0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab dero gnädige schreiben vom 15ten, 22ten vnd 28ten passato empfangen 0003und daraus vernommen, das sich ewer Durchlaucht gottlob woll 0004auf befinden, ihr Durchlaucht, mein geliebste fraw mutter, aber sich 0005mit zahn, kopf vnd halsweh incomodirt befinden. 0006Hoffe zue gott, solle alles widerumb beßer 0007sein. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das sie 0008ihr Durchlaucht vom schreiben abgehalten, dan mihr die groste 0009gnad geschicht, wan ihr Durchlaucht bede dero gelegenheit 0010vnd gesuntheit pflegen vnd wegen meiner sich im 0011wenigsten nit incomodiren. Wie mich dan gahr zue sehr 0012schmerzen wurde, wan ihr Durchlaucht bede wegen meiner als dero 0013vnterdehnigste dochter cerimoni machen wolten vnd müeste 0014glauben nit in gnaden zue sein, so mich höchstens 0015bedrüeben wurde. Das die Cuhrfürstin gestorben, ist mihr 0016leidt wegen der weksel, aber sagt mihr der 0017Hoffkanzler, sie seyen schon zue Frankfort, als hoff 0018ich, es werde weiters kein dificultet sein. Vohrgestern

0019ist der Nouelli hier ankommen vnd hat gebracht, das der 0020Embergador mit ihm von Venedig auf Rohm (wohin der 0021weg durch Florenz geht), von dort heraus auf Gräz vnd 0022grad auf Frankfort geht, weil ihm sein camarad geschriben, 0023das dort gahr pressante brief vom König seyen, er sich 0024also nit so lang aufhalten können, das her kommen 0025wehre. Er glaubt woll, die sachen seyen guett, gott 0026wirt schiken, was zue seiner ehr ist. Es mues izt 0027balt etwas herraus kommen. Er ist heütt wekh, so hab 0028ich wollen mitt ihm schreiben, weil aber heünt der curir 0029wekh geht vnd gestren die arme Aya gestorben, 0030das ich auch zue duen gehabt, dan ich iezt selber 0031mues einwehnig Aya sein, so habs auf heünt ver- 0032schoben. Gott sey ihr genedich. Ich kan nit sagen, wie schön 0033sie gestorben, wie man lebt, so stirbt man. Sie wirt 0034fleisig vohr vns betten. Wegen des Starenberg werden ewer 0035Durchlaucht heütt alle resolution bekommen. Wegen meines herrn brueder reis 0036wirt gahr guett sein, das auf dem waßer geschen. Heünt ist 0037der Herzoch von Lottring kommen, gott geb ein gutte campagne. 0038Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, wan ich die konftige 0039post filleicht nit mit mein vnterdehnigstes schreiben aufwarten werdte,

0040weil die heilige woch wirt sein vnd alleweil in der 0041kirchen sein. Befehl mich vnterdehnigst vnd sterb 0042ewer Durchlaucht 0043vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0044EMT 0045Wien den 8ten aprill 1686