden haben oder mich darein zu mischen 0077oder etwas wollen daran zu hindern, dan ich woll weis, 0078daß es mich nit angeht. Ewer Durchlaucht können auch dun, 0079was sie gnädig wollen, vndt wirt mihr ia alles alzeit 0080müeßen recht vndt lieb sein, was ewer Durchlaucht gnädig 0081disponiren werden, werde auch den Curfürsten nie wehrn, in 0082sein landt zue dun, was er will. Wan er aber mein0083meinung begert, hab ich ihms halt geschrieben, das ein 0084sach, so woll zue überlegen, obs weder vnterdahn 0085noch kein andren zu preiudiz. Das wirt er aber schon selbst 0086beßer wißen, also ich mich darin nicht zu mischen hab, vndt 0087verlange nichts mehr, als in allen ewer Durchlaucht satisfaction. 0088Wirt mihr alzeit recht sein, als was ewer Durchlaucht in disen vndt 0089andern, nit allein dort, sondern auch mit mihr desponirn vnd befehlen werden.