Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Favorita am 1699.07.25
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0002Ich hab dero libsten schreiben sambt den bey geschloßnen rißen 0003vom dem vohrhabenden closter woll empfangen. 0004Nuhn hab ich dero Liebden durch den Sinzendorf bereidts 0005mein schlechte meinung in dißen punct deils 0006mündt deüls schriftlich participirt, auch, was ich 0007in deßen ihr Durchlaucht, vnser geliebsten fraw mutter, geant- 0008wort auf das, so sie begert, das ich ihr schreiben solle. 0009Ich aprobire es nemlich, das ich es gern duen 0010wurde, wan sie mihr möchte die gnad duen zu 0011wißen zu machen, was sie vohr ein fondo dazue 0012hab vndt ob vnd wie es ohne beschwer der vnterdahn geschen kann.
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0013Es erfordert wenigstens ein capital von 50000 daler 0014ohne des baus, welcher, so er dem riß gemeß 0015sein wirt, auch ein gutte somma kosten wirt. 0016Hirauf erwart die antwordt, darnach werd wider 0017waß suchen, die sach auf zu halten, bis ich von dero Liebden 0018antwort erhalte, ob ihnen der vohrschlag wegen 0019bruder Carl gefalt, erhalte, dan sonst, förcht ich, 0020werden mihr dise fondation schwehrlich verhindern 0021können, ohne ihr Durchlaucht großen vnlust zu veruhr- 0022sachen. Auf dise weis aber zweifl ich nit 0023es werde angehn. Wegen des Schednizki wehrs iezt 0024nit rahtsamb, gleich das er zue bruder Carl kehm, wird 0025dem König in Poln zu storke gelosia geben, aber 0026hab schon durch den Cauniz mitt ihm reden laßen, 0027wie man es machen könne, das, wan er auch nit 0028in alls Hoffmeister könte bedien, doch ihm in sein 0029negotijs, economia vndt allen an die handt gehn 0030könne vndt nit den nahmen hett, das er Hoffmeister wehr.
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0031Den Prinz Don Gaston betreffendt, so findt sich nichts 0032von Ferdinand 2 zeiten, woh dise cerimonialien noch 0033nit so genaw obseruirt sein worden, aber die 0034frischern exempla sein doch von den 2 Prinzen Matias 0035vndt sein bruder, welche gahr lang hier gewest vndt im 0036felt gedient, dah ihr fraw schwester im haus war vndt 0037gleichwoll nie kein solches tractament weder preten- 0038dirt noch empfangen haben. Also ihr Mayestät nit gern was 0039newes introducirn vndt dardurch so vill andere 0040herren, welche ein gleiches tractament billich 0041pretendiren können, auch sich in dise pretension sezen 0042wurden, welches ihr Mayestät nihe eingehen können. Der 0043Sinzendorf wirt dero Liebden mit meren in disen berichten. 0044Bedankh mich nachmahlen vohr alle vberschikte 0045gutte sachen, brodt, käs, gereucht gesalzen fleis vnd zungen, 0046auch fische haring, ist gahr zu vill. Absonderlich der 0047hallender vndt limburger haben meiner fraw dochter sehr woll geschmekt, 0048auch alle ander sachen. Bedank mich noch mahl zum
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0049schönsten. Mihr seint heündt schpaht aus dem 0050closter kommen, bitt also, mich bey meiner 0051liebsten fraw schwegerin zue entschuldigen, werde es mit 0052nehsten herein brengen vndt werde sterben 0053dero Liebden 0054getrewste schwester 0055Eleonora 0056Fauorita den 25ten julij 1699 0057Herbey komen die ris wider wie auch des Fuker 00581brif, so neülig vergeßen einzuschlißen.